Kapitel 8

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Rian

Leider Gottes lernte ich Charlene doch noch kennen. Und sie war nicht gerade gut zu sprechen. Sie wollte mir eher eine Klatschen. Ich duckte mich und Darryl packte ihr Handgelenk. Sie fing an zu maulen. "Darrie, lass los, bitte. Die Schlampe will uns doch nur auseinander bringen. Du kannst mich nicht für sie verlassen."
Nina hakte mich bei ihr unter und führte mich galant zum Tisch. "Nun, da es dir wieder besser geht, Eliza, kannst du auch wieder bei uns essen."
"Wie lange bin ich denn weggetreten?" fragte ich und versuchte, Charlenes Katzenjammer auszublenden.
"Zwei Tage. Um und bei zwei Tage." sagte Nina und setzte sich. Liu saß ihr gegenüber und zwinkerte ihr zu. Nina klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr und sah auf ihr Tablett.
"Was glaubst du, macht er mit ihr?" fragte ich.
"Darryl mit Charlene? Na ja, so wie er sie in letzter Zeit behandelt hat...Ich glaube, es ist Aus zwischen den beiden." sagte Nina und wandte sich ihrem Teller zu.
"Als Schade kann ich es nicht bezeichnen." sagte ich.
Nina nickte. "Ich auch nicht. Er hat nie gesagt, wie es zwischen ihnen zur Beziehung kam. Sie behauptet, er hätte sie gerettet und wäre von da an ihr Held."
"Schwesterlein, ich erzähle doch auch niemandem, wie es zur Beziehung von dir Liu kam." sagte Darryl und ließ sich neben mich fallen.
"Oh man, Darryl. Tut mir echt nicht leid, das ich es an Eliza verraten habe." sagte Nina grinsend. "Es weiß ja nur Elizabeth."

"Guten Abend." sagte eine schnarrende Stimme. Wir blickten alle auf. Ich in das Gesicht eines Unbekannten.
Darryl versteifte sich hinter mir.
"Guten Abend, Jaimie." sagte Nina höflich und nahm einen Schluck Wasser.
"Geht es dir wieder besser, Elizabeth?" fragte er mit höflicher Neugier.
Ich nickte schnell. "Ja. Sicher. Alles wieder...bestens."
"Warum bist du denn so ausgerastet?" fragte Jaimie weiter. Ich mochte ihn, seine gegeelte Art und Haltung und seine Fragen nicht.
"Sie hat manchmal solche Anfälle. Sie kann es nicht steuern. Sie hat vergessen, ihre Medizin zu nehmen." sagte Darryl.
Jaimie nickte wissend. "Und? Hast du schon wieder Träume vom Phönix empfangen?"
"Nein. Ich habe mich um Elizabeth gekümmert..."
Charlene startete einen zweiten Angriff auf mich und schlug meinen Kopf auf die Tischplatte.
"Ich wusste gar nicht, das Stadtmatratzen so einen festen Schlag haben." sagte ich.
"Du elendes Miststück! Du kannst nicht meine Beziehung ruinieren! Er war mein Held!"
"Charlene, es reicht!" fauchte Darryl und stand auf. Er zog sie nach draußen. Ich nahm eine Serviette und wischte das Blut vom Tisch und tupfte dann über meine Nase.
Als ich es kurz absetzte, sah ich, dass Teils rotes, teils goldenes Blut (Falls das goldene denn Blut war) an der Serviette klebte. Ich sah Ninas und Lius erschrockene Gesichter. Und Jaimies Schadenfrohes.

Darryl

"Darryl!" rief Nina und packte meinen Arm. Sie schien sehr aufgelöst zu sein.
"Jetzt nicht, Nina. Ich muss mit Charlene noch etwas klären."
"Sie haben sie, Darryl. Jaimie will Rian ausliefern. Sie hatte Nasenbluten. Es war golden. Ein bisschen rot, ein bisschen gold. Jaimie hat es gesehen und sie gleich mitgeschleift." rief Nina.
"Wie bitte?" Ich fuhr zu Nina und Liu herum. "Warum habt ihr ihn nicht aufgehalten?"
"Wir wollten den Schein Waren. Nina ist eine seiner besten Bogenschützinnen. Wenn Jaimie sie auf Rian aufpassen lässt, dann vielleicht...wir haben gesagt, wir wussten nichts davon. Du hättest sie gefunden und uns als Elizabeth vorgestellt. Und sie hätte sich dir als Elizabeth vorgestellt." sagte Liu.
"Wo ist Nikki? Hat sie es mitbekommen?"
"Sie ist reingekommen, nachdem Jaimie mit Rian verschwunden ist. Wir haben es ihr erzählt. Hier. Rians Serviertte." Nina zog ein Taschentuch (oder Serviertte) aus der Hosentasche. Rotgoldenes Blut klebte daran.
"Ist das wirklich Rians?" fragte ich.
"Was genau empfindest du für sie, Darryl?" fragte Nina aufmerksam, und aufgeschreckt zugleich.
"Nichts. Ich empfinde nur für meine Schwestern Geschwisterliebe. Ganz normale Geschwisterliebe." leierte ich den Satz herunter.
Nina hob die Brauen. "Du hast Charlene abserviert."
"Zwischen uns ist nichts mehr. Weißt du, wo sie Rian hingebracht haben?"
"In die Zellen."

Rian

Ich lief ungeduldig auf und ab. Die beiden Wachen beobachteten mein ganzes herumgerenne.
"Sicher, das die 'n Phönix ist? So wie die sich bewegt...Ich tippe eher auf 'nen Menschen." sagte der eine.
"Ghost Girl, du Vollidiot. Die Kleine ist ein Ghost Girl."
Das gerade versuchte, seine Schlüssel zu grapschen. Meine Arme waren aber zu kurz.
Ich lief weiter auf und ab.
Jaimie trat vor meine Zelle. Für den unterbrach ich mein gerenne ebenfalls nicht.
"Sieh an. So ein schnelles Mädchen. Ich würde eher sagen, du bist ein Mischlingskind. Oder Hybrid. Oder Bastard. Ganz wie du willst."
"Ich will meine Freiheit zurück."
"Nein, kleine Phönix. Du wirst hierbleiben und dich ausruhen."
"Für 'nen Schleimbolzen wie dich niemals."
Jaimie lächelte liebenswürdig. Ich meine, schleimig.
"Warum kann man deine Schleimspur noch nicht sehen? Wie viele sind denn bis jetzt schon darauf ausgerutscht?" fragte ich.
"Wie lautet dein Richtige Name?"
Ich winkte ab. "Wo bin ich hier, warum bist du genauso ein Ekelpaket wie mein Stiefvater und was hast du mit mir vor?"
"Erst du, dann ich?" dealte er.
Ich begann, größere Kreise in dem Rechteck von Gefängniszelle zu laufen.
"Ich deale nicht. Mit niemandem. Schon gar nicht mit Fremden."
"Sicher, das sie ein Phönix ist und kein normales Ghost Girl?" fragte ein Wachmann.
"Ich habe ihr Blut gesehen. Golden. So golden hat es im Licht der Untergehenden Sonne geschimmert...."
"Oh Gott, das Gelaber ist ja unerträglicher, als in Filmen oder Büchern."
"Du hast ein Faible für Bücher, kleiner Phönix?"
Weiterlaufen. Einfach weiterlaufen.
"Kleiner Phönix? Hörst du mir zu?" fragte Jaimie süßlich.
"Ich würde auf deine Tonlage achten. Ich mag keinen Honig. Zu süß, zu klebrig. Genau wie deine Stimme." sagte ich und sah nur geradeaus.
"Weißt du, wie viel man mir für ein Mädchen wie dich zahlen würde?"
"Bei meiner Nerverei vermutlich nicht viel."
"Das kann man übersehen....oder beheben."
"Nö. Mach ich nicht mit."
"Ich weiß, das du das sagen würdest, kleiner Phönix."
"Bevor du gerade hier aufgetaucht bist, war es verdammt angenehm, nicht die ganze Zeit so einen Süßholz-Raspeler reden hören zu müssen."

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