Kapitel 35

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Rian

Darryl und ich hatten es zur Lichtung geschafft.
Wir saßen unter der Trauerweide am Bach und hielten die Füße ins Wasser.
"Was passiert jetzt? Mit uns? Und Nina?" fragte ich.
"Nina wird uns finden." sagte Darryl beruhigend.
"und Damien?"
"Keine Ahnung."
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. "Alles so entpannend hier."
"Wie im Traum."
"Nur, das Conor das nicht sehen kann."
"Hoffe ich mal."
"Das Arschloch hat ihn vertrieben."
"Und dann haben nicht mehr die schwarzen Ritter von Liu das Volk unterdrückt, sondern die weißen Ritter von...ähm..."
"Dem Schnösel?"
"Kennst du seinen Namen?" fragte Darryl.
"Nein. Ich mach mir nicht die Mühe, unnötige Namen zu behalten."
Ein paar kleine Fische schwammen durch den Bach.
"Rian?"
"Ja?"
"Ich habe Nachts mit Damien gesprochen."
"Aha?"
"Er sagte, wir hätten eine starke Verbindung zueinander. Angeblich tiefer als die, die ein Phönix mit seinem Gefährten Teilt. So etwas habe es wohl seit irgendwie 200 Jahren oder so nicht mehr gegeben."
"Ich habe dir mein Blut gegeben." sagte ich und errötete.
"Was?"
"Jori hat gesagt, wenn ein Phönix demjenigen, den er liebt, sein Blut ins Essen mischt, dann hat der Partner eine höhere und längere Lebenserwartung. Oder so. Und als du so krank warst....Ich habe dir einen Tee gemacht und da ein bisschen von meinem Blut reingemischt. Und du hast alles ausgetrunken."
Er sah mich verwundert mit seinen blauen Augen an.
"Jori meinte, das ist wohl auch einer der Gründe, warum du dich so schnell von dem Speer erholen konntest." sagte ich schnell.
"Mir gehts gut." sagte er automatisch und legte eine Hand an seine Schulter, da wo der Speer gesteckt hatte.
"Hast du das wirklich gemacht?" fragte er seufzend.
"Ja?"
"Das hättest du nicht tun sollen."
"Bereust du es?" fragte ich.
"Was denn?"
"Mich kennengelernt zu haben."
"Nein."
"Aber?"
"Ich bin nicht der richtige für dich."
"Du hast mir bei der Krönung gesagt, du liebst mich. Du hast mir gesagt, du hättest das Arschloch für mich getötet. Du hast mir gerade eben noch erzählt, wir teilen uns eine Verbindung oder sowas."
"Aber Rian...."
"Das nehme ich nicht so hin, Darryl! Erzähl mir nicht, das einer von uns etwas besseres ist. Ich bin ein Bastards-Kind, das anscheinend von keiner Familie mehr akzeptiert wird, die ich habe."
Darryl hielt seinen Mund. Klug von ihm.
Ich stand auf und wanderte ziellos vor ihm auf und ab.

Darryl

Rian wirkte in diesen Moment besonders zerbrechlich. Was sie aber nicht war. Der Schein konnte ja trügen.
Ihr Blick huschte über die Lichtung. Ich streckte eine Hand aus und umschloss ihr Handgelenk.
"Was soll das?" fragte sie.
"Ich habe keine Lust, dich wieder an irgendwelche Ritter zu verlieren."
"Wirst du nicht."
"Glaubst du. Weißt du nicht."
"Wirst du nicht." sagte Rian fest.
Ich zog sie auf meinen Schoß. "Als ich dich das letzte Mal losgelassen habe, wurdest du von Lius Rittern zu Isabella gebracht und mit einem Arschloch verheiratet, Ghost Girl."
"Besorg doch gleich Handschellen, damit wir nicht mehr getrennt werden." sagte sie sarkastisch.
"Ich lasse dir deine Freiheit."
Wir schwiegen eine Weile. Sie sah in den Bach zu den Fischen.
"Weißt du..." begann sie nach einer Zeit. "Ich habe überlegt, ob ich tatsächlich dir mein Blut gebe. Aber einen anderen Jungen hat es in meinem Leben nie gegeben. Ich wollte nicht das du stirbst."
"Ich wollte dich nie verlassen." Ich vergrub mein Gesicht an ihrem hellblonden Haar, mit der einen, dunklen Strähne.
Rian hielt still und bewegte sich nicht.
So blieben wir sitzen.
So fanden Rians Phönixe uns.
"Hey Jori." sagte Rian leise, als die beiden kleinen Phönixe vor ihr saßen. Jori spreizte seine Flügel und krächzte.
"Ach ja?"
Der kleinere der beiden Phönixe mischte sich ins Gespräch mit ein.
"Wirklich?" fragte Rian skeptisch. "Habt ihr irgendwen gesehen, der auf dem Weg hierher ist?"
Die beiden Phönixe sahen sich an, dann begannen sie, laut zu krächzen.
der Kleine,hellrote kam herangetrippelt und ließ einen Ring in Rians Hand fallen, dann kam er zu mir und sah mich fordernd mit einem Ring im Schnabel an.
"Gib ihr deine Hand." sagte Rian.
Ich streckte vorsichtig meine Hand aus. Der kleine Phönix ließ den Ring in meine Hand fallen.
"Wozu ist das gut?" fragte ich Rian.
"Sie wollen, das wir heiraten."
"Und du? Willst du das auch?" fragte ich.
Rian biss sich auf die Lippen. Der größere Phönix sprang empört vor ihr auf und ab und krächzte.
Ich dachte an den Kuss.
"Rian? Ich liebe dich. Aber ich werde dich nicht zwingen, mich zu heiraten. Trag ihn bei dir, wie und so du willst." sagte ich und drückte den Ring in ihre Faust. Dann beugte ich mich vor und küsste sie. Und sie erwiderte den Kuss.

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