Kapitel 4

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Rian

Ich wälzte mich im Bett hin und her. Es war dunkel, es war warm, es war stickig, Conor ist der größte Kotzbrocken auf Erden.
Immerhin tauchte er nicht in meinen Träumen auf....Aber er hatte andeutungen gemacht. Wusste er, was ich träumte? Das der Blonde Junge mir geraten hatte, zu fliehen?
Waren nicht mal mehr meine Träume vor ihm sicher?!
Conor konnte einem echt alles vermiesen. Mir fiel im Moment keine gute Beleidigung ein, die ich für ihn verwenden konnte.
Die Tür zur kleinen Kammer, in die Conor mich gesperrt hatte, ging leise und - wie eigentlich überall in Büchern und Filmen - knarzend auf. Ich verdrehte die Augen.
"Rian?" hauchte Mama.
"Mama? Wie gehts dir? Was hat er dir getan?"
"Rian? Ich möchte, das du wegläufst. Hörst du? Lauf weg. Traue niemandem."
"Und du?"
Mama strich mir über die Wange. "Ich bin nicht wichtig, mein Schatz."
"Natürlich bist du das, du bist meine Mutter!" rief ich empört.
Die Treppe knarzte.
"Ich werde ihn ablenken, Rian. Und du läufst. Du läufst einfach weg. Egal wo hin. Bring dich in Sicherheit. Und traue niemandem." Sie zog eine Kette mit einem Ring aus ihrer Bademantel-Tasche.
"Nimm das mit, Rian."
"Warum? Was ist das?"
"Den schenkte dein Vater mir, als wir uns verlobten. Trag ihn mit Stolz, Rian." sagte Mama und verschwand.
"Conor, warum bist du wach?" säuselte Mama.
"Du warst nicht im Bett, Sandy. Ich wollte sehen, wo du bist."
"Ich habe nach Rian gesehen. Sie mag dich nicht sonderlich. Ich wollte, das sie dir eine Chance gibt."
Conor seufzte schwer. "Sie ist ein Teenager. Und noch dazu ein Mädchen. Sind die nicht immer schwer zu verstehen?"
"Ja. Du hast Recht. Lass uns schlafen gehen." sagte Mama. Die Schritte entfernten sich.
Ich starrte die geschlossene Tür an.

Darryl

Ein verängstigtes Mädchen dürfte überaus schnell zu finden sein. Allerdings war sie es nicht. Ich seufzte resigniert. Im Moment träumte sie auch nicht, sodass ich sie nicht wie üblich zu irgendeinem Platz hätte locken können.
Ghost Girl. Sie hatte gesagt, sie ist ein Ghost Girl. Aber das konnte nicht stimmen. Es sei denn, der große Phönix hatte seine Gemahlin mit einem Ghost Girl betrogen. Oder die Gemahlin den großen Phönix mit einem Ghost Boy. Dann könnte es hinhauen, das sie sagte, sie wäre ein Ghost Girl, andere jedoch behaupteten, sie wäre ein Phönix. Dann würde Blut beider verschiedener Lebensformen in ihr zusammentreffen.
Ich versuchte erneut, sie zum Träumen zu bewegen. Sie wehrte sich. Sie lief weg.
Ich jagte los. Ich durfte sie nicht alleine lassen. 

Ich hielt erst inne, als ich in einen absolut hässlichen Wald war. Das Gras war Braun und eher Stroh als Gras. Die Bäume abgestorben. Sie war hier.
Und sie rannte direkt in mich hinein.
Ich taumelte überrascht ein paar Schritte zurück. Sie war schon wieder weg. Ghost Girl.
Ich hetzte hinter ihr her, bis ich ihren Arm zu fassen bekam. Sie wehrte sich, und versuchte gleichzeitig, weiterzulaufen. Das führte dazu, das wir hinfielen und sie schließlich unter mir lag.
"Warte! Mädchen, warte!"
"Lass mich los! Ich muss hier weg!" Sie sah sich hektisch um. In ihren grauen Augen leuchtete die Angst.
"Lass mich dir helfen." sagte ich eindringlich.
"Nein. Ich darf keinem trauen!" sagte sie weinerlich. Ich stand auf und zog sie hoch. "Wir müssen hier weg, Mädchen." sagte ich.
"Ich träume bestimmt gerade wieder, oder?"
"Wenn ja, ist das hier echt ein Scheiß-Ort." sagte ich.
"Ich muss weg. ich muss weg!"
Ihre Wange war knallrot und leicht geschwollen.
"War das dein Stiefvater?" fragte ich und berührte leicht die Wange. Sie versteifte sich.
"Und wenn ja?"
"Dann sollte man ihn vielleicht etwas leiden lassen, oder?"


Ghost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt