Kapitel 14

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Rian

Ich hockte auf dem kalten Marmor-Boden im Palast und Liu drückte meinen Kopf nach unten, sodass ich nichts sehen konnte, außer das Muster auf dem Boden.
"Eure Majestät, Phönix, ich habe eure Tochter Rian gefunden. Sie hat sich im Wald verirrt und wurde von einem Fremden Jungen bedroht."
Ich versuchte, mich gegen Lius Griff zu wehren. Er war zu stark.
"Meine Tochter." echote eine Stimme, die ich nicht kannte.
"Ist sie das? Ist sie das wirklich? Isabella? Ist das unsere Tochter?" Schritte näherten sich und ich sah auf ein paar nackter Frauenfüße und ein weiteres Paar Füße, die von einem Umhang verborgen waren.
Liu riss meinen Kopf hoch und zog dabei sehr grob an meinen Haaren.
"Lass mich endlich los, du Blödmann." giftete ich ihn an.
"Sie ist der kleine Phönix. Ich habe ihr Blut gesehen, als sie verwundet war. Es war golden." erklärte Jaimie schleimig.
"Unsere Tochter ist wieder da. Lass sie los, Ritter." sagte der Mann. Liu ließ mich los und stieß mich von sich weg.
"Dir werde ich nochmal die Hölle auf Erden heiß machen!" fauchte ich wütend.
"Holt ein Kammermädchen für meinen Tochter-Phönix. Sie soll sie einweisen und ihr alles zeigen." befahl der Mann.
 "Und euch möchte ich meinen Dank ausrichten."
"Nein!"
"Kommt, Phönix-Tochter." sagte mein Kammermädchen und zog mich aus dem Saal.
"Sie haben den Dank nicht verdient." jammerte ich.
"Sie haben Euch hergebracht."
"Sie haben mich entführt und leiden lassen. Dafür werden diese Mistkerle büßen." Ich ballte meine Hände zu Fäusten und Tränen perlten aus meinen Augen.
"Bitte weint nicht, Phönix-Tochter." sagte das Kammermädchen flehend.
"Man kann mir nicht verbieten, zu weinen."
"Wenn der große Phönix das sieht, denkt er, ich hätte seinen Tochter-Phönix schlecht behandelt." sagte das Mädchen und schüttelte den Kopf. Sie öffnete eine Tür. "Hier ist Euer neues Zimmer."
Es sah aus wie in einem Märchen, aber das war mir im Moment egal. Das Mädchen eilte hinüber zum Nachttisch, nahm die Vase mit Rosen und lief in ein angrenzendes Badezimmer.
Ich ließ mich aufs Bett fallen.
Das Mädchen stellte sich ans Fußende des Bettes. "Sagt mir, wenn ich etwas für euch tun kann."
"Wie heißt du?" fragte ich.
"Mein Name ist unwichtig, ich...."
"Ich kann dich nicht immer mit du anreden, das ist....das ist..."
Darryl hatte mir anfangs seinen Namen auch nicht verraten wollen.
"Mein Name ist Geneviéve." sagte sie scheu.
Ich nickte nur.
Geneviéve beugte sich zögerlich vor und sah sich nach allen Seiten um.
"Seid Ihr wirklich ein Phönix? Oder seid Ihr ein Ghost Girl? Oder ein Mischling?"
"Warum kommen alle auf die Idee, ich wöre ein Mischling?" fragte ich und stemmte mich auf den Unterarmen ab.
"Nun ja, die Gemahlin soll den großen Phönix während eines Festes mal mit ihrem Ghost Boy-Bodyguard betrogen haben. Zu viel Alkohol. Und der große Phönix soll seine Gemahlin mit einer Ghost Girl-Kellnerin betrogen haben. Auf demselben Fest. Wieder zu viel Alkohol. Und kurz nach dem Fest verkündeten sie, die Gemahlin wäre schwanger. bei uns Angestellten kursieren Gerüchte über Mischlinge."
"Warum war ihre Tochter eigentlich verschollen?"
"Ein Krieg wurde gegen den großen Phönix angezettelt. Er hielt es für sein Kind nicht sicher und ließ sie verstecken. Nur der Maester wusste, wo sie sich aufhält. Und der hat jetzt dafür gesorgt, das du wieder hier bist."
"Wer gewann den Krieg?" fragte ich gelangweilt.
"Man dachte, die Feinde des Phönix. Aber wie der Vogel aus der Mythologie ist der große Phönix angeblich aus seiner eigenen Asche wieder auferstanden und bekämpfte seine Feinde mit seinem Feuer."
"Das heißt, der große Phönix ist unsterblich?"
Geneviéve atmete tief ein. Ihre Augen glitzerten. Anscheinend liebte sie Geschichten.
"Nicht ganz. Er lebt mehrere Leben. Seine Gemahlin ebenfalls. Sie werden es merken, wenn es an der Zeit ist zu gehen. Noch ist es nicht so weit."
"Wie lange leben sie schon?"
"Um und bei...250-300 Jahre."
"Okay?"
"Es sind Phönixe, die aus ihrer eigenen Asche wieder auferstehen. War vermutlich sehr praktisch im Krieg. Stell dir mal vor, du stirbst, aber du kannst wieder Auferstehen und deine Feinde dann mit deinem Feuer vernichten."
"Wer war alles auf der Seite des Großen Phönix?"
"Seine Gemahlin. Sehr viele Ghost Boys und Ghost Girls, weil er sie aus der Sklaverei rettete. Seine Untertanen, die ihn liebten. Weißt du, ich liebe Geschichten. Kennst du eine?"
"Ja." sagte ich knapp. "Mein Leben."

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