Kapitel 23

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Darryl

Ich hörte Wasser plätschern. Ich hörte einen Vogel krächzen. Ich spürte Rian. Mit jeder Faser meines Körpers. Sie küsste mich.
Ich stemmte mich auf den Unterarmen ab und kam in eine sitzende Position. Rian rutschte auf meinen Schoß; die Hand, die auf meiner Brust ruhte, fiel schlaff auf Rians Schoß.
Sie ließ von mir ab, aber sie lehnte ihre Stirn an meine.
Ich öffnete die Augen. Sie sah mich forschend an.
"Erkennst du mich?" fragte sie leise.
"Rian. Ja." sagte ich leise und berührte ihre Wange.
"Gehts dir gut?"
"Ja? Und du? Du siehst...traurig aus."
Sie zwang sich zu lächeln, während eine einzelne Träne über ihre Wange rollte. Der Vogel neben mir, ein kleiner Phönix flatterte auf Rians Schulter.

Ein paar Tage später
Rian

"Koch mir was." sagte der Armleuchter herrisch.
"Seh ich aus wie deine Persönliche Hausfrau und Köchin oder was?" fragte ich schnippisch und blätterte die Seite des Buches um.
"Ich habe Hunger."
"Interessiert mich nicht."
"Ich bin dein Ehemann, Rian. Dein Ehemann ist das wichtigste auf der Welt."
Ich hob nur eine Braue und las weiter.
"Ich glaube, wir haben Kochbücher. Falls du also des lesens mächtig sein solltest....kannst du dir selbst was machen."
"Dann muss ich aufstehen. Dein Vogel muss noch gefüttert werden. Dein Pferd. Das Geschirr solltest du abwaschen."
"Und du solltest eine Frau nicht wie deine Dienstmagd behandeln."
"Wie gesagt, du bist nur meine Ehefrau."
"Schlimm genug."
"Jetzt koch mir endlich was." brüllte der Armleuchter.
"Ich werde die glücklichste Witwe auf der Welt sein, wenn du stirbst." sagte ich, steckte ein Lesezeichen ins Buch und füllte Jori's Futterschale auf.
"Lass dich nicht von ihm zur Dienstmagd machen. Das bist du nicht, Rian." sagte Jori stolz.
"Kochen kann er selbst. Ich wollte nur dich füttern."
Ich setzte mich wieder in den weißen Sessel und nahm mein Buch.
Der Armleuchter verwandelte sich in ein Arschloch, denn er hielt gerade ein Feuerzeug an die Seiten meines Buches. "Geh kochen, Rian, oder dein Buch landet im Kamin."
"Das, was als nächstes im Kamin landet bist du, du Penner, mit einem exklusiven Arschtritt von mir. Dann werde ich Jori auf dich setzen und du wirst kümmerlich verbrennen." schnauzte ich ihn an.
"Nicht so hastig, Prinzessin." Arschloch hielt mir einen Dolch an die Kehle.
"Weißt du, was mit dem Prinzen der schwarzen Ritter passiert ist, du Mistkerl? ich hab ihn umgebracht." fragte ich. "Und ich befand mich in genau derselben Situation wie jetzt."
"Weißt du," sagte er nachdenklich und legte das Messer beiseite, "Das viele behaupten, du wärst ein halbes Ghost Girl?"
"Lass sie doch reden. Was interessiert es dich? Du bist doch jetzt mit mir verheiratet."
"Wenn wir ins Schloss deiner Eltern ziehen, werde ich als erstes deinen....Leibwächter verbannen."
"Das kannst du nicht tun."
"Doch. Mir scheint, du magst ihn mehr als mich."
"Ihn lieber zu mögen als dich ist auch keine Kunst."
"Kennst du eigentlich meinen Namen, Rian?" fragte Arschloch.
"Nein, ich mach mir nicht die Mühe, die Namen von irgendwelchen hochgradigen Vollidioten zu merken. Tut mir leid."
"Tut es dir eh nicht."  sagte Jori.
"Stimmt du hast Recht."
"Ach ja, Rian, wenn du kochst, vergiss bitte eine wichtige Zutat nicht."
"Du solltest nicht davon ausgehen, das ich ernsthaft freiwillig für dich koche."
"Dann solltest du damit rechnen, das dein kleines Vögelchen als Chicken Nugget auf dem Grill landet."
Ich sah Jori an.
"Dieses ölige Ding auf zwei Beinen da drüben. Es hat uns gerade bedroht." sagte Jori und plusterte sich auf.
"Ich will, das du dein Blut dazu gibst, Rian. Damit ich unsterblich werden kann." sagte Arschloch.

Darryl

"Warum hast du nicht eingegriffen? Rian wollte ihn nicht heiraten." sagte ich. Damiens Blick huschte durchs Zimmer.
"Rian will noch nicht, das herauskommt, wer ihr richtiger Vater ist. Und ich wusste nicht, das sie eingewilligt hat, den Prinzen zu heiraten." sagte er hitzig.
"Wir sind alle in Rians nähe, Darryl." sagte Angel beschwichtigend.
"Und jetzt?"
Angel hob eine Braue und lächelte leicht. "Jetzt? Jori, ihr Phönix, kommt regelmäßig her und bringt Briefe von ihr. So wie...jetzt." Sie öffnete das Fenster und der kleine Phönix flatterte ins Zimmer. Er schwirrte kurz im Zimmer umher, dann flatterte er vor mir auf und ab. Ich nahm den zusammengerollten Zettel vom Bein des Phönix. Dieser ließ sich auf meiner Schulter nieder und krächzte leise.
Ich rollte den Zettel auf.
"Der weiße Prinz will mein Blut haben, um unsterblich zu werden. Ich hab ihm grad mit 'ner Mini-Bratpfanne eins übergebraten, weil er ein totales Arschloch ist und ich diesen Brief sonst nicht schreiben könnte. Ich hoffe, Jori geht erst in Flammen auf, nachdem der Brief angekommen ist. In ein paar Tagen soll meine Krönung sein. Der blöde Prinz will Darryl aus der Stadt verbannen. Passt auf ihn auf. Wie gehts ihm? Ich schreibe, sobald ich kann. Rian. P.S.: Der blöde Spasti hat mein Buch angekokelt. Hab nichts dagegen, bald wieder Witwe zu werden." las ich vor.
"Ist das Rians Stil? Sie kam mir bis jetzt nicht wirklich so vor." fragte ich dann.
"Rian muss höflich sein. Sowas wird von einer Prinzessin erwartet." erklärte Damien.
"Was ist sie eigentlich? Prinzessin? Ghost Girl? Tochter-Phönix?"
"Keine Ahnung. Jedenfalls ist sie die Erbin des Königreiches." sagte Damien.
"Wegen der Verbannung. Wir könnten dich und Nina bei mir verstecken. Ihr könntet Rians Krönung vom Balkon aus mit ansehen." schlug Angel vor.
"Das wäre sehr lieb von dir." ging Nina drauf ein.
"Wie gehts deiner Hand?" fragte ich Nina.
"Wie gehts dir?" fragte Nina zurück.
"Hatte schon bessere Tage."
"Ich gewöhne mich langsam dran, rechts nur noch vier statt fünf Finger zu haben."
"Liu wird das noch büßen."

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