Persecution in the night

281 19 1
                                    

  Die Strassen waren verlassen. Dunkelheit legte sich über London. Der perfekte Zeitpunkt für einen Mord.
Ciel, Sebastian, Ai und William hatten sich an der Kreuzung im Wald, nahe des Anwesens der Phantomhives, getroffen. William war gar nicht gut gelaunt. Nicht nur, weil er nicht schlafen konnte, nein es war die Tatsache, dass ein gewisser Dämon und sein Hund auch aufgekreuzt waren. Es war Ais Idee gewesen die beiden Mitzunehmen, denn am Tatort könnte sich der Mörder noch befinden.
Der Shinigami zog sich die schwarzen Handschuhe an, während Ai sich den Gürtel um die Hüfte band, an der ihre Standard-Todessense befestigt war. Wie üblich trug sie eine Garderobe in der sie sich frei bewegen konnte, würde es zu einem Kampf kommen. Auch Ciel Phantomhive hat seine formelle Kleidung gegen Einfacheres eingetauscht.
„Noch eine halbe Stunde" stelle William fest als er auf seine Uhr sah.
„Ai, sicherlich hast du auch, genau wie Sebastian, die Vermutung, dass sich ein Dämon hier in London aufhält, nicht wahr?" fragte Ciel und sah sie an. Ai nickte. „Er gehört zu der schwächeren Sorte, aber man darf sie dennoch nicht unterschätzen. Sobald Senpai und ich uns um die Cinematographischen Aufzeichnungen kümmern, wirst du Sebastian die Verfolgung aufnehmen, soweit der Mörder sich noch in der Nähe befindet. Wie schon besprochen."
Sebastian lächelte etwas belustigt. „Nichts leichter als das."

„Ich fass es einfach nicht!" brüllte Eric lautstark durch das Arbeitszimmer und knallte mindestens Zehn Todesdaten auf den Tisch. „Es ist kurz vor Mitternacht und wir machen hier Überstunden!"
Ronald kippte beinahe vom Stuhl, so müde war er. Kaori hatte den Kopf auf den Tisch gelegt und die Augen geschlossen. Alan sass da und schrieb tüchtig weiter an seinem Bericht, aber auch ihm fielen die Augen zu.
Eric legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ruh dich aus, ich werde übernehmen." Leicht verwirrt blickte der jüngere zu ihm hinauf und nickte dann. „Aber hey, Ai und William machen auch Überstunden. Unser Personalmangel zwingt und jetzt auch noch die Lernenden miteinzubeziehen. Normalerweise werden Schüler und Schülerinnen von Überstunden verschont." Ronald richtete seine Brille und wandte sich der nächsten Akte zu. „Schon wieder eine Frau. Das ist nun schon die 60. Akte in diesem Mordfall. Ich hoffe, William-Senpai kommt voran. Ich habe keine Lust auf weitere Überstunden."
Kaori sah kurz auf. „Wisst ihr was mich stickwütend macht? In der Abteilung wird Ai verdächtigt, diese grausamen Morde durchgeführt zu haben." Eric verdrehte die Augen. „Nur weil ein Teil von ihr dämonisch ist, heisst das noch lange nicht, dass sie mir nichts dir nichts, aus glibberigen Substanzen Hirnsuppe macht. Ich frage mich wie der Rest der Abteilung auf so etwas kommt. Erinnert ihr euch an die Konferenz vor knapp 6 Stunden?? So wie sie es mir erzählt hatte, war dies kein Zuckerschlecken." Alan hatte sich inzwischen auf die Couch gelegt und die Augen geschlossen, doch konnte er genau hören, was seine Kollegen sagten. „William-Senpai hatte die ganze Sache aber unter Kontrolle gehabt" kam es leicht schwach von ihm. „Na zum Glück" rief Ronald. Kaori nahm den Stapel zu sich und begann die Akten durchzulesen. „Ist euch eigentlich aufgefallen, wie sehr er sich für Ai einsetzt?" Auf einmal sahen alle zu ihr rüber.
„Fast schon übertrieben."
„Nicht fast schon übertrieben, es ist bereits übertrieben" warf Ronald ein, doch Kaori ignorierte seine Aussage.
„Als Mr. Calvin sie töten wollte, zögerte Senpai nicht ihn körperlich zu verletzen. Und als Ash das Mädchen entführt hatte, war William sofort zur Stelle, auch wenn er sich davor benommen hatte wie der letzte Idiot. Er hat sogar einen aus der Dispatch herausgeworfen, weil dieser Ai beinahe in den Himmel befördert hatte. Und an der Konferenz erzählte sie mir, stand er die ganze Zeit hinter ihr, ja hatte einen anderen Vorgesetzten sogar gedroht ihn rauszuwerfen würde er Ai nochmals solche Worte an den Kopf werfen."
Eric stützte seinen Kopf ab. „Er mag sie. Das ist uns allen aufgefallen..." Doch Kaori schüttelte den Kopf und lächelte schwach. „Ich habe das Gefühl, er liebt sie sogar."
In dem Augenblick ertönte ein dumpfer Aufschlag. Alle sahen auf und erblickten Grell Sutcliff, der keuchend an der Türe stand. Seine Kleidung, sowie seine Hände und sein Gesicht, waren Blutbespritzt. Seine Death Scythe lag auf dem Boden. „Das...sind die letzten für mich heute" keuchte er und knallte fünf gestempelte Akten auf den Tisch. Dann zog er wortlos seinen roten Mantel zu Recht, nahm seine Kettensäge und verliess das Arbeitszimmer. „Was...was ist denn mit dem los?" stammelte Ronald und sah ihm hinterher. Kaori hielt sich die Hand vor dem Mund. „Ich...oh nein, ich bin so dumm. Habe ich das etwa vor Grell gesagt, dass William Ai liebt?"

Als der laute Aufschrei ertönte, stürmten William, Ai, Ciel und Sebastian los. Sebastian bevorzugte dabei die Sprünge von Dach zu Dach, während die anderen drei den normalen Weg zurücklegten. Als sie schliesslich die Sackgasse erreicht hatten, zog Ciel sein Revolver hervor, während Ai und William auf die Leiche zuschritten. Eine Pfütze dunklen Blutes hatte sich auf dem Boden gebildet. Ein grässlicher Anblick. Ai sah weg.
„Dann wollen wir mal..." Ihr Mentor versenkte die Spitze seiner Baumschere in den Leib der jungen Frau. Sofort verliessen die weissen Streifen die offene Wunde. William begann die Erinnerungen zu überprüfen. Währenddessen sah sich Ai nervös um. Keine Spur vom Dämon, obwohl sie seine Nähe ganz schwach spüren konnte. Ihre Hand wanderte zur Todessense. Furchtlos blickte auch Ciels Auge in die Dunkelheit. Als ein Schatten von der einen Ecke zur anderen huschte, schrak er auf und begann zu zielen. Ai sah kurz nach hinten, doch ihr Mentor wir immer noch mit den Aufzeichnungen beschäftigt. Rücken an Rücken mit Ciel, hielt das Mädchen ihre Todessense bereit, für alle Fälle. Schritte hallten durch die Sackgasse. Die Gestalt näherte sich. Immer wieder warf Ai William einen Blick zu.
„Ist er das?" fragte Ciel flüsternd.
„Ich weiss es nicht. Aber eines ist sicher, das ist kein Dämon"
„Eigentlich sollte Sebastian sich um ihn kümmern" zischte der Junge.
„Sebastian kann nicht überall sein."
William T. Spears stand auf und streckte seine Death Scythe gen Himmel hinauf, wo sich die Seele ins nichts auflöste. Dann drehte er sich um und richtete seine Brille. „Auftrag erledigt..." Er hielt plötzlich inne, als er Ais rot-glühende Augen sah. „Er befindet sich hier in der Nähe" sprach sie monoton und ihre Sense erhob sich, streckte sie gegen den Schatten aus, der sie zu beobachten schien. Sofort war auch William zur Stelle. „Wer ist so dumm und läuft geradeswegs in die Falle?" zischte er und schüttelte den Kopf. „Die Frage ist, ob wir es überhaupt mit dem Täter zu tun haben..." Ciel kam nicht weiter, denn in diesem Augenblick landete Sebastian direkt vor ihnen auf dem Boden. Die Gestalt machte einen Schritt zurück und rannte schliesslich davon. „Sebastian, lass ihn nicht entkommen!"
Sofort nahm der Butler die Verfolgung auf. Die Gestalt rannte die Gasse herab. Dabei achtete er darauf in der Dunkelheit zu bleiben. Doch für Sebastian stelle das kein Problem dar. Gerade als er auf ihn zugeflogen kam, surrte etwas durch die Luft. Völlig überrascht von dieser Attacke, wich er der Waffe aus. Ein grässliches Geräusch erklang und die Gestalt wurde mit voller Wucht zu Boden geworfen. William, Ai und Ciel, die in dem Moment auftauchten, blieben abrupt stehen. Sebastian ging auf die Knie und beugte sich leicht über die weitere Leiche. Eine lange, spitze Nadel steckte in seiner Stirne. Das Blut lief in Strömen.
Ai drehte sich schnell weg und suchte Halt an Williams Arm.
Sebastian riss der Leiche das Tuch vom Gesicht weg. Ein junger Mann, wahrscheinlich noch nicht einmal 29 Jahre alt, blickte Sebastian starr an. Doch er war tot. Seufzend stand Sebastian wieder auf. „Eines wissen wir nun. Das ist nicht der Täter." Er zupfte sein Handschuh zu Recht und nahm wieder seinen Platz an Ciels Seite ein.
„Der Mörder trägt einen schwarzen Mantel und einen grossen Hut. Sein Gesicht wird von einer schwarzen Maske verhüllt. Die Werkzeuge bewahrt er in seiner Tasche innerhalb des Mantels. Sein Gang ist schwankend, er geht leicht gebückt, und zudem konnte ich einen goldenen Ohrring erkennen." William richtete mit seiner Death Scythe die Brille. „So viel zum Thema Identifizierung."
„Gut" sagte Ciel. „Mit dieser Beschreibung können wir schon einiges mehr anfangen. Aber wer ist dieser Mann?"
Williams Death Note erschien in seinen Händen und er blätterte zur Letzen Stelle des Buches. „Jayden Lewis. Er ist der Ehemann des Opfers, das wir soeben überprüft hatten, Sophia Lewis. Anscheinend wollte er nach seiner Frau suchen, stattdessen fand er die Leiche und rannte weg." William vergrub seine Todessense ebenfalls ins Fleisch des jungen Mannes.
„Hast du ihn entkommen lassen, Sebastian?"
„Ich bitte vielmals um Vergebung, junger Herr. Ich wurde von der Waffe überrascht..."
„RUNTER MIT IHNEN!"
Das Mädchen erschrak sich so heftig, dass sie erst überhaupt nicht reagiert. Erst als William sich über sie warf und sie zu Boden drückte, surrte es abermals durch die Luft und zwei Messer blieben an der Wand hinter ihnen stecken. Sebastian hatte Ciel gepackt und war mit ihm auch aus der Gefahrenzone gesprungen. William stand auf und half Ai wieder auf die Beine zu kommen, die sich gerade vom Schrecken erholte. Sachte drückte er das Mädchen an sich. „Ich schlage vor wir ziehen uns jetzt zurück. Unseren Auftrag haben wir erledigt."
Sebastian nickte einmal und hielt Ciel immer noch in seinen Armen. „Auch wir werden uns jetzt zurückziehen. Junger Herr." Blitzschnell sprang er hoch und bannte sich seinen Weg durch über die Dächer Londons. Ai hatte ihre Arme um William geschlungen als dieser wieder das helle Licht der Dispatch wahrnahm. Keuchend stütze sich William an der Wand ab. Ai lag zu seinen Füssen, völlig erschöpft von der ganzen Anspannung. Der Shinigami-Mentor kniete sich zu ihr und half ihr beim Aufstehen. „Das ist gerade nochmal gut gegangen." Ai nickte, sagte jedoch kein Wort. Alles war so schnell vergangen. Sie legte die Arme um sich und schloss die Augen. Sie hatte seinen Körper gefühlt, so nahe...als er sie zu Boden geworfen hatte, als er sie an sich gedrückt hatte. Sie schluckte heftig. Es war eigentlich der falsche Zeitpunkt daran zu denken. Das war zu viel für sie. Sie zuckte leicht zusammen, als William ihr sachte eine Strähne aus dem Gesicht nahm. Noch immer blickte der Shinigami auf sie herab. Er war besorgt. „Miss Nakamura, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Ai sah zu ihm auf. Das Mädchen war ganz blass.
„Ja" hauchte sie leise. Und in dem Augenblick kamen Eric und Kaori. „Senpai" rief das Mädchen mit den rosaroten Haaren. William seufzte. „Gibt es ein Problem?"
„Allerdings. Morgen werden mindestens 50 Menschen in West London umgebracht. Die Liste füllt sich, die anderen Shinigami sind aufgebracht" rief Eric und man konnte die Anspannung aus seiner Stimme heraushören. William zögerte nicht lange und ging schnellen Schrittes ins Arbeitszimmer. Kurzerhand nahm er die Todesakten in die Hände und blätterte sie durch.
Seine Stirn runzelte sich zunehmend. Sein Mund öffnete sich und er sah auf. „Kinder! Die nächsten Opfer werden Kinder sein!"  

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt