Biased trial

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Wie vom Blitz getroffen stand Ai einfach nur da und hatte die Augen aufgerissen. William sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war vollkommen ernst. Nur sein Blick...in seinem Blick lag so viel Wärme, so viel Schmerz und Erleichterung zugleich. Ai schüttelte sachte ihren Kopf und konnte nicht glauben, welche Worte seine Lippen soeben verlassen hatten. Tränen sammelten sich in ihren Augen, Ihr Herz schlug wilder denn je.
Dann war es also doch wahr?
Ihre Vermutung.
„Was sagen Sie da..." flüsterte sie und mied automatisch seinen Blick. Doch William hob ihr Gesicht mit seinen Fingern an. Ihre Tränen glitzerten im Mondlicht.
„Was ist mit der anderen..."
„Du bist naiv, wie eh und je" unterbrach er sie, worauf Ai etwas verwundert in seine Augen sah.
„Die Frau mit der ich die Ewigkeit verbringen möchte..."
Seine Hand strich über ihren Oberarm....
„Das ich sie schon lange gefunden habe..."
...wanderte herab zu ihrer Taille...
„Die ganze Zeit, habe ich von dir geredet" sagte er leise, legte seinen Arm fest um ihren Körper, bevor er sich zu ihr herabbeugte und seine Lippen auf ihre legte. Ai hielt sofort die Luft an, so überrascht war sie. William...William küsste sie...
„Was tut er da...warum..." dachte sie und ihre Augen waren immer noch offen, starrte auf seine geschlossenen Lider, bevor sie sich schliesslich ganz dem Kuss hingab und ihre Augen ebenfalls schloss. Vorsichtig bewegte er seine Lippen, glitt mit seiner Zunge sanft über ihren Mund, bevor Ai ihm schliesslich nach kurzem Zögern Einlass gewährte.
Ihre Arme umschlangen langsam seinen Nacken, als der Kuss leidenschaftlicher wurde und beide Herzen begannen in einem Takt zu schlagen.
Ihre Lippen...genauso hatte er sie vorgestellt...weich, warm und...süss. Und er spürte keinen innerlichen Schmerz, nichts plagte ihn, nicht einmal sein Gewissen, dass er seine Schülerin liebt. Oder schlimmer, eine Dämonin.
Er, William T. Spears, liebte eine halb-Dämonin.
Als er sich löste, hielt Ai ihre Augen immer noch geschlossen und wimmerte über den Verlust dieses unbeschreiblichen Gefühls.
Der Shinigami legte seine Stirne gegen ihre und strich ihr sanft über die Wange, bis sie ihre Augen langsam öffnete.
„Senpai, Sie lieben mich?" Tränen bannten sich den Weg über ihre Wangen und sie begann leise zu schluchzen. Während sie den Druck seiner warmen Lippen immer noch auf ihrer, spüren konnte, schlang William seine Arme um sie und hielt sie fest. So fest, als ob er Angst hätte sie im nächsten Moment zu verlieren.
„Glaubst du mir nicht?"
Sofort sah das Mädchen zu ihm auf und William wischte ihr die Tränen weg.
Sein Blick war diesmal weder kalt noch sehr warm. Immerhin befanden sie sich in einer äusserst ungünstigen Lage. Als sie schliesslich einen lauten Schrei hörten, wurden sie sich wieder ganz bewusste in welcher Situation sie sich befanden.
Keine Zeit für irgendwelche Zärtlichkeit.
William blickte kurz nach hinten. „Ich denke" begann er und richtete sich die Brille. „Wir sollten deinem dämonischen Freund unter die Arme greifen."
Das Mädchen nickte leicht und wischte sich die letzten feuchten Stellen im Gesicht weg, bevor sie leicht an seinem Arm zerrte. „Überlassen Sie mir dieses Dämonen-Kind!"
„Ai, das ist verdammt unvernünftig von dir!" rief er im strengen und kühlen Ton, doch seine Schülerin liess nicht locker. „Es geht um etwas ganz anderes, Senpai. Ich habe das Gefühl, dass sie mehr über mich weiss, als ich selber."
William schluckte und sah sie starr an. Wenn Ai nun die Wahrheit herausfinden würde...undenkbar! Er hatte sie doch schliesslich die ganze Zeit über davor beschützt. Die ganzen Ausreden, das Zögern...alles um sie davor zu bewahren. Doch wie lange konnte er dieses Spiel spielen? Sie würde es eines Tages so oder so erfahren.
Er legte seine Hände auf ihre Schultern. „Egal, was sie auch sagen mag, Ai, lass dich nicht von ihren Worten beeinflussen. Siehe nur die Shinigami, die sich in dir befindet!"

„Das war kein guter Schachzug, junger Herr" rief Sebastian und fing die Fausthiebe des anderen Dämons ab. In seinen Armen, Ciel Phantomhive.
„Was kümmert mich das! Du sagtest dieser Dämon sei sehr schwach, wie kommt es dann, dass du so lange kämpfen musst?" er sah ihn wütend an, doch Sebastians Konzentration galt nur dem Kampf.
„Es ist selbst mir ein Rätsel, junger Herr!"
Gerade als der Dämon das Messer, oder besser gesagt die Death Scythe, in Sebastians Schulter rammen wollte, brüllte er vor Schmerz auf und beide entdeckten Williams Baumschere aus der Brust des Dämons rausragen. Schnelle Schritte erklangen und im nächsten Moment sprang eine Gestalt auf, landete direkt auf den mächtigen Schultern des Dämons und rammte ihm eine weitere Death-Scythe-Klinge in den Nacken. Als er zu Boden ging und sein Kopf darauf aufschlug, wurde es auf einmal still. Ai stieg vom leblosen Körper ab und betrachtete die zweite Baumschere, die ihr Meister ihr zu Verfügung gestellt hatte. Cinematographischen Aufzeichnungen verliessen den Körper des Dämons. Ciel sah zu Ai. Ihre roten Augen glühten im Dunkeln.
„Erinnere dich an meine Worte" sagte William, als er neben ihr auftauchte und die Hand auf die Schultern legte.
Ai nickte und das Dämonen-Mädchen begann auf einmal laut zu kichern.
„Es ist also wahr..." sagte sie. „Zuerst wollte ich den Worten des Herrschers der Unterwelt nicht glauben, aber nun habe ich deine Kraft mit meinen eigenen Augen gesehen, du schreckst nicht zurück deine Gefährten zu beschützen." Sie ging ein paar Schritte auf Ai zu. Das weisshaarige Mädchen hielt die Death Scythe auf Angriffsposition.
„Schrecklich, siehst du aus, liebste Ai" säuselte sie belustigt und musterte sie von oben bis unten. „Und doch wirst du von diesem Shinigami geliebt" sie blickte kurz zu William der ihren Blick zornig erwiderte.
„Ehrlich, William, das hätte ich nicht von dir gedacht. Weisst du Ai, ich wollte dich zuerst leiden sehen, bevor ich dein Leben ganz auslösche, schliesslich bist du nicht gerade die fähigste Shinigami und als Mensch ein vollkommener Dussel, aber anscheinend habe ich dich etwas unterschätzt." Sie lachte laut und im hohen Ton. „Du bist einfach nicht geschaffen für diese Welten. Dein Platz ist in der Hölle, ich weiss genau, dass dein dämonisches Blut danach schreit zu deinen Wurzeln zurückzukehren."
Ais Falten auf der Stirne vertieften sich zornig. „Wer bist du, dass du so viel über mich weisst?!"
Sie grinste gefährlich. „Mein Name ist Hiko, ich bin das Feuerkind!"

„Wo sind wir hier?! Am Arsch von London?!" rief Eric ziemlich gereizt und sah weit und breit nur Wiesen und Felder. Ronald, der seinen Rasenmäher lässig auf den Schultern trug, seufzte. „William-Senpais Brieftaube ist gerade noch rechtzeitig angekommen, zuverlässig wie immer..." er kam nicht weiter, denn ein explodierender Feuerball liessen beide Shinigami zu Boden gehen. In dem Moment als sie aufstehen wollten, flog Sebastian, mit Ciel in den Armen, direkt über ihnen hinweg. Gefolgt von William.
„Was um alles in der Welt..." fluchte Eric und sein Blick glitt von Ronald nach hinten, wo er zwei weitere Gestalten aufeinander zurasen sah. Er richtete sich die Brille. „Das...das ist doch Ai!"

„Ich will die Wahrheit wissen!" rief das weisshaarige Mädchen ihr zornig entgegen und schwang die Baumschere. Hiko liess einen weiteren Feuerball ab, doch Ai wich ihr aus.
„Das wüsstest du wohl gerne wie?" sagte das kleine Mädchen leise. „Du bist wirklich sehr hartnäckig. Eine richtige Dämonin eben. Das gefällt mir!"
„Deine Worte sind Gift" zischte Ai. „Ich werde mich niemals den Teufeln anschliessen!"
„Warum? Hat dich die Liebe so blind gemacht, dass du nicht mal mehr daran interessiert bist, deine Familie kennenzulernen. Ich weiss alles über dich, Ai!" Hiko landete sanft auf den Boden und sah ihre Gegnerin seelenruhig an, die etwa 5 Meter vor ihr stand und vor Erschöpfung keuchte.
„Du wurdest dein ganzes Leben lang von den Shinigami verfolgt, doch sie konnten dich nicht finden, weil du zwei ganz heimliche Leibwächter hattest, die dich bis heute noch beschützen"
Ais Augen weiteten sich. „Von was redest du? Wer sind meine Leibwächter?"
Doch Hiko ging auf diese Fragen nicht ein. „Als William T. Spears dich schliesslich fand und tötete, dachten wir alle es sei endlich vorbei. Aber du hattest überlebt...leider."
Ais Herz zog sich zusammen. Sie verstand absolut nichts mehr. Vor ihren Augen spielten sich Szenen aus ihrer Vergangenheit ab. Es hatte doch alles so harmlos begonnen, alles war normal gewesen, bis plötzlich William in ihr Leben eintrat.
„Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass alle etwas von dir wollen, ohne, dass du grossen Einfluss darauf üben kannst? Tja, so ist es...die Shinigami liessen dich aus einem einzigen Grund leben, Ai. Damit du ihnen deine Kräfte leihen kannst."
Der starke Wind wehte Ai kalt ins Gesicht. Sie sah herab.
„Ai, liebt William dich wirklich? Oder ist das nur eine Illusion?"

„Hat hier nicht irgendwer gesagt, dieser Dämon sei schwach" rief Ronald verärgert und warf Sebastian einen wütenden Blick zu, während er auf seinem Rasenmäher angeflogen kam und auf den Mörder landete.
„Diese Frage habe ich ihm auch schon gestellt" antwortete Ciel und feuerte mit seinem Revolver los. „Er hat beide Angriffe der Shinigami überlebt"
„Was habt Ihr gedacht? Ein Dämon ist ebenfalls unsterblich" sagte William und sein Blick glitt von den Kämpfenden zu Ai, die einfach nur dastand mit leerem Gesichtsausdruck. Sofort breitete sich in ihm ein ganz komisches Gefühl aus. Irgendetwas stimmte nicht...

„Ich wusste ja, dass du naiv bist, aber so naiv..." Hiko schüttelte den Kopf und schnalzte gleichzeitig mit der Zunge. „Eine Romanze zwischen Shinigami und Dämon ist in eurer strickten Bürokratie verboten und..."
„HALT DEN MUND!" schrie Ai ihr entgegen, was Hiko kalt lächeln liess.
„HALT EINFACH DEINEN MUND. ICH WILL NICHTS HÖREN!" Sie hielt sich die Ohren zu und fiel auf die Knie. „William hat gesagt, ich darf mich nicht von ihren Worten beeinflussen lassen. Ich darf ihren Worten kein Glauben schenken...sie lügt, alles was sie sagt ist eine Lüge" dachte sie und erinnerte sich wieder an den Kuss zurück, was ihre Augen mit Tränen füllte.
„Das William mich liebt habe ich gar nicht nicht richtig realisiert." Sie kniff ihre Augen zusammen. „Aber William würde niemals lügen. Das ist nicht seine Art."
Hiko betrachtete sie. „Ich hätte mehr von dir erwartet. Als man mir von dir erzählte war ich ganz hellhörig, aber was ich nun hier zu sehen bekomme ist einfach nur erbärmlich." Sie zückte ein kleines Messer hervor und leckte die Klinge ab. Ai riss ihre Augen auf, als ein grässliches Knurren ertönte und ein Schatten sich hinter ihr aufbaute.
„Hier endet deine Reise...Luzifers Tochter."
Sie hatte das Gefühl alles verginge in Zeitlupe.
Ai hatte sich umgedreht und musste nun mitansehen, wie die Krallen des Dämons ihrem Gesicht immer näher kamen.
„AI...!" rief William entsetzt und setzte zum Angriff an, doch als er nur noch das Spritzen des dunklen Blutes sehen konnte, hielt er mit geschocktem Gesichtsausdruck inne...  

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt