Sleep, my little child

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Ein leises Zwitschern drang durch das offene Fenster. Die Sonnenstrahlen liessen Licht und Wärme eintreten. Eine angenehme Frische durchzog, das sonst so muffige, Hinterzimmer des Bestatters. Schnelle Schritte waren zu hören. Leises unverständliches, doch sichtlich aufgeregtes, Murmeln kamen ihr zu Ohren. Dann das zerschellen ein paar Tonkrüge, was das Murmeln in einen kleinen Schrei verwandelte. „Wie konnte ich nur so spät aufstehen, heute muss die Arbeit fertig werden, ansonsten…“ der Rest des Satzes ging unter. Ais Lider zuckten. Ein tiefes Einatmen liess ihre Brust leben. Sie spürte das warme Sonnenlicht auf ihrer Haut. Eine tiefe Ruhe, die ihr fremd vorkam, stieg in ihr auf. Keine Schmerzen. Keine schweren Gefühle. Alles war auf einmal weg. Der weiche Satin unter ihr war so angenehm, dass sie leicht lächeln musste. „So fühlt sich also der Himmel an…“ murmelte sie. „Ich habe mir den Platz zwischen den Wolken schon mehrere Male vorgestellt, aber dass es so schön ist, hätte ich nicht gedacht.“

„Mädchen…du bist nicht im Himmel!“

Als ein lauter Aufschrei ertönte, donnerte das Bestattungsschild Undertakes auf die Strasse. Völlig unfähig sich auch nur ein klein wenig zu bewegen, starrte Ai den schwarz gekleideten an. Ihr Mund stand offen. „Un…Undertaker…ich bin bei Undertaker?“ begann sie zu stottern. Der Bestatter sah sie jedoch nur verständnislos an und hob die Hand. „Hallo.“

„Wie bin hierhergekommen? Was ist überhaupt passiert…Uh…“ sie hielt inne. Stimmt! Nachdem William ihr den >Todesstoss< versetzt hatte, war sie von Dach des Schulhauses gestützt. Doch hatte sie danach nichts mehr gespürt. Ihre Glieder waren steif und kalt. Sie blickte auf ihre Hände. „Bin ich nicht tot…?“ Sie zog die Beine an sich. Wie konnte es sein, dass sie überlebt hatte? Oder war sie bei Undertaker, damit er sich um ihren Körper >kümmerte<? Moment mal! Sie blickte abermals zum Bestatter und blinzelte ein paar male. Sie schwang das Bein hoch und wollte aus dem Sarg steigen, doch sie wurde auf einmal so schwach, dass ihr Hinterteil Bekanntschaft mit dem harten Steinboden machte. „Eh…warte…wohin willst du?“ keuchend erhob sich Ai wieder. Sie schwankte gefährlich. Doch sie raffte sich auf und rannte aus dem Zimmer, durchquerte den kleinen Empfangsraum, stiess die Türe auf und hielt im nächsten Moment erschrocken inne. Die verlassene Gasse kam ihr ziemlich alt und modrig vor. Laute Stimmen hörte sie aus der Ferne, doch hier war keiner zu sehen. Zwei Arme packten sie um den Bauch. Ai protestierte Lautstark und versuchte sich loszureissen, aber Undertaker war stärker als er aussah. „Bei deiner Kleidung holst du dir noch eine Erkältung.“ Bemerkte er und legte ihr, zu ihrer Verwunderung, eine Decke um die Schulter. Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, als sie die zerfetzte Schuluniform an sich betrachtete. Der Rock war auf einer Seite bis zu ihren Beckenknochen aufgerissen. Ein Loch befand sich zwischen ihrer Oberweite. Ausserdem war sie Blutbefleckt und schmutzig. Schnell zog sie die Decke fester um sich, als Undertaker mit einem Messbecher heissen Tee wieder zurückkam. Verdutzt sah sie zu ihm auf. „Na, nun nimm schon.“ Ai packte den Becher und sah weg. Kein Wort des Dankes kam ihr über die Lippen. Der Bestatter nahm sich gemächlich einen Stuhl und stellte ihn direkt vor das Mädchen, nur um sich im nächsten Moment, zu ihrer Verärgerung, darauf niederzulassen.  Ein breites Grinsen seinerseits, liess das Mädchen leicht zusammenzucken. Es war ganz anders, ja beinahe unheimlich, wie er da vor sich weilte und dumm grinste. „Warum schweigst du? Hast du mir denn nichts zu erzählen…ich meine, mir nichts und dir nichts einfach so vom Himmel auf meinen Wagen zu fallen ist unanständig und ziemt sich nicht für eine Lady.“ Sein breites Lächeln deutete darauf hin, dass er sich etwas über sie lustig machte. Ai sah auf ihren Tee. Die Frage, wie sie eigentlich hier gelandet war, hatte sie sich schon selber gestellt. „Ich habe keine Ahnung von was Sie reden.“ Das Mädchen nahm einen Schluck. Die Wärme tat so gut. „Wie konnte ich das nur überleben? Ich habe genau gesehen wie William seine verdammte Gartenschere in mein Herz gestossen hatte.“ Sie sprach mehr zu sich selber als zu Undertaker. Der jedoch hatte ein sehr gutes Gehör. „Ach, also darum geht es?“ kicherte er. Genervt von der Situation, raufte sich das Mädchen die Haare. „Haben Sie nicht noch andere Dinge zu erledigen, statt mich hier anzustarren?“

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt