Alice first defeat

141 8 6
                                    

Ronald Knox verschluckte sich heftig an seinem Mittagessen, als Alice Stuart die Mensa betrat und einige andere Mitarbeiter sie begrüssten.
Kaori verzog das Gesicht.
„Schaut euch dieses Miststück an. Stolziert hier umher als ob sie schon Aufsichtsbeamtin des Sektor Londons wäre."
Ronald schnaubte. „Dass unser Direktor damit einverstanden ist...William-Senpai, der nächste Leiter der Gesellschaft zur Entsendung der Shinigami und Alice Stuart die zukünftige Aufsichtsbeamtin dieser Abteilung. Mr. Spears war ja noch zu ertragen und seit Ai in seinem Leben ist, ist er ja auch viel entspannter, aber ich will nicht wissen, wie es ist, wenn diese Stuart hier ihre Schreckensherrschaft ausbreitet."
Eric, der seine Death Scythe lässig auf seiner Schulter trug, blickte ebenfalls finster zu der Frau rüber.
„Für den Sitz des zukünftigen Direktors, muss Mr. Spears ein Seminar besuchen, also ich will nicht in seiner Haut stecken. Ach, wisst ihr zufälligerweise wo sich Ai aufhält? Ich muss ihr noch die Kursdaten für das neue Jahr geben."
„Kursdaten?" fragte Alan leicht verwirrt. „Ai absolviert doch die ganzen Kurse, privat, bei William-san."
„Ich weiss, ich habe mit dem ja auch nichts zu tun. Die aus der Personalabteilung hatten mit die Mappe in die Hände gedrückt und gesagt, ich solle es ihr überbringen."
Ronald runzelte die Stirne und sah ihn an. „Das ist aber merkwürdig."

„William?" rief Ai und betrat das Wohnzimmer. Ihr Meister sass auf der Couch und las in einem nigelnagel neuen Buch.
„Ja, Ai, was gibt es?" fragte er, ohne den Blick zu heben. Seine Stimme klang monoton, was sie seufzen liess. Seit gut einer Woche war ihr Meister ständig am Lesen oder Schreiben. Zwar wusste sie, dass er das Seminar für angehende Direktoren und anderen Positionen besuchte, aber sie hätte nie gedacht, dass dies so viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Jeden Morgen war er der erste der erwachte und jeden Abend der erste, der einschlief.
Sie erledigte ihre Arbeiten selber und lernte auch alleine. Natürlich vermisste sie das gemeinsame Lernen mit ihm, es hatte ihr immer Spass bereitet, doch nun war er derjenige, der büffeln musste.
„Ich muss mich um eine Seele im East-End kümmern" sagte sie und schnallte sich den Gurt um die Taille.
Jetzt sah William auf und drehte sich um.
„East-End?" fragte er bedrohlich und klappte das Buch zu.
„Wer gab dir diesen Auftrag?"
Ai band sich das lange Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. „Der Name steht in meiner Todesliste und um die muss ich mich kümmern, ganz egal wer mir den Auftrag gab" antwortete sie, doch anscheinend war William ganz und gar nicht zufrieden mit dieser Aussage und nahm ihre Death Note zur Hand. In ihrer Liste standen sehr wenig Namen und alle waren durchgestrichen, bis auf eine.
Sofort setzte sein Herz einen Schlag aus, als er den Namen las.
„Das...das kann nicht sein..." dachte er erschrocken und schüttelte mit gerunzelter Stirne den Kopf.
Das war vollkommen unmöglich!
„Ai..." begann er und kam auf sie zu. „Dieser Auftrag war nicht an dich gerichtet, ich habe vorgestern noch mit dem Leiter der Personalabteilung geredet und diese Seele Mr. Slingby zugeteilt. Es kann nicht sein, dass dieser Name jetzt in deiner Death Note steht."
Er sah sie durchdringend an, als sie sich ihm zuwandte.
Gleich darauf legte sich auch ihre Stirne in Falten. „Ich verstehe nicht recht..."
„Musst du nicht, das werden wir jetzt gleich klären" sagte er schnell und richtete sich die Brille. „Unfassbar, dass sie nicht fähig sind den Auftrag jemand anderem zu überlassen. Diese Persönlichkeit geniesst einen sehr hohen Rang und ich unglaublich gefährlich. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dir diese Seele holen zu lassen" sagte er, als er, mit Ai ihm Schlepptau, die Wohnung verliess und Richtung Personalabteilung ging.
Das Mädchen fühlte sich auf einmal gar nicht mehr wohl.
Wie konnte so ein schwerwiegender Fehler passieren?
Hätte William es nicht gemerkt, sie wäre losgegangen ohne von der Gefahr gewusst zu haben.
Eine Gefahr die wohlmöglich ihr Leben gekostet hätte.
In der Personalabteilung angekommen, sah sich William kurz um und entdeckte schliesslich den Leiter durch eine Glasscheibe. Mit schnellen Schritten kam er auf die Türe zu, öffnete diese, schritt geradeswegs auf seinen Schreibtisch und knallte das Todesdokument so fest auf dessen Schreibtisch, dass Ai zusammenzuckte.
Sofort wurde es still im ganzen Arbeitsbüro.
Alle Mitarbeiter sahen zu ihnen rüber. Das Mädchen hatte ihre Augen aufgerissen. William in so rasender Wut zu sehen, bereitete ihr Gänsehaut.
Der Shinigami hatte sich auf den Schreibtisch abgestützt und sah den Leiter bedrohlich an, der sich unter seinem Blick extrem klein gemacht hatte.
Eine Ader erschien auf Williams Schläfe.
„Was soll das?" zischte er und nickte auf die Todesakte der gewissen Persönlichkeit. Der Leiter schluckte so heftig, dass alle es hören konnten. Ai konnte nicht glauben, was sie da zu Gesicht bekam.
Williams Aura glühte in der roten Farbe des Zorns.
„Mr. Donovan, beantworten Sie mir die Frage! Warum wird dieser Auftrag, der einem Selbstmord gleicht, meinem Schützling überreicht, wenn ich doch vor zwei Tagen bei Ihnen war und das ganze abgeklärt habe?!"
Seine Stimme wurde immer wie lauter.
„I...ich...ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun, Mr. Spears."
„Dann nennen Sie mir einen Namen!"
„Miss...A...Alice Stuart!"

Sofort erstarrte Williams Gesicht. Sein Herz begann vor Wut immer schneller zu pochen. Er kam seinem Gesicht noch näher.
„Seit wann nehmen Sie Aufträge von dieser Frau an? Miss Stuart ist angehende Aufsichtsbeamtin. Diese Abteilung steht unter meiner Aufsicht und die Regeln stammen ebenfalls von mir! Sie haben meinen Befehlen zu gehorchen."
Ai zuckte zusammen und kam auf ihn zu. „Senpai, bitte...er kann nun wirklich nichts dafür..." sagte sie leise und berührte ihn am Arm. Schnell entzog sich William von ihr, was ihr Herz schmerzhaft zusammenziehen liess.
„Senpai..."
Er warf ihr einen Blick zu. Ein eiskalter Blick der jedoch auch sagte: „Bitte, verzeih mir."
Das Mädchen nickte einmal unscheinbar und William verliess schnell das Büro. Sie sah ihm nach und ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Alice Stuart...warum sie? Warum machte diese Frau ihr das Leben so schwer? Ihre Mitarbeiter sahen sie an. Schnell legte sie die Arme um sich und verliess das Büro ebenfalls. „Wo ist er hingegangen?"
Sie sah sich um, aber er war schon längst verschwunden.
„Senpai! Hoffentlich tut er nichts Unüberlegtes..."

Ohne anzuklopfen riss William die Türe auf. In dem Moment erhob sich Alice von ihrem Stuhl und blickte ihm geradeswegs in die Augen.
„Mr. Spears!" rief sie freudig aus. „Was verschafft mir diese Ehre?"
„Ihre schön dagegengeredeten Worte können Sie sich sparen, ich weiss ganz genau, dass das hier auf Ihren Mist gewachsen ist" rief William und warf ihr die Mappe und Ais aufgeschlagene Death Note hin. Die angehende Aufsichtsbeamtin nahm das Dokument zur Hand und begann es lächelnd durchzublättern.
„Ich denke..." begann sie und richtete sich ihre Brille. „...für einen Dämon ist dieser Auftrag ein Kinderspiel."
William presste die Lippen zusammen und konnte nicht glauben, was er eben gerade gehört hatte.
„Ai Nakamura ist noch nicht soweit. Ich lasse nicht zu, dass sie einer unnötigen Gefahr ausgesetzt wird, sie steht unter meinem Schutz, so wie alle Lernenden durch ihren Meister beschützt werden. Sie befindet sich in der Ausbildung, gerademal in der Anfangsphase in ihrem ersten Jahr, also mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein, Miss Stuart, ich unterrichte sie, ich breite sie auf die Prüfungen vor, ich bin ganz allein für sie verantwortlich und nicht Sie! Noch steht diese Abteilung unter meiner Aufsicht und Sie haben sich meinen Regeln anzupassen. Im Herrgotts Namen, wenn Sie neue Dokumente erhalten, möchte ich, dass Sie sie mir zeigen und nicht auf eigene Faust etwas herumbasteln, dass ich wieder ausbügeln muss. Unfassbar!! Am liebsten würde ich Sie gleich rausschmeissen, denn meiner Meinung nach sind Sie anscheinend unfähig sich neuen Regeln anzupassen, tut mir aufrichtig leid, dass Sie schwer von Begriff sind aber anscheinend liegt das im Erbgut ihrer Familie...Und noch etwas..."
William funkelte sie an. Er hatte kein einziges Mal Luft geholt, während er sie wütend angefaucht hatte.
„...Lassen Sie meine Schülerin in Ruhe! Wenn ich noch einmal sehe, dass Sie sich ihr auch nur einen Zentimeter nähern, fliegen Sie hochkantig aus dieser Abteilung und können sich von der Position als Aufsichtsbeamtin des Sektor London verabschieden...Ganz egal ob der Direktor anderer Meinung ist, denn bald müssen Sie damit umgehen, dass ich diese Position haben werden! Und glauben Sie mir, ich werde Sie im Auge behalten!"
Er riss ihr das Dokument und die Death Note aus der Hand.
„Und das, werde nun ich übernehmen."
Mit diesen Worten drehte sich der Shinigami um und verliess das Büro mit einem lauten Knall. Zurück blieb eine Aufsichtsbeamtin, die mit allem gerechnet hatte, nur nicht mit dem. Geschwächt und mit vor Schreck geweiteten Augen setzte sie sich wieder hin und legte die Hände ineinander. Ihr Herz schlug schnell vor Aufregung und Wut. Solch harte Wort hatte sie schon lange nicht mehr gehört und schon gar nicht in dem Ton.
Und vor allem nicht von William T. Spears.
Er hatte sich deutlich...sehr deutlich ausgedrückt.
So deutlich, dass sie nichts sagen konnte...auch wenn sie gewollt hätte. In dem Moment hatte sich nur Furcht empfunden...Furcht vor dem Mann, den sie liebte.
Der Plan, Ai einen Fehler unterzujubeln war gescheitert. Mr. Spears Adleraugen übersahen aber auch gar nichts. Dabei hatte sie alles, bis ins kleinste Detail geplant. Hatte bereits jede Spielfigur aufgestellt, die nur darauf warteten ihre Befehle zu erhalten.
„Verdammt!" rief sie und knallte die Faust auf den Tisch.

„Senpai!" rief Ai und rannte auf ihn zu. „Senpai, ich habe Sie die ganze Zeit gesucht. Wo waren Sie?"
William drehte sich um und erblickte seine Geliebte. Schnell richtete er sich die Brille und versuchte Kontrolle über sich zu gewinnen.
„Ich war soeben bei Miss Stuart um eine weitere Katastrophe zu verhindern" sprach er, als sie bei ihm ankam.
„Aber was ist denn los? Von was für eine Katastrophe sprechen Sie, Senpai?" das Mädchen hatte ängstlich ihre Augen geweitet und sah zu ihm hinauf. In seinen Augen funkelte immer noch der Zorn. Sein Blick war so eiskalt wie schon lange nicht mehr, was ihr einen Schauder über den Rücken jagen liess.
„Miss Stuart wollte Ihnen mal wieder etwas Übles unterjubeln, aber ich habe ihr klipp und klar meine Meinung gesagt. Sie soll sich in Zukunft aus unseren Angelegenheiten fernhalten" sagte er, während sie den Korridor entlangliefen. „Verschwenden Sie keine Gedanken an diese Frau, Miss Nakamura, Sie stehen unter meinem Schutz."
Er drehte sich zu ihr um, als sie vor dem Fahrstuhl stehen blieben. Ai sah ihn nicht an, ihr Blick war gesenkt und sie schien tief in Gedanken versunken zu sein.
Er sah sich kurz um und als er sich vergewissert hatte, dass niemand sich in der Nähe befand, beugte er sich leicht zu ihr herab.
„Ich will nicht, dass die Angst dich beherrscht Ai. Du brauchst dich vor nichts zu fürchten. Die Furcht in dir ins vollkommen überflüssig. Denk daran, dass ich bei dir bin und dich stets wie ein Schatten begleite, egal wo du hingehst."
Ais Nackenhaare stellten sich auf, als er ihr diese Worte zuflüsterte, mit einem Blick der zwischen Zärtlichkeit und Anspannung schwankte.
Ein Blick, der sie leicht verunsicherte. Woher sollte sie wissen, dass dem so war?
Ihre Angst wollte einfach nicht verschwinden. War denn diese Angst berechtigt? Oder war es eine Vorwarnung?
Als sie sich im Fahrstuhl befanden und die Türe sich schloss, legte Ai die Arme um sich und begann leicht zu zittern.
„Hast du kalt?" fragte er sanft und strich ihr zärtlich über den Oberarm. Das Mädchen lächelte kaum wahrnehmbar und schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist nichts, ich habe nur so ein komisches Gefühl, was Miss Stuart anbelangt. Diese Frau ist mir unheimlich."
Der Shinigami konnte einen leicht dunklen Unterton hören, als sie dies sagte. Es beunruhigte ihn selber, aber er würde Alice im Auge behalten.
Als der Fahrstuhl im zweitobersten Stock zum Stillstand kam und die Türe sich öffnete, wurde Williams Gesichtsausdruck sofort wieder ernst, denn vor ihnen standen Eric und Ronald.
Der schwarz-blonde Shinigami grinste auf einmal.
„Na sieh mal einer an, wo warst du denn den ganzen Morgen, Ai?" fragte er, was Ai leicht lächeln liess. „Meine Schicht hat eben erst gerade angefangen, ich lag quasi den ganzen Morgen im Bett."
Jetzt grinste auch Eric hinterhältig. „Ach, alleine oder mit..."
Er wurde jäh unterbrochen, als William ihn absichtlich anrempelte, als er an ihm vorbei ging. „Halten Sie den Mund!" zischte er noch im vorbeigehen und steuerte auf sein Büro zu, wurde aber sofort von Eric aufgehalten.
„Mr. Spears, ich habe Ais Kursdaten für dieses Jahr in die Hände gedrückt bekommen" rief er und kam auf ihn zu.
„Hier bitte."
William, richtete sich die Brille und nahm ihm die Dokumente ab.
„Was ist denn das nun schon wieder? Ai absolviert jeden einzelnen Kurs bei mir, das ist doch vollkommen absurd."
Eric kratze sich am Hinterkopf. „Nun ja, das habe ich auch schon gedacht, sehen Sie es sich einfach mal an, ich kann ja nichts daran ändern."
Ai, die die ganze Zeit mit Ronald geredet hatte, blickte nun zu ihrem Meister hinüber. „Was hat er denn?" murmelte sie und Ronald sah ihr fragend hinterher, als sie geradeswegs auf William zuging.
„Senpai?" fing sie an, brach jedoch kurz darauf ab, als sie sein angespanntes Gesicht sah.
Eric nahm einen kleinen Abstand und stellte sich neben Ai.
„Hat er schon wieder Stress?" zischte er ihr zu, was sie kaum wahrnehmbar nicken liess. „Seit zwei Wochen geht das nun schon so. Er ist ständig am arbeiten und bügelt die Fehler anderer aus. Nebenbei lernt er fürs Seminar und versucht den Fall zu lösen, es ist immerhin noch beinahe nichts herausgekommen."
„Pff!" machte Eric. „Das du dass bei ihm aushältst, ist echt ein Wunder. Ich wäre schon lange durchgedreht. Allerdings tut er mir schon ein wenig leid..."
Williams Blick hob sich und die Falten auf seiner Stirne vertieften sich immer mehr. „Dass man sich um alles selber kümmern muss, unfassbar!" murmelte er und richtete wieder seine Brille. „Ich danke Ihnen, Mr. Slingby, dass Sie so schnell reagiert haben, ich denke da ist ein Fehler in der Verwaltung geschehen, ich werde mich darum kümmern, wenn ich Zeit habe. Und nun, folgen Sie mir, Miss Nakamura, Ich muss eine Kleinigkeit mit Ihnen besprechen."
Ai drehte sich zu Ronald um und zuckte mit den Schultern, bevor sie sich wieder an der Seite ihres Meisters begab um gleich darauf in Zimmer 333 zu verschwinden.
Eric schüttelte den Kopf. „Ich habe das Gefühl, irgendetwas läuft hier falsch, was meinst du, Ronald?"
Der Jungspund seufzte tief. „Nur weil die Daten vielleicht nicht stimmen, muss das noch lange nicht heissen, das etwas schief läuft. Andererseits habe ich auch das Gefühl hier spitzt sich was Ernstes zusammen...aber das Gefühl habe ich seit der Gerichtsverhandlung, und das hat was mit Alice Stuart zu tun!"  

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt