Moonless night

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Nur schwer konnte Ai Sebastians Angriffe ausweichen. Er war so schnell. Zu schnell für das menschliche Auge. Keuchend liess sie sich auf dem Boden sinken. Der Butler schüttelte den Kopf. „Nach einer halben Stunde schon schlapp machen? Oh nein, kleines Fräulein, ein Dämon kann über mehrere Stunden pausenlos kämpfen.“ Sebastian packte sie am Arm und zog sie wieder hoch. Ai schwitzte und ihre Kleidung war voller Dreck. „Das…das ist nicht fair, Sebastian! Du verlangst viel zu viel von mir!“ warf sie ihm plötzlich wütend vor. Sebastian zog seine Augenbrauen hoch. „Selbst für einen Anfänger stellen solche Kräfte kein Problem dar. Ich habe das Gefühl, etwas in dir versucht zu verhindern, dass du diese speziellen Fähigkeiten einsetzen kannst. Nur, wenn ich wüsste was es sein könnte…“ murmelte er nachdenklich. Ai schnaubte. „Wie dem auch sei, für heute reicht es mir!“

Der Butler sah ihr nach, als sie zum Anwesen stampfte. Es war ihm ein Rätsel. Ai's dämonische Seite existierte schon seit ihrer Geburt, aber dadurch, dass sie in der Menschenwelt aufgewachsen war, konnte sie sich selber nicht trainieren und wurde zunehmend menschlicher. „Manchmal frage ich mich doch, ob nicht dieser William T. Spears etwas mit der ganzen Sache zu tun hat.“ Sebastian zog seine Taschenuhr hervor. „Zeit den Tee für den jungen Herrn vorzubereiten.“

Mehrmals wusch sich Ai ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser. „Dieser blöde Sadist!“ fluchte sie innerlich. „Was denkt er sich dabei?! Mir einfach eins auszuwischen und es auch noch als Training zu betrachten!“ Helle Wut übermannte sie. Ihr Kleid flog zu Boden und sie stieg in die Wanne. Ihr Köper erschauderte, da das Wasser kalt war. Aber diese Frische tat gut. „Ich habe noch zwanzig Minuten. Diese Zeit geniesse ich noch.“

Schon seit knapp zwei Monaten verbrachte sie nun bei den Phantomhives und kannte die Tagesroutine auswendig. Jeden Morgen wachte sie mit den anderen Angestellten auf und während Sebastian den Tee machte, durfte sie das Frühstück vorbereiten. Sie entnahm dem Butler einige Aufgaben. Und seit einiger Zeit unterrichtete Sebastian sie. Ihre dämonischen Kräfte konnte sie bis zu einem gewissen Grad unter Kontrolle halten. Und wenn es ihr ganz schlecht ging, so sprang Sebastian immer für sie ein. Sebastian. Sie schloss die Augen. Es war kaum zu glauben, dass er ein Dämon war. Er behandelte sie stets gut, auch wenn er sie ab und an neckte, oder zweideutige Dinge sagte. Es war okay. Sie stieg aus dem Wasser. Ihre Haut war ganz kalt. Abermals senkten sich ihre Lider. Ihre Gedanken schweiften ab. Wie fühlte es sich an, von ihm berührt zu werden? Sie konnte es sich vorstellen. So deutlich. Seine Hände, die sanft über ihren Körper strichen. Seine sündigen Lippen, die keine Stelle ausliessen. Seine raue Stimme, mit der er sie immer gefangen nahm. Ihr Körper stand unter Flammen. Es war so heiss…so heiss…Plötzlich schreckte sie auf und blickte mit geweiteten Augen ins Leere. Ein leises Keuchen verliess ihre geteilten Lippen. Nein…es war nicht Sebastian gewesen…sondern…

„Oooooooooch, komm schon, Will-chan…“ rief Grell und klimperte mit den Wimpern. William's Augenbraue zuckte. „Nein!“  Beleidigt wandte sich Grell wieder ab. „Bitte! Dann eben nicht! Geh unter in deinem neuen Auftrag!“

William richtete seine Brille. „Es ist etwas was ich ganz alleine erledigen muss, Grell. Ihr alle…“ Er deutete auf Ronald, Alan und Eric. „…werdet schon noch früh genug erfahren um was es sich hierhandelt. Mischt euch bitte nicht in meinen Angelegenheiten ein. Und nun…entschuldigt mich.“

Ronald fuhr sich durch das Haar und schnaubte. „Okay, alle von uns haben es jetzt versucht. Und wir sind nicht einen Schritt weiter gekommen!“ Verärgert sah er zu Grell. Eric grinste. „Sutcliff muss ja immer aufs Ganz gehen…hmm?“ Grell wurde rot. „Darf ich bitte anmerken, dass wir nie von irgendetwas ausgeschlossen wurden. Es hat was mit diesem Mädchen zu tun, da bin ich mir ganz sicher!“

Mit hochrotem Kopf kam Ai in die Küche  herein, wo Sebastian gerade einen Kuchen backte. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie sich ein Glas und goss den Rest Kirschlimonade rein. Das Getränk war süss…sie leckte sich über die Lippen. „Ob…“ dachte sie. „…Ob SEINE Lippen auch so süss schmecken…Oooooohhh nein, was denke ich da?!“ Sie knallte das Glas auf den Tisch, worauf Sebastian erst einmal verwundert zu ihr schaute. Das Mädchen seufzte, dann begab sie sich zu ihm. „Wird das ein Schokoladenkuchen?“ fragte sie etwas gelangweilt. Sebastian lächelte wie immer. „Du musst doch inzwischen wissen, dass der junge Herr Schokolade über alles liebt.“ Mit diesen Worten steckte er zwei Finger in die Glasur und hielt sie ihr entgegen. „Willst du mal kosten?“ hauchte er und setzte einen verführerischen Blick auf. Ais Gesicht wechselte von Weiss zu Rot. „N…n…nein danke…ich muss eh los….“ Stotterte sie und rannte blitzschnell aus der Küche, was Sebastian zum Kichern brachte. „Was für ein Kind…“ dachte er und liess die Zunge über seine Finger gleiten.

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt