Night of living Dead

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 „Hmm" machte Eric und sah sich das Dokument genauer an. „Sieht so aus, als müssten wir heute Überstunden machen."
„WAS?!" rief Ronald geschockt. „Hey, du weisst doch, dass ich prinzipiell keine Überstunden mache!" Sofort war der Shinigami zur Stelle und riss ihm das Blatt aus der Hand. Nach einer Weile stöhnte er genervt auf.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein, da haben wir so viele Überstunden über uns ergehen lassen wegen diesem kleinen Biest von Dämon und dann kommt dieser Mist hier."
Eric legte seine Säge lässig auf die Schulter. „Meinst du mir gefällt das? Komm jetzt, sonst rastet William-Senpai aus."
„A...aber das sollten wir doch erst in einer Stunde überprüfen, ich habe noch so viel zu tun."
„Wir können uns ja schon mal ein Bild von der ganzen Sache machen."

Seelig betrachtete Kaori das Bild von Nicolas, dass sie in ihrem Zimmer aufgestellt hatte. Sie vermisste den Kleinen, denn er war ihr sehr ans Herz gewachsen. Wäre Ai auch gegangen, für sie wäre eine Welt zusammengebrochen. Sie runzelte die Stirne, als sie wieder an Alice Stuart dachte. Diese Frau war unberechenbar, doch nachdem sie die Pläne
geschmiedet hatten, war ihre Angst verflogen. Undertaker hätte sie letztendlich doch gerettet.
„Alice, ich behalte dich im Auge."

„Was für ein verlassener Ort" sagte Ronald leise und sah sich auf dem Friedhof um. „Und hier soll eine verirrte Seelen umherschweben?"
Eric nickte. „Eine, die wir bei dem ganzen Chaos von Überstunden wohl übersehen haben. Deswegen musste Grell Sutcliff einen Rechenschaftsbericht schreiben. Jetzt überprüfen wir das Ganze."
Eric schritt auf einen Grabstein zu, auf dem, in ab gekrakelter Schrift, Rosé stand. So als ob die Buchstaben mit Fingernägeln gezeichnet wurden.
„Wie unheimlich" murmelte Ronald und kniete sich vor dem Grabstein nieder. „Und die Seele befindet sich also hier drin?"
Eric nickte. „Laut den Informationen, ja. In der Nacht steigt der Geist wieder auf." Ronald war wieder auf den Beinen und sah sich um. „Ich habe dieses dumme Gefühl, dass wir beobachtet werden"
Erics Augen schwangen ebenfalls in jede Richtung. „Da bist du nicht der einzige."

Es war kurz vor 20 Uhr, als William und Ai wieder die Wohnung betraten und das Mädchen schnell in ihr Zimmer eilte um ein Badetuch zu holen.
„Heute gehe ich als erste Duschen" rief sie und Williams Herz erleichterte sich angesichts ihrer wiedergewonnenen Fröhlichkeit, nach den ganzen Ereignissen der vergangenen Wochen.
„Geh ruhig, ich werde in der Zwischenzeit dein Bericht lesen und es benoten" sagte er gelassen und zog sich sein Jacket plus die dünne Weste aus.
Vor Schreck drehte sich Ai wieder zu ihm um. „Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie es benoten werden, William!" rief sie vorwurfsvoll. William richtete sich die Brille. „Ja, absichtlich nicht, ich wollte nicht, dass du wieder unter Druck stehst, denn ich habe gemerkt, dass du unter Druck überhaupt nicht gut arbeiten kannst" sagte er ganz ruhig und setzte sich auf seinen schwarzen Ledersessel hin. Er war sich bewusst, dass er in dem Moment den typischen Lehrer raushängen liess, aber immerhin war Ai seine Schülerin.
Das weisshaarige Mädchen holte Luft und schüttelte leicht den Kopf, während William begann den Bericht durchzulesen. Mit ernster Miene weilte er über die sorgfältig geschriebenen Worte. Seine Liebste Hingegen eilte schnell ins Badezimmer.
„Und ich Huhn, habe es auch noch Stichwortartig geschrieben" murmelte sie vor sich hin und zog sich aus, nur um im nächsten Moment in die Wanne zu steigen und das Wasser anzumachen. Die warme, glasklare Flüssigkeit rann über ihren Körper und sie schloss die Augen, konnte nicht verhindern, dass sie sich vorstellte William wäre bei ihr, würde seine grossen Hände über ihre Haut wandern lassen...würde seine Lippen an ihrem Nacken spüren.
Ihre Lider hoben sich wieder und sie starrte ins Leere. Ein seltsamer Gedanke, denn sie hatte sich noch nie überlegt, dass William und sie...
Ai wurde sofort rot bei dieser Vorstellung und schüttelte diese Fiktion auch gleich wieder ab.
William blinzelte überrascht, als er den Text ein drittes Mal durchlas. „Wer sagt es denn..." murmelte er und schrieb einen ziemlich akkuraten Kommentar darunter. Bis er auf einmal das Wasser im Badezimmer hören konnte. Er sah auf die Badezimmertüre und merkte, dass sie ganz leicht offen war. Seine Hand wanderte zur Brille um diese zu richten, als er aufstand um die Türe zuzumachen. Doch als er sich genau vor der Türe befand, zögerte er auf einmal.

Erics geschulte Augen überblickten den ganzen Friedhof. Irgendjemand war in der Nähe, das spürten beide.
Die Skelettartigen Bäume bogen sich leicht, als ein heftiger Windschoss beide Shinigami überraschte. Und plötzlich sahen sie eine in schwarz gekleidete Gestalt am anderen Ende des Friedhofes, die sich dem Grab von Rosé näherte.
„Der Kerl hat vielleicht eine Aura" zischte Ronald und bekam eine Gänsehaut. Eigentlich hatte William den Auftrag gehabt diese Seele zu überprüfen, aber nein, er wollte unbedingt einen freien Abend mit Ai haben. Der schwarz-blonde schnaubte. „Kaum raus aus den Überstunden, kommen gleich neue."
„Was habt ihr hier zu suchen, Shinigami?" erklang die raue Stimme der Gestalt, die eine Laterne in der linken Hand hielt.
Eric richtete sich etwas auf und senkte seine Todessense, was Ronald leicht verdutzt aufblicken liess. „Ach, du bist es" sprach Eric und richtete sich die Brille. Ronald verstand die Welt nicht mehr. „Sag bloss du kennst den Kerl?!"
„Wer kennt ihn denn nicht, das ist Gravedigger, ein Bekannter von Undertaker." Erics Stimme klang gelassen und er drehte sich wieder zum Grab um. „Totengräber?" Ronald betrachtete die Gestalt etwas genauer. Lange, knochige Finger und die längsten Nägel die er je gesehen hatte. Der zerfetzte Winterumhang schmiegte sich an seinem schmächtigen Körper und er ging Barfuss über den Boden des Friedhofes.
„Das ist echt die Höhe! Wieso müssen wir ausgerechnet in der Halloween-Nacht einen solchen Auftrag erledigen, findest du das nicht ein wenig Klischeehaft?"
Eric begann auf einmal laut zu lachen. „Wie kommst du auf Klischeehaft? Was erschreckt dich denn so, kleiner Ronald?"
„Nenn mich nicht Kleiner, sonst bekommst du die Klingen meiner Sense zu spüren!" giftete Ronald zurück und wandte sich dem Totengräber zu.
„Hey du, kannst du uns vielleicht sagen, wer dieses Mädchen ist?"
Gravedigger knirschte mit den Zähnen. „Das geht dich nichts an!" zischte er und kam noch einige Schritte auf die beiden zu, was Ronald erschrocken rückwärts gehen liess. Erics Gesicht verfinsterte sich augenblicklich.
„Was ist denn los mit dir. Wir haben nur die Aufgabe den Geist dieses Mädchens zu befreien, mehr n..."
„DAS WERDE ICH NICHT ZULASSEN!" brüllte Gravedigger und entledigte sich der Kapuze, was Ronald aufschreien liess.
„Was zum...!"
Fast der halbe Schädel des Totengräbers war nicht zu sehen, stattdessen sahen die beiden eine Membran und dahinter das Gehirn. Die Nase fehlte komplett und die ganze Haut hatte einen grauen Ton.
„Der besteht ja bloss aus Haut und Knochen" rief Ronald und konnte seinen Augen nicht trauen. Wie ein lebendiges Skelett.
„Ihr werdet mir meine Rosé nicht wegnehmen!" flüsterte Gravedigger bedrohlich und zückte ein kleines Messer hervor.
Das gleiche Messer, das Ai beinahe ins Jenseits befördert hatte...

Williams Herz schlug auf einmal rasend schnell, als er die Türklinke berührte. Nicht um sie zu schliessen, sondern geradeswegs zu öffnen.
Sein Blick fiel auf den Duschvorhang und er konnte Ais zierliche Silhouette erkennen. Sein Körper spannte sich an, er war wie erstarrt und konnte nicht glauben, was er da gerade machte.
Doch irgendwie konnte er sich nicht umdrehen und einfach gehen. Sein Blick blieb auf ihre Silhouette haften. Sein Mund öffnete sich leicht und seine Augen folgten ihrer Bewegungen. Nur zu gerne hätte er einen Blick auf ihre Haut erhascht, hätte sie liebend gerne berührt und liebkost.
Begehren!
Und genau das hatte er am meisten unterdrückt. Hatte sich immer zurückgehalten ihre verbotenen Stellen zu berühren. Er wusste, dass er niemals in Flammen aufgehen durfte, es war einfach gefährlich.
Schnell drehte er sich um, schloss die Türe ganz leise hinter sich und ging zurück auf die Couch, wo er sich schliesslich niederliess.
Seine Gedanken waren erfüllt mit ihrem Anblick und er konnte sie nicht verschwinden lassen. Der Drang sie zu verführen war einfach zu gross.
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Badezimmertüre sich wieder öffnete und Ai mit feuchten Haaren den Wohnbereich betrat. Sie trug ein hellblaues Nachtkleid aus Satin mit Spitzen...ein Geschenk von Kaori.
Ihre Blicke trafen sich kurz, das Mädchen lächelte. William sah schnell weg, denn seine Wangen hatten angefangen zu glühen.
Erst als sie in ihr Zimmer verschwand konnte er aufatmen. Warum zum Teufel, schenkte Kaori ihr dieses Nachtkleid? Eigentlich kannte er ja die Antwort darauf, denn Kaori wusste von ihrer heimlichen Beziehung.
War es denn überhaupt eine Beziehung die sie führten?
Schnell schlug er das Buch auf, als Ai aus ihrem Zimmer herauskam und sich neben ihm setzte. William hielt stand und seine Aufmerksamkeit galt dem Buch. Er versuchte krampfhaft seine Nervosität zu unterdrücken, bis plötzlich...
„Senpai, darf ich meinen Kopf auf Ihren Schoss legen?"
Der Shinigami riss seine Augen auf und er sah sie perplex an. Das hatte er nicht erwartet. Ganz und gar nicht!
„W...was?" sprach er leicht verwirrt und glaubte sich verhört zu haben. Ais Wangen hatten einen leichten Rotton angenommen.
„Ob ich...ob ich mich auf Ihren Schoss legen kann, habe ich gefragt" sagte sie dann etwas leise. William schlug sein Buch zu, legte es auf den Tisch, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Seine Hand wanderte kurz zu seinem Nacken und sein Blick glitt schnell zu ihren Beinen.
Wusste sie überhaupt, was sie ihm da antat? Die Röte in seinem Gesicht wollte einfach nicht verschwinden...aber er konnte doch schlecht Nein sagen...schon gar nicht bei diesem unschuldigen Blick.
„Ja...warum nicht..." sagte er dann ebenso leise und beobachtete, wie sie sich auf die Couch legte, ihr Kopf auf seinem Schoss bettend.
Ihr sanftes Lächeln, als sie zu ihm hinauf blickte, brachte sein Herz zum schmelzen. Zaghaft legte er seine Hand auf ihren flachen Bauch, bewunderte ihre Zierlichkeit.
Ai warf einen Blick auf seine schwarzen Handschuhe, die er immer noch trug. Sie setzte sich kurz auf, nahm seine Hand und zog ihm das Accessoire aus. Das gleiche machte sie auch bei seiner anderen Hand. Er wehrte sich nicht im Geringsten, sondern beobachtete ihre langen Finger die nicht nur sehr hübsch, sondern auch sehr geschickt waren.
Als seine Hände frei waren, zog er das Mädchen auf seinen Schoss und überraschte sie mit einem leidenschaftlichen Kuss. Sofort schloss Ai ihre Augen und lehnte sich gegen seinen Oberkörper, während eines seiner Hände ihre Taille vom Rücken aus stützte und die andere seelenruhig auf ihrem Oberschenkel lag.
Er spürte, wie das Mädchen leicht zitterte und unterbrach den Kuss um sie anzusehen. „Was hast du? Fürchtest du dich?" flüsterte er ihr zu. Schüchtern senkte sich ihr Blick und sie schüttelte sachte den Kopf.
„Ich war noch nie...ich habe noch nie...ich meine, ich...es ist so neu..." stammelte sie und strich über seine Brust, schenkte ihm einen ganz kurzen scheuen Blick und lächelte verlegen.
„Darf ich Sie berühren, Senpai?"

„Mo...Moment mal" rief Eric plötzlich und sah Gravedigger wütend an. „Wir sind nicht zum Spass hier, ja! Und wenn wir den Auftrag nicht erledigen bekommen wir Ärger mit unserem Abteilungsleiter!"
„DAS IST MIR EGAL! IHR LASST SIE IN RUHE!" brülle der Totengräber sie an, was Ronald zusammenzucken liess.
„Was ist denn los? Warum nimmst du sie so in Schutz? Sag bloss es ist deine Geliebte?"
Sofort herrschte Stille!
Nur der Wind heulte über ihnen hinweg. Ronald starrte die Death Scythe an, die sich in Gravediggers Besitz befand.
„Ah, ich habe also doch nicht ganz unrecht" sagte Ronald auf einmal. „Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass sie dich geliebt hat!"
„HALT'S Maul!"
„Okay, okay, ist ja gut. Aber eine Frage beantwortest du mir noch...woher hast du dieses Messer her?"
Der Totengräber fletschte die Zähne. „Von derjenigen der meine Rosé getötet hat!"
Eric und Ronald tauschten überraschte Blicke aus, ehe sie sich dem Gravedigger wieder zuwandten.
„Hiko!"
Die Gestalt im schwarzen Umhang ging auf die Knie. „Ich konnte sie nicht beschützen! Sie starb in meinen Armen, getötet von dieser verfluchten Ausgeburt der Hölle!"
Hass schwelgte in seiner Stimme. Unendlicher Hass!
„Sie war mein ein und alles. Meine grosse Liebe! Ich lasse nicht zu, dass ihr Shinigami sie mir wegnehmt!" Mit diesen Worten hatte er sich erhoben und raste mit der Death Scythe auf die beiden Shinigami zu.
„Das soll wohl ein Witz sein!" rief Ronald empört und beide wichen ihm aus. Gravedigger gab jedoch nicht auf und setzte mehrmals zum Angriff. Erfolglos. Ronald und Eric verstanden die Welt nicht mehr.
„Es wird wohl nichts mehr aus deinem Date mit Alan heute Abend, Eric" sagte Ronald. Der ältere Shinigami verzog das Gesicht. „Halt die Klappe und konzentriere auf die Arbeit, Ronald!"
Eric wollte gerade mit seiner Säge aufholen, als eine glasklare, weibliche Stimme aufschrie.
„Was macht ihr da? Lasst ihn in Ruhe!"
Beide Shinigami drehten sich um und blinzelten im nächsten Moment überrascht, als sie eine Frau mit langen schwarzen Locken sehen konnten, dessen Kleid tiefrot leuchtete.
Schnell rannte sie auf den Totengräber zu und kniete sich zu ihm.
„Seid ihr des Wahnsinns!"
„Hey, wir haben doch gar nichts gemacht?" rief Ronald empört und schwang sein Rasenmäher auf die Schulter. „Glaub mir, Schätzchen, ihr wäre jetzt auch lieber zuhause!"
Die junge Frau sah ihn giftig an, während Gravedigger sich wieder erhob.
„Sie wollen dich mitnehmen, Rosé! Sie wollen dich mir wegnehmen" rief er verzweifelt und sah sie an.
Eric hob eine Augenbraue. „Ach, du bist also Rosé, die verlorene Seele. Schön, schön, dich haben wir nämlich gesucht."
Das Mädchen sah sich die beiden genauer an. „Shinigami, wieso seid ihr nicht früher aufgetaucht?".
Jetzt war Ronald endgültig verwirrt. „OH MAN! WIESO MUSS ALLES SO KOMPLIZIERT SEIN?!"
„Beruhige dich, Knox. Bevor wir uns der eigentlichen Sache zuwenden, möchte ich, dass ihr mir erklärt, woher ihr diese Death Scythe habt?"
Rosé blickte auf die Klinge in Gravediggers Hand. „Death Scythe?" sagte sie leise und schüttelte den Kopf. „Nein, das muss ein Irrtum sein..."
„Ist es nicht, in unsere Abteilung für Todessensen wurde nämlich eingebrochen, zwei Dämonen entwendeten genau dieses Wurfmesser, mit der sie unsere Freundin Ai Nakamura fast den Tod brachte."
Plötzlich schlug Rosé sich die Hand vor dem Mund.
„Ihr meint doch nicht etwa...Hiko?"

„Warum fragst du?"
Ai zuckte leicht mit den Schultern und lächelte immer noch verlegen. Williams Lippen fanden den Weg zu ihrem Ohr. „Mach es doch einfach."
Sein intensiver Blick fesselte sie, während sein Oberkörper sich wieder nach hinten lehnte. „Worauf wartest du denn, Ai?"
Zögerlich machte sich Ai an seine Krawatte ran um diese zu öffnen. Oder zumindest versuchte sie es, denn der Knoten war so fest und ordentlich geschnürt, dass Ai ein wenig zerren musste.
William presste seine Lippen zusammen um ein Schmunzeln zu unterdrücken. Ais Stirne runzelte sich zunehmend und er musste sich schon die Hand vor dem Mund halten, damit sie sein Lächeln nicht sah.
„Willst du, dass ich ersticke?" fragte er nach einer Weile leise. Ai seufzte und sah ihn an. „Ich frage mich wie du morgens deine Krawatte bindest."
Ohne den Augenkontakt abzubrechen, löste William das schwarzen Stück Stoff gekonnt, was Ai enttäuschend herabschauen liess.
„Wir werden noch viele Gelegenheiten haben, das zu üben" sagte William, und Ais Wangen wurden schlagartig rot. Ihr Blick wanderte zu seinem weissen Hemd und legte nun Hand an den Knöpfen an.
Der Shinigami folgte jeden ihrer Bewegungen. Behutsam öffnete das Mädchen jeden einzelnen Knopf, bis das Hemd vollständig offen war.
Ihre Hände strichen von seinem flachen Bauch hinauf über seiner muskulösen Brust bis noch weiter zu den Schultern, bevor sie das Hemd abstreifte.
William holte Luft, was ihr natürlich nicht entging.
„Das hättest du eigentlich nicht tun dürfen" sagte er auf einmal leise. Ai biss sich auf die Lippen, sah einfach nur weg. „I...ich weiss" flüsterte sie.
Der Shinigami legte seine Hand auf ihre Wange und begann ihren Hals zu liebkosen. Ai schloss ihre Augen und legte den Kopf in den Nacken um ihm mehr Spielraum zu gewähren.
Und es gefiel ihr, dass konnte er nicht nur sehen, sondern auch spüren. Gänsehaut hatte sich an ihren Armen breit bemacht.
Zärtlich liess er seine grossen Hände über ihre Schultern streichen, was dazu führte, dass die Träger des Nachtkleides herab rutschten. Blitzschnell, eher reflexartig, schlang Ai ihre Arme um sich, was William überrascht blinzeln liess.
„Was ist los Ai? Darf ich dich nicht ansehen?"
„D...doch, aber ich..." stotterte sie schüchtern. William hob ihr Gesicht an. „Vor mir brauchst du dich nicht zu verstecken" sprach er und streichelte ihre Seiten.
Dass Willam so unglaublich zärtlich sein konnte, das wusste sie nicht, doch es brachte ihr Herz zum Schmelzen. Seine Augen strahlten Sicherheit und Vertrauen aus. Aber auch innere Stärke. Sie war sich bewusst, dass William sich beherrschen konnte. Als sie diese Erkenntnis entdeckte, lockerten sich ihre Arme augenblicklich und William streifte die dünnen Träger ganz nach unten, bis ihr Oberkörper entblösst war.
Ai sah weg. Das Nachtkleid verdeckte geradeso ihre Lenden.
William hingehen, ertappte sich selber dabei, wie sein Blick von ihren Schultern zu ihrem Dekolleté wanderte. Ai besass nicht gerade kleine Brüste, aber auch nicht wahnsinnig grosse. Sie waren perfekt...perfekt genug für ihn und sie passten genau in seine Hände.
Das Mädchen hielt die Luft an, als seine Finger behutsam darüber glitten. Seine Hand wanderte herab, über ihren Bauch bis zum Unterleib, während er sie mehrmals leidenschaftlich küsste und ihr dabei intensiv in die Augen sah.
Als Ai ihre Arme um seinen Nacken legte und sich so in Position brachte, dass ihre Beine seine Lenden umschlangen, hielt sie, den Atem anhaltend, inne. Entgeistert starrte sie ihn an. William sah nur zurück und sagte kein Wort.
„Senpai!" rief sie und wollte sich losreissen, doch William zog sie wieder ganz fest an sich. Ais ganzer Körper war angespannt und sie konnte sich nicht mehr bewegen. „Es...es tut mir Leid" sagte sie leise und sprach seine wachsende Erregung an, die sie deutlich unter sich spüren konnte.

„Doch! Genau die Hiko meinen wir!" sprach Eric mit fester Stimme. „Momentmal...woher..."
Rosé starrte beide so entsetzt an, dass die Shinigami verstummten. „Hiko..."
„Rosé" sprach Gravedigger leise und sah die beiden zornig an. „Seht ihr was ihr gemacht habt. Diese Erinnerungen verstören sie...Verschwindet endlich und lasst sie in Ruhe..."
„Nein!" rief Rosé plötzlich. Der Totengräber verstand die Welt nicht mehr, als seine Liebste ihn aufhielt. „Sie haben ein Recht es zu erfahren, nein, sie müssen davon erfahren."
„Also, was geht hier vor? Von wo kennt ihr Hiko" rief Ronald nun etwas grob. Er hatte keine Lust mehr auf dieses alberne Spielchen, genauso wenig wie Eric. Rosé sah betrübt herab.
„Alles fing damit an, dass ich heiraten sollte, doch ich war dagegen, denn ich liebte diesen Mann nicht, also rannte ich von zuhause weg. Nach einiger Zeit musste ich mir eingestehen, dass es ziemlich dumm von mir war, denn ich hatte weder Geld noch irgendwelches Hab und Gut bei mir. Als ich in London eine Stelle als Hausmädchen bekam, war ich so erleichtert, lieber wollte ich als Magd leben, als einen Mann zu heiraten den ich nicht liebe. Aber dann...es war so schrecklich...ich wusste, dass der Herr des Hauses, in dem ich arbeitete, schon lange ein Auge auf mich geworfen hatte. Eines Nachts ist es in mein Zimmer gekommen u...und wollte mich..." Sie brach in Tränen aus. „...ich habe mich aber geweigert sein Bett zu teilen, und als er mich mit Gewalt nehmen wollte, sah ich keine andere Möglichkeit mehr als das Schwert, das an der Wand hing zu ergreifen und ihn zu töten. Ich bereute meine Tat, aber mein eigenes Leben war in Gefahr. Ich musste wieder fliehen. Mir war angst und bange als ich durch die Gassen Londons rannte, tief in der Nacht. Doch dann, begegnete ich einem kleinen Mädchen, dessen rote Augen geglüht hatten. Ich dachte ich stünde dem Teufel gegenüber, aber kurze Zeit später erfuhr ich, dass sie tatsächlich ein Dämon war. Hiko, so ihr Name, verführte mich dazu ein Vertrag mit ihr einzugehen. Da sie meine Seele jedoch nicht wollte, versprach sie mir, mich zu beschützen. Ich müsse nur jemanden für sie finden Namens Ai Nakamura."
Erics Gesichtsausdruck wurde zorniger und er umklammerte seine Death Scythe fest. „Wann bist du mit ihr diesen Vertrag eingegangen?" zischte er wütend. Das Mädchen mit den schwarzen Haaren sah ihn nicht an.
„Diesen Sommer, warum?"
Ronald sah Eric an. „Diesen Sommer? Da befand sie sich doch im Anwesen der Phantomhives. Erzähl weiter."
„Ich kenne Ai Nakamura nicht persönlich, ich hatte nur ein Bild bekommen und ihre Worte gehört. Sie sagte, dass Ai der schrecklichste Dämon der Unterwelt wäre, so bösartig, dass selbst die Teufel vor ihr zurückschrecken. Sie müsse getötet werden und das schnellstmöglich..." Betrübt senkte sie den Kopf und schloss die Augen. „Ich hatte sie gefunden, im Anwesen des Wachhunds der Königin, aber dort befand sich bereits eine andere Person, der es ebenfalls auf ihr Leben abgesehen hatte."
Ronald und Eric sahen sich an und sie wussten, dass Rosé von William sprach.
„Von da an hatte ich Hiko wirklich geglaubt, und wollte meine Mission erfolgreich abschliessen, doch ich reagierte zu spät. Dieser Mann im Anzug hatte sie eines Nachts mitgenommen. Nach diesem Ereignis suchte ich vergeblich nach Ai Nakamura. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Monatelang suchte ich sie, schliesslich war ich an dieser Dämonin gebunden. Aber als Hiko mir nicht mehr erschien gab ich auf und trat meinen Heimweg an. Zurück zu meinen Eltern...da wusste ich nicht, dass ich das Anwesen niemals erreichen würde."
„Wie meinst du das?" fragte Ronald interessiert.
„Nun ja, auf dem Weg nachhause übernachtete ich hier auf dem Friedhof und begegnete dem Gravedigger." Sie betrachtete den Totengräber und lächelte schwach. Gravedigger sah weg. „Anfangs fürchtete ich mich vor ihm, von seinem Aussehen. Aber als er mir im Krematorium einen Platz zum Schlafen gewährte, willigte ich ein. Ich hatte ja nicht geahnt, dass Hiko in dieser Nacht auftaucht. Sie war ausser sich vor Wut und liess sie an mir aus. Der Totengräber wollte mich beschützen, aber vergeblich. Hiko erwürgte mich und liess meinen Körper in tausend Teile zerstückeln. Der Platz hier war voller Blut und das Grab von mir wird nicht besucht. Ich irre hier als Geist umher, vergessen von den Todesgöttern. Ich weiss, ich habe es nicht verdient in den Himmel zu kommen, wahrscheinlich werde ich für immer auf dieser Welt umherwandern, als Geist"
Eric betrachtete das Grab auf dem ihr Name eingeritzt worden war. „Eine sehr merkwürdige Geschichte die du uns da erzählst. Ist sie überhaupt wahr?" Er sah sie skeptisch an, doch das Mädchen antwortete ihm nicht.
„Und was ist mit der Death Scythe die sich nun in eurem Besitz befindet?"
„Ich wollte Ai, die ich nicht einmal kannte, vor Hiko warnen, aber anscheinend war es zu spät, denn als wir ankamen war dort niemand zu sehen. Nur der zerstörte Bunker und brennende Felder. Gravedigger fand die Death Scythe und steckte sie ein, für alle Fälle."
Misstrauisch, überlegte Eric. Sollte er ihren Worten Glauben schenken, oder steckte da noch was dahinter? Ronald schien aber kein Problem mit der Story zu haben.
„Tja, eigentlich sind wir hier um deine Seele zu holen. Das wir jetzt noch etwas von Hiko erfahren kommt unerwartet. Das müssen wir zuerst mit unserem Vorgesetzten anschauen."
„Wenn das so ist, dann lasst mich mitkommen. Vielleicht kann ich euch noch behilflich sein." Das schwarzhaarige Mädchen lächelte schüchtern, doch Eric blieb hart. „Das wird nicht nötig sein, wir können unserem Chef auch so Nachricht erstatten" sprach er kühl und wandte sich ab. „Komm Ronald, machen wir uns auf dem Weg, damit wir auch Feierabend haben. Unfassbar, jetzt müssen wir unseren Vorgesetzten auch noch stören, dabei wollte er doch den freien Abend mit Ai verbringen" murmelte er leise vor sich hin und schritt langsam zum Ausgang. Ronald, der schlichtweg einfach verwirrt war, nahm seinen Rasenmäher auf die Schulter und folgte ihm. „Aber wir sollten uns doch um ihre Seele kümmern!" zischte er leise, als er ganz nah bei ihm war.
„Sei still, man, hier ist was faul und das werde ich gleich überprüfen!"
Ronald hielt inne und konnte seine Worte nicht recht nachvollziehen. Doch Eric blieb kühl.
„Ich bestehe aber darauf, dass ich mitkomme!" rief Rosé auf einmal und eilte zu ihnen, Gravedigger folgte ihr dicht auf den Fersen.
Eric lief ganz ruhig weiter, spürte jedoch wie sie immer näher kam. Genau in dem Moment, als sie neben ihm erschien, reagierte er blitzschnell und rammte ihr die Death Scythe in den Leib. Rosé, die sichtlich überrascht war, riss die Augen auf, gab jedoch kein Ton von sich.
„Wa...Was machst du denn da..." rief Ronald, verstummte aber plötzlich, als der Geist anfing zu bluten.
„Was zum..."
„Wusste ich es doch!" zischte Eric leise und riss seine Säge wieder heraus. Gravedigger rannte schnell zu ihr, kniete sich nieder und wollte ihr helfen, doch das Mädchen stiess ihn so heftig weg, dass er gegen den Baum prallte.
„Lass mich in Frieden du hässliches Monster!" rief sie heftig und erhob sich. Als sie den beiden Shinigami wieder in die Augen blickte, glühten ihre Pupillen rot auf. Ihre lange schwarze Mähne verwandelte sich in hellbraune kurze Haare und ihr Körper schien zu schrumpfen.
In dem Augenblick startete Ronald seinen Rasenmäher und schien wie ausgewechselt zu sein. „Ah, jetzt verstehe ich" grinste er hinterhältig und warf Eric einen Blick zu, der seine Death Scythe ebenfalls in Angriffsposition hielt. Das kleine Mädchen begann leise zu kichern. „Ihr seid klüger als ihr ausseht, Shinigami. Besonders du, Eric Slingby. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass meine Tarnung auffliegt."
Eric grinste schief. „Ich habe von Anfang an gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte, schon weil der Friedhof den Gestank der Dämonen trägt. Ausserdem...woher sollte Rosé wissen, wo sich der Bunker befindet? Kein anderes Wesen war dort ausser einem Menschen, Dämonen und wir Shinigami. Von einem Geist keine Spur, wir hätten es sofort gemerkt. Du hast dir wirklich eine tolle Story ausgedacht, jeder Dummkopf hätte deinen leidenden Worten Glauben geschenkt, aber uns kannst du nicht täuschen, Hiko."
Das 14 jährige Mädchen lächelte süffisant. „Ich habe euch Shinigami schon lange Zeit beobachtet, aber du hast mir von allen am meisten gefallen, Eric, du bist ein richtiger Mann. Es ist wirklich schade, dass du kein Dämon bist..."
Eric grinste bloss bei ihren Worten. „Sorry, ich habe kein Interesse an so ein frühreifes Früchtchen wie dich."
Hiko betrachtete ihre Wunde am Leib. „Ich stehe auf solche Männer!"
„Sag mal, was soll das hier werden!" meldete sich Ronald zur Wort und sah Hiko empörend an. „Du bist ein Kind, du solltest noch mit Puppen spielen und dich nicht an älteren Männern ranmachen!"
Die Wunde verschwand augenblicklich. „Ihr haltet mich also für ein kleines Kind?"
„Ist das ein Witz?! Dann habe ich jetzt genug davon!" Ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Stille, als Ronald seine Death Scythe startete und ohne zu zögern das kleine Mädchen angriff. Hiko war so überrascht, dass sie viel zu spät begriff und im nächsten Moment mit voller Wucht gegen ein paar Grabsteine flog.
„Pass doch besser auf, Ronald, du weckst noch die Einwohner der Gegend hier" zischte Eric, doch Ronald kicherte bloss. „Wir bekommen die Chance das hier zu beenden. Hast du Williams Worte nicht gehört, als Ai sich auf der Krankenstation befand? Wenn wir diese Hiko nicht schnellstmöglich beseitigen, ist es aus mit Ai!"
Erics grüne Augen begannen im Dunkeln zu glühen. Sie hörten das leise, unerträgliche Kichern des kleinen Mädchens. Der Staubnebel löste sich auf. Hiko wischte sich das Blut vom Mundwinkel weg und zeigte ihre spitzen Eckzähne. „Wie Recht ihr habt! Schon bald werdet ihr eure Freundin nicht mehr beschützen können. Ich habe Ai lange genug beobachtet um zu wissen, dass sie sehr, sehr zerbrechlich ist. Ein falsches Wort, eine falsche Berührung und sie zerspringt in tausend Teile. Diese Eigenschaft von ihr habe ich mir zunutze gemacht und ihr grösser Schwachpunkt ist ihre Liebe zu William!"
„Wag es nicht dich zwischen den beiden zu stellen!" zischte Eric bedrohlich und setzte seine Death Scythe wieder auf Angriffsposition, bis plötzlich ein lautes, hohes lachen ihrerseits schellte.
„Ich? Ich brauche keinen Finger zu krümmen, meine lieben Shinigami. Die Beziehung zwischen Ai und William wird sich von alleine auflösen, und sie wird darunter leiden. Aber das ist ja auch unser Ziel."
Ronalds umklammerte seine Death Scythe vor Wut so fest, dass seine Hände zitterten. „Warum? Nenn mir einen Grund!"
Hiko ballte die Hände zu Fäusten. „Das würdet ihr nicht verstehen! Das würde niemand verstehen!" rief sie plötzlich und Tränen standen ihr in den Augen, was die beiden Shinigami nun vollkommen verwunderte.
„Ai hat mir das weggenommen, was ich am meisten brauchte." Ihre Brust hob und senkte sich heftig.
„Hiko..." begann Eric. „...was hat Ai dir genau weggenommen?" Er war merkwürdig. Wie viele hatte er schon sagen hören, Ai hätte irgendjemandem irgendetwas weggenommen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ai etwas Böses getan hatte. Nein, undenkbar!
Die Tränen des Mädchens jedoch versiegten schnell und sie stand auf. Die Narben verschwanden augenblicklich und was zurückblieb war eine reine helle Haut.
„Ich ziehe mich zurück" sagte sie leise und ihre Stimme zitterte. „Zurück in die Dunkelheit, da wo ich immer war..." sie schritt auf Gravedigger zu und kniete sich zu ihm nieder. Der Totengräber sah sie voller Furcht an und wich zurück. „B..bitte verschone mich..."
Doch Hinko hörte ihn nicht an, ihre Hand schnellte nach vorne und zerteilte seinen Körper. Das Blut spritzte in ihr emotionsloses Gesicht. „ich habe dich auch nur benutzt! Deine Rosé existiert schon lange nicht mehr."
„Schwächlinge" zischte sie leise. „Ihr gehört nicht in diese Welt."
Eric hielt Ronald auf, als das Mädchen ins Nichts verschwand. Empört wandte sich der blond-schwarze ihm zu. „Wir hätten sie erledigen können!" rief er wütend. Eric schüttelte den Kopf. „Nein, Ronald, es ist zu früh. Die Zeit ist noch nicht gekommen."
„Was schwafelst du da für ein Scheiss! Toll, jetzt muss ich wieder ein Rechenschaftsbericht schreiben."
Eric wandte sich gelassen ab um sich dem Gravedigger zu nähern. „Musst du nicht."
Ronald folgte ihm schnell und sah ihn fragend an, während sein Partner sich um die Seele des knochigen Mannes kümmerte. „Wie meinst du das? Eric?"
„Ich habe die Seele von dieser Rosé nämlich schon vor Wochen eingesammelt. Dass wir ein neues Todesdatum bekommen haben fand ich sehr merkwürdig, ich weiss noch ganz genau, dass ich William-Senpai die abgestempelten Daten abgegeben habe."
Ronald war verwirrt. „Was willst du damit sagen?"
„Der Feind befindet sich in der Dispatch, jetzt in diesem Augenblick!"

William biss sich auf die Lippen, doch er liess Ai nicht los. Wie benommen sog er ihren Duft ein, streichelte ihre helle Haut, zerrte an ihrem Nachtkleid und wollte dieses störende Stück Stoff wegreissen.
Ai hatte ihre Augen geschlossen und erschrak sich darüber, dass sie seine Berührungen, seine Küsse unglaublich genoss. Seine Hände wanderten zu ihren Hüften und drückten sie gegen seine Lenden. Das Mädchen kniff die Augen zusammen.
„Senpai..." flüsterte sie, öffnete ihre Augen und küsste ihn zärtlich. Sie wusste nicht warum sie auf einmal so Hand anlegte. Es war als ob ihre Hände ein Eigenleben entwickelt hätten. Als sie sich etwas aufrichtete und auf ihn herabblickte legte er seine Hände an ihre Taille.
Trotz der schmerzhaften Erregung, weigerte er sich strickt sein letztes Kleidungsstück, die Hose, auszuziehen.
Sie sah ihn so zärtlich an, dass es ihm das Herz zerriss.
„Ai...wir dürfen nicht..." sagte er plötzlich und hielt sie somit auf nach unten zu wandern. Das Mädchen sagte kein Wort, wendete jedoch ihren Blick von ihm ab. Es war ein schmerzhafter Anblick für ihn.
Er wollte sie ganz sicher nicht zum Weinen bringen, aber anscheinend konnte er es nicht verhindern, denn die Tränen kullerten schon ihre Wangen herab.
„Es ist nicht gerecht" hörte er sie sagen. „Warum ist es uns nicht erlaubt zu lieben?"
Der Shinigami strich sanft über ihre Wange und fühlte mit ihr, zog das durch, was auch sie durchlebte.
„Es ist das Gesetz, Ai. Das was eben gerade passiert ist...ich habe mich gehen lassen. Wenn ich in deiner Nähe bin, kann ich für nichts garantieren, das ist die Gefahr. Sieh nur, was du mit mir gemacht hast, ich bin dir verfallen, gegen dich und deiner unbewussten Leidenschaft bin ich machtlos, Ai."
Jetzt sah Ai ihn wieder an. „Dann lass mich wenigstens bei dir bleiben. Lass mich deine Nähe spüren, William."
Das Mädchen schlang ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich verzweifelt an ihn. „Ich brauche dich!"
Ich brauche dich... Williams Herz zog sich zusammen, doch nicht weil er irgendwelche Schmerzen empfand...nein, es war Freude, die ihn übermannte. Freude darüber, dass Ai ihn liebte, dass sie bei ihm sein wollte. Was sollte er bloss tun...
Der Shinigami strich über ihr langes, weisses Haar. „Aber Ai, ich bin doch bei dir, ich lasse dich nicht alleine. Niemals."
Zerbrechlich, wie eine Porzellanpuppe...so wirkte Ai nun auf ihn und es tat ihm weh. Es tat ihm verdammt weh.
„Ich liebe dich, Ai" flüsterte er und legte seine Stirne an ihre. „Du gehörst an meiner Seite, du bist mein Licht. Ich will unsere Liebe nicht gefährden. Was wenn aus dieser Nacht etwas entsteht was uns auseinander bringen kann?"
Ai sah ihn an. „William!" rief sie entsetzt. Sie musste zugeben...daran hatte sie nicht gedacht. „Was habe ich getan..." sagte sie leise verzweifelt.
„Mach dir keinen Kopf" antwortete er und legte ihre Hand auf seine Wange.
Gleich darauf zog er ihr sachte das Nachtkleid wieder hoch und richtete die Träger. „Ich denke, kein anderer Mann würde das machen" sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Schulter.
„Ich brauche jetzt eine kalte Dusche. Und du solltest ins Bett gehen, morgen fängt unsere Schicht um 07:00 an."
Ai nickte bloss und ging von ihm runter. William nahm sein Hemd und zog es sich wieder über, strich ihr über den Kopf und sah sie zärtlich an. „Ich hätte gerne die Nacht mit dir verbracht..." sagte er sehnsüchtig, bevor er sich aufrichtete und ins Bad ging. Ai sah ihm nach, bis die Badezimmertüre sich schloss. Sie wischte sich die restlichen Tränen weg, zog die Beine an sich und blickte ins Leere. Doch ihre Gedanken spielten verrückt. Geplagt von dem Wunsch seine Nähe zu spüren und dennoch die Regeln zu beachten, hin und her gerissen zwischen Vernunft und dem Verlangen.
„Wie oft habe ich mir gewünscht, dich bei mir zu haben" dachte sie und zeichnete mit ihrem Finger kleine Kreise auf dem Leder.
„Wie viele Tränen habe ich vergossen mit dem Gedanken du würdest mich hassen. Und welch Erleichterung mich erfüllte, als du sagtest du würdest mich lieben."

William kniff seine Augen zusammen, als das kalte Wasser seinen Körper benetzte. Er sah alles verschwommen, dadurch, dass er die Brille nicht anhatte, doch seine Vorstellungskraft holte Ais Bild in seine Gedanken. Er sah sie so deutlich, dass das kalte Wasser beinahe keine Wirkung zeigte.
Er wollte ihr wirklich nicht weh tun, aber hatte es stoppen müssen. Wenn Ai schwanger geworden wäre...undenkbar. Ihre heimliche Beziehung
wäre dahin. Und er musste aufpassen. Wahnsinnig aufpassen. Keiner durfte auch nur einen einzigen Verdacht schöpfen, dass Ai und er sich liebten. Aber er musste auch ein Auge auf die Männer hier in der Dispatch werfen, denn heute Morgen hatte seine Sekretärin ihm einen grossen Strauss Rosen übergeben...adressiert an Ai von einem heimlichen Verehrer.
Sein Herz schlug wild vor Wut, als er wieder daran dachte. Er hatte den kleinen Zettel sofort zerrissen und die Rosen entsorgen lassen.
Ai gehörte ihm, kein anderer Mann sollte es je wagen sich ihr zu nähern.
Und wenn doch...er brach den Gedanken sofort ab. Damals bei Miyuku war er nicht so besitzergreifend, aber das war ja auch eine ganz andere Situation gewesen.
Wie viel Zeit er ihm Bad gebraucht hatte, wusste er nicht, doch als er wieder rauskam und ins Wohnzimmer ging, sah er Ai auf der Couch liegen und schlafen. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
„Also wirklich" sagte er leise, legte das Badetuch über den Sessel und hob Ai in seine Arme. Er wollte gerade auf ihr Zimmer zusteuern, als er vor seinem Gemach stehen blieb. Ai hatte ihren Kopf auf seiner Brust gebettet und ihr Gesichtsausdruck war alles andere als friedlich. Sie tat ihm unendlich leid. Doch nicht nur sie litt, auch er sass gefesselt in dieser Situation und fand keinen Ausweg. Doch er hatte nicht das Bedürfnis nach einem Ausweg zu suchen. Er liebte Ai und er wollte diese Liebe nicht aufgeben. Dieses Mädchen war sein Leben.
Ohne einen weiteren negativen Gedanken, stiess er seine Zimmertüre auf und ging auf sein Bett zu um Ai abzulegen und ihr Kleid wieder etwas zu richten, den die Träger rutschten leicht herunter.
Dann ging er zum Fenster um es zu schliessen, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte. Als er sich ebenfalls zu ihr legte, zog er das Mädchen an sich, schloss seine Augen und genoss ihre Nähe, auch wenn ihm ganz mulmig war. Eigentlich hatte er vorgehabt ihr an diesem Abend von ihrer Mutter zu erzählen, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht. Bei dieser Erinnerung, drückte er Ai automatisch enger an sich.
„William..." hörte er sie plötzlich ganz leise sagen, doch sie schlief dabei.
„Träumst du etwa von mir?" dachte er und betrachtete sie Seelig. „So sollte es sein. In deinen Gedanken darf es nur einen Mann geben, und derjenige bin ich!"  

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt