Undercover order

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Geliebter William
Dieser Brief wird niemals in deine Hände gelangen. Diese Worte wirst du niemals lesen. Aber es ist okay. Das Geschriebene dient auch nur dazu, meine Gedanken zu ordnen. Ich werde niemals meine Gefühle richtig offenbaren können. Nicht vor anderen, und schon gar nicht vor dir, William.
Ich behalte sie ganz still für mich. Wahrscheinlich gibt es noch andere Frauen hier in der Dispatch, die das Gleiche für dich empfinden. Ich bin nur ein Dämon und doch...es sind die kleinen, unscheinbaren Dinge, die ich mit der Zeit an dir zu lieben begann.
Ja, ich liebe es, wie du immer unbemerkt deine Brille richtest, was mir jedes Mal ein kleines Lächeln entlockt.
Ich liebe deinen Blick. Deine tiefgrünen, leuchtenden Augen, die mich schon so oft gefangengenommen haben.
Ich liebe deine Stimme. Diese Kälte, die mir jedes Mal einen Schauder über den Rücken jagen lässt. Und auch die Wärme die mich vollkommen in Besitz nimmt.


Geliebter William, die Nächte sind lau und ich fühle mich einsam. Ich liege da, starre auf die Decke, während der Wunsch, deine Arme um mich zu spüren, immer wie unerträglicher wird. Deine Arme, die ich so oft schon gefühlt habe, wenn du bei mir bist, mich festhältst und ich unter deinen Berührungen zu schmelzen beginne.


Die Sehnsucht plagt mich, lässt mich nicht mehr klar denken. Ich lebe in den Tag hinein, versuche zu lächeln, auch wenn es mir von Herzen schwer fällt. Du bist die ganze Zeit bei mir, immerzu sehe ich dich, beobachte dich und wünsche mir nichts sehnlicheres, als das du meine Liebe erwiderst.


Ich sehne mir die Nacht herbei, die Dunkelheit, die meine Gefühle verschleiern sollten. So gern ich es dir sagen möchte, ich kann nicht. Ich weiss, dass du nicht das gleiche für mich empfindest. Es tut weh. Es ist verboten. Als Meister und Schüler, als Shinigami und Dämon.
Ich flüstere die Worte nur der Finsternis zu. Mit blutroten Tränen, kralle ich mich des Nachts am Bettlaken, schliesse meine Augen, während mir die Worte aus der Kehle weichen:

„William, ich liebe dich."


Fassungslos starrte William auf den Brief, den Ronald ihm vorhin rübergeschoben hatte. Er fühlte sich auf einmal so schwach. Alles drehte sich in seinem Kopf. Er liess das Papier los, das im nächsten Moment auf den Tisch fiel. Er nahm die Stimmen der anderen Shinigami in der Mensa nicht mehr wahr. Und dass er eigentlich zur Arbeit zurückkehren sollte, hatte er vollkommen vergessen.
Noch immer starrte er auf die niedergeschriebenen Worte, sah ihr Gesicht darin wiederspiegeln, ihr Lächeln, Ihr Blick.
Ai! Ai Nakamura liebte ihn!
Ihn, den eiskalten Mann, der sie getötet hatte ohne mit der Wimper zu zucken. Warum? Er hatte es nicht verdient von irgendwem geliebt zu werden. Und schon gar nicht von Ai.
Aber sie tat es.
Er schloss seine Augen. Wie musste sich das Mädchen gefühlt haben, wenn er sie in seine Arme geschlossen hatte. Oder gestern im Taubenschlag, als er versucht hatte sie zu küssen.
Wie sollte er jetzt bloss mit dieser Situation zu Recht kommen? Wie soll er sich ihr gegenüber verhalten? Normal oder...
„Nein" dachte er und schüttelte den Kopf. Sein Blick fiel wieder auf ihre Worte. Ai hatte es geschrieben. Es war verboten. Vollkommen verboten. Und doch konnte er nicht verhindern, wie sein Innerstes förmlich nach Ai schrie.
Er liebte sie. Er war ihr verfallen, doch wollte er es selber nicht richtig wahrhaben. Hatte er sich, nachdem Miyuku verschwand, nicht geschworen sich nie wieder zu verlieben? Es hatte doch jahrelang so gut geklappt und dann tauchte Ai auf.
„Wie lange liebe ich sie schon?" stellte er sich selber die Frage. Eine Frage die er nicht recht beantworten konnte. Liebe auf den ersten Blick war es garantiert nicht gewesen. Wie denn auch? Er hatte Ai gehasst. Und nun, konnte er nicht ohne sie. Ausserdem waren sie sich schon näher gekommen als erlaubt.
Er schüttelte den Gedanken sofort wieder ab. „Ich darf jetzt nicht an so etwas denken" dachte er bei sich, faltete das Papier zusammen und liess es in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. „Immerhin haben wir einen Fall zu lösen!" Mit diesem Gedanken stand er auf, nahm seine Sense und machte sich auf dem Weg zurück ins Büro, nur damit er im nächsten Moment den Brief wieder hervor nahm um ihn ein weiteres Mal durchzulesen...immer wieder...immer wieder...

„Und wohin gehen wir jetzt, Mama?" fragte Nicolas, der neben Ai herlief.
„Ich weiss es ehrlich gesagt nicht...vielleicht einfach nachhause. Ich hätte eigentlich schon lange zurück sein sollen..." sagte sie, mehr zu sich selber und sah auf ihre Armbanduhr, die bereits 17:00 anzeigte.
„...ja, ich denke, wir gehen jetzt nachhause."
„Wo wohnst du denn? Etwa bei Papa?" Sofort begannen die Augen des Jungen zu strahlen.
„Ja, ich wohne bei meinem Meister, und nein, er ist nicht mein Mann."
Nicolas kletterte auf einen umgefallenen Baumstamm und balancierte gekonnt darüber. „Aber für mich ist er einfach Papa."
Ai gab es auf. Wenn sich der Junge dabei gut fühlte, warum sollte sie ihm dann so was ausschlagen. Das Mädchen lief neben ihm her und passte auf, dass er nicht runterfiel, immerhin waren die Baumstämme feucht vom ganzen Regen. Stumm liefen sie eine Weile einfach weiter. Ai beobachtete den fröhlichen Jungen und etwas kam ihr immer noch seltsam vor.
„Nicolas" fing sie an und hielt ihn dabei fest, so dass er nicht mehr weiter balancieren konnte.
„Hey, ich hatte gerade so Spass gehabt" schmollte er, während Ai ihn trug und im nächsten Moment auf einen grossen Stein absetzte.
„Tut mir leid, aber es gibt da etwas was ich wissen muss."
Als Nicolas ihr in die Augen blickte und sah wie ernst sie es meinte, hielt er sofort still.
„Nicolas, ist dir überhaupt bewusst, dass deine Eltern...tot sind?" das Mädchen biss sich auf die Lippen. Das sie so etwas überhaupt fragen konnte. Doch der Junge legte nur seinen Kopf etwas schief und sah sie verständnislos an. „Selbstverständlich weiss ich das."
Ai blinzelte etwas verblüfft. Nicolas lächelte traurig. „Am Anfang habe ich sehr viel geweint. Aber jetzt nicht mehr. Mama und Papa befinden sich nun an einem besseren Ort und ich versuche auch ein neues Leben aufzubauen, aber es ist schwieriger ist ich gedacht habe."
Ai schüttelte heftig den Kopf. „Auf der Strasse? Das ist doch kein Leben! Hast du keine Verwandten, die dich aufnehmen könnten?"
„Nicht dass ich wüsste."
Ai starrte ihn an. Dieser Junge würde schon sehr bald sterben. Genauer gesagt...morgen. Würde sie es übers Herz bringen, seine Seele zu nehmen? Sie wusste es nicht.
Vorsichtig bettete sie seine Hände in ihre. „Nennst du mich deshalb Mama?" Sie lächelte betrübt und Tränen standen ihr in den Augen. „Nicolas, ich möchte, dass du ein unbeschwertes und glückliches Leben hast. Deshalb werde ich dich von nun an beschützen." Sie festigte ihren Griff. „Ich verspreche dir, ich werde für dich da sein."
„Bis du dein Leben aushauchst" dachte sie noch im Stillen und nahm ihn in ihre Arme.

„Sind Sie sich da ganz sicher, Mr. Knox?" rief William und lief energisch durch den Korridor, so schnell, dass Ronald ihm kaum noch folgen konnte. Der schwarz-blonde Shinigami überreichte ihm ein Dokument.
„Diesmal täusche ich mich nicht" antwortete er knapp. Der Aufsichtsbeamte überprüfte das Geschriebene. „Wenn das so ist, dann werden Miss Nakamura und ich heute noch losziehen um das zu überprüfen. Vielleicht sind wir dem Ende schon näher als wir denken." Sein Blick wanderte zu seiner Armbanduhr. „Wo wir schon beim Thema sind, wo bleibt sie denn?"
Ronald grinste. „Sehnsucht bekommen?"
„Klappe!"
William öffnete die Türe zu seinem Apartment und trat ein. Er wollte gerade seine Todessense zur Seite legen, als er auf einmal ein lautes Miauen wahrnahm. Sofort sah er auf und richtete sich die Brille. Als auf einmal eine schwarze Katze vor seinen Augen vorbeihuschte, zuckte seine linke Augenbraue.
„Chiyu, bleib doch stehen!" erklang eine kindliche Stimme und im nächsten Moment, krabbelte ein kleiner Junge hervor.
„Wooow..."machte Ronald Knox und klopfte seinem Chef auf den Rücken. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Vater geworden sind. Also die Kleine ist ja wirklich süss, aber dass Sie immer gleich aufs Ganze gehen müssen..."
„Klappe, Knox!"
William richtete seine Brille abermals. „Und lassen Sie dieses Geklopfe auf meinem Rücken." Der Shinigami-Mentor ging in die Küche um sich ein Glas Wasser einzuschenken, als der Junge plötzlich aufstand. „Mama, Mama!" rief er und rannte auf Ais Zimmer zu. „Mama, Papa ist wieder zuhause."
William verschluckte sich und musste gleich darauf heftig husten.
„Was zum...!" Doch wegen der Husterei kam er nicht weit. Von Ronald hörte man schon lange nichts mehr. Der lag auf dem Boden und bekam kaum noch Luft vor Lachen. Doch William fand nichts von all dem amüsant.
In dem Moment betrat Ai den Raum, in den Armen trug sie den kleinen Nicolas. „Senpai, willkommen zurück. Ich habe auf Sie gewartet." Sie lächelte ihn an. William, der sich von seiner Husten-Attacke befreit hatte, starrte sie einfach nur an. In seinem Kopf schwirrten die Wörter die Ai in den Brief geschrieben hatte. Ais fröhlicher Gesichtsausdruck verschwand urplötzlich, als William sich abstützte und nach Luft schnappte.
„Senpai, was ist mit Ihnen?"
Sofort war sie bei ihm um ihm zu helfen, doch William winkte ab. „Ich habe mir vorhin nur verschluckt, nichts weiter" sagte er knapp und richtete sich die Brille. Seine Stimme klang etwas rau und er räusperte sich. „Mit mir ist nichts." Und als er ihr in die Augen sah, machte sich der Wunsch, sie in seine Arme zu schliessen, in ihm breit. Der Drang ihren Körper zu spüren, zu überprüfen, dass sie überhaupt existierte...zu gross war seine Angst, dies alles, ihre Gestalt, ihre Liebe zu ihm, sei nur eine Illusion.
„Papa?" kam es auf einmal von Nicolas. William war verwirrt und sah seine Schülerin fragend an.
„Ich kann nichts dafür. Er nennt mich auch Mama."
Ronald Knox stand abseits und sah die beiden an. „Er weiss es also" dachte er und lächelte. „Das wurde aber auch Zeit. Wo wären die beiden, hätte ich nicht eingegriffen." Langsam schlich er sich aus dem Apartment.
„Dass Ai ihn so liebt, dass hätte ich nicht gedacht." Er schritt durch den Korridor, während er sich an ihre Worte im Brief, den sie eigentlich an sich selber geschrieben hatte, zurückerinnerte. Diese Worte kamen aus tiefstem Herzen. Wie gross ihre Sehnsucht war. Würde auch William es wagen, seine Liebe zu gestehen? Das stand noch in den Sternen.
Der junge Shinigami lächelte als er Kaori am Ende des Korridors entdeckte. Als sie ihn bemerkte, rannte sie auf ihn zu, geradeswegs in seine Arme.
Er lachte. „Nicht so stürmisch, Kleine" sagte er leise und sah sie an. Das Mädchen wurde leicht rot um die Nase. „Und, wie ist es gelaufen?"
Ronald legte einen Arm um ihre Taille. „Einem von beiden müssten wir nochmal einen Kick verpassen" sagte er, während sie langsam weitergingen.
„Das ist doch keine Antwort" schmollte sie und boxte ihm leicht in den Bauch. „Ich tue doch schon alles was in meiner Macht steht" sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Kaori lächelte sanft. „Ai hat mir geholfen. Ich möchte wirklich, dass sie jetzt glücklich wird."
Ronald seufzte. „Ich befürchte das wird noch eine Weile lang dauern. Du kennst doch William."

„Nicolas, sei brav ja?" flüsterte sie ihm leise zu, während William sein Jackett auszog und sich auf die Couch setzte. „Papa braucht jetzt Ruhe." Sie lächelte William sanft an. Er sah sofort weg.
„Wie wärs...möchtest du wieder mit Chiyu spielen?" Nicolas nickte daraufhin begeistert und Ai liess ihn wieder hinunter, worauf er der Junge laut kreischend in Ais Zimmer rannte. Das weisshaarige Mädchen wandte sich nun ihrem Meister zu. „Bitte verzeihen Sie mir, Senpai, aber ich konnte ihn nicht wieder der Strasse überlassen. Ciel Phantomhive konnte ihn bedauerlicherweise auch nicht..."
„Schon gut" unterbrach William sie und richtete seine Brille.
Überrascht blinzelte Ai. „Sie... Sie haben nichts dagegen?"
In seinem Blick jedoch konnte sie keine Spur von Kälte erkennen. Seine Augen waren erfüllt mit Wärme. Der Shinigami-Mentor stand auf, kam auf sie zu und schlang seine Arme ganz sanft um sie. Nun war Ai ganz baff. Mit offenen Augen stand sie da und rührte sich nicht. Williams Griff war fest und seine Augen waren geschlossen.
Dieses Mädchen, Ai Nakamura, liebte ihn. Sie liebte ihn so wie er war. Diese Erkenntnis war ihm nun vollkommen Bewusst. Er vergrub seine Nase in ihr langes Haar und sog den süssen Duft ein. Ja, das war seine Ai.
„Senpai..." nuschelte sie an seiner Brust, doch sein Griff wurde nur noch stärker. Ihre Augen weiteten sich. Was war denn nur los mit ihm? William zeigte doch niemals seine Gefühle...warum jetzt?
„Ai..." flüsterte er, löste sich leicht und sah auf sie herab. Er war ihr so nahe. Sein Blick fiel auf ihre sanft geschwungenen Lippen. Oh, wie gerne würde er diese liebkosen...

„Senpai, Ihnen geht es nicht gut!" sagte sie plötzlich und löste sich ganz aus der Umarmung. Sie sah ihn ernst an. William blickte zurück. Ihre roten Wangen übersah er nicht, doch diesmal genoss er irgendwo diesen Anblick. Sie wandte sich ab und verschränkte die Arme. Dabei schloss sie ihre Augen. „Sie sind sicher Müde. Ich schlage vor Sie gehen gleich ins Bett Senpai, überlassen Sie ihre restlichen Arbeiten jemand anderem..."
„Niemals!" rief er plötzlich und liess das Dokument, das Ronald ihm vorhin gegeben hatte, auf den Tisch knallen. Ai zuckte heftig zusammen.
„Wir haben einen Auftrag zu erledigen!"
Dabei klang seine Stimme eiskalt wie eh und je. Des Mädchens Herz schlug auf einmal schneller. „Was ist denn los? Eben gerade war er noch so warm und nun...ich verstehe ihn nicht." Sie schüttelte den Kopf. „Ist das meine Schuld? Wie wechselhaft er sein kann."
„Einen Auftrag?"
William nickte. „Mr. Knox fand die Akte eines Mannes, der plötzlich vom Tod verschont wurde. Ein Opfer des Dämons, den wir suchen...ein Überlebender."
„Aber wie ist das möglich?"
„Das müssen wir eben herausfinden und überprüfen um weitere Hinweise zu bekommen." Er richtete seine Brille und sein Blick wanderte auf ihren Körper. „Ich schlage vor sie entledigen sich gleich Ihrer Kleidung."
„WAS?!"
Ai Nackenhaare standen zu Berge. Hatte sie soeben richtig gehört?
„Wir arbeiten diesmal Undercover, deshalb sollten sie sich umziehen."
Ais Herzschlag beruhigte sich wieder und sie schnaubte verärgert. „Sie können sich auch ganz normal ausdrücken" warf sie ihm schliesslich noch an den Kopf, bevor sie sich wütend in ihr Zimmer zurückzog und die Türe schloss. „So ein Idiot!" dachte sie und legte die Hand auf die Brust.
„Muss er so etwas Zweideutiges sagen? Und was sollte diese Umarmung vorhin schon wieder? Er hat ja keine Ahnung...er spielt hier mit meinen Gefühlen und alles was zurückbleibt ist der Schmerz."
Sie bemerkte den kleinen Nicolas nicht, der sie mit grossen Augen ansah.
„Mama? Ist alles okay?"
Ai erschrak sich und wischte sich schnell die kommenden Tränen weg.
„Hat Papa dir wehgetan?"
Das Mädchen schüttelte den Kopf und bemühte sich um ein Lächeln. „Nein, das würde er nie machen...das hat er mir damals versprochen."
Sie schritt auf ihren Kleiderschrank zu und nahm ein graues, langärmliges, langes Kleid heraus.
„Papa und ich müssen jetzt noch etwas Wichtiges erledigen, ja. Soweit ich weiss haben Alan-Senpai und Eric-Senpai heute ihren freien Tag. Ich werde dich zu ihnen bringen. Keine Sorge, das sind gute Freunde von mir und du wirst sicherlich viel Spass haben mit ihnen."
Nicolas hatte sich aufs Bett hingesetzt und baumelte vergnügt mit den Beinen. „Okay" sagte seine kindliche Stimme. „Aber du und Papa, ihr werdet doch bald wiederkommen oder?"
„Selbstverständlich."
„Das Kleid hat eine langweilige Farbe" fügte er noch hinzu, was Ai ein richtiges Lächeln entlockte. „Ja, da stimme ich dir zu."

Die Blicke der anderen Shinigami völlig ignorierend, schritten William und Ai durch den Korridor der Abteilung. Nicolas gluckste vergnügt, während er auf Williams Schultern sass. Ai hatte lange gebraucht ihn zu überreden den Jungen zu tragen. William hatte dann doch nach einer Weile grummelnd nachgegeben. Als sie schliesslich vor Erics Türe standen, hob Ai ihre Hand und klopfte dagegen. Als sie ein paar Sekunden lang immer noch keine Antwort bekamen, klopfte William etwas genervter.
„Gleich" erklang Erics Stimme, worauf der Shinigami-Mentor eins und eins zusammenzählte, was die beiden wohl machten. Er verdrehte die Augen.
„Das muss jetzt wirklich nicht sein" zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Und wirklich, als Eric die Türe endlich öffnete, konnten die beiden im Hintergrund einen völlig durchzausten Alan sehen. Eric sah auch ziemlich aus der Puste aus.
Ai errötete etwas und William stand unter Strom. Erics Blick wanderte von William, der einen vornehmen Frack trug, zu Ai in ihrem strengen grauen Kleid. Als er schliesslich den kleinen Jungen entdeckte, stöhnte er auf.
„Oh nein, sagt mir nicht dass..."
„Oh doch, diese Aufgabe überlasse ich Euch zweien. Tragt es von mir aus in der Überstundenliste ein, aber es ist wirklich dringend" unterbrach ihn William und überreichte ihm Nicolas, der ihn grinsend ansah.
Eric war nicht gerade erpicht darauf. Angewidert verzog er sein Gesicht. Doch Alan rettet die ganze Situation und lächelte Ai an.
„Ronald hat uns schon über euren Auftrag benachrichtigt. Also mach dir keine Sorgen um den Kleinen, er wird bei uns sicher sein." Vorsichtig nahm Alan Nicolas zu sich.
„Das ist eine wirklich sehr erfreuliche Nachricht. Nun denn, kommen Sie, Miss Nakamura." William wandte sich ab und ging. Ai winkte den dreien zu. „Danke" lächelte sie und folgte ihrem Meister.

„Ronald hat vorhin schon gestört" schnaubte Eric und sah Nicolas an. „Ach komm, beruhige dich" meinte Alan und betrat wieder den Wohnbereich. „Wie denn, wir haben selten mal einen Tag gemeinsam frei."
Alan setzte sich an den Esstisch, während Eric sich in der Küche etwas zu trinken holte. Der jüngere Shinigami war ganz begeistert von dem Kleinen, der so voller Leben war. Seine blauen Augen leuchteten und er strahlte immerzu. Eric setzt sich mit einem Glas Limonade dazu und schaute nur gelangweilt ins Glas, als es plötzlich wieder an der Türe klopfte.
„Ich glaub es nicht!" zischte Eric, doch Alan war schon aufgestanden und zur Türe gegangen.
„Hallo...was wollte ihr denn?" hörte Eric seinen Partner fragen. Als er aufsah konnte der Alptraum nicht noch schlimmer werden.
Ronald uns Kaori betraten das Esszimmer. Ronald natürlich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. „Ah, wie ich sehe waren William-Senpai und Ai schon hier. Hey, Kleiner, alles klar?"
Doch Nicolas legte nur den Kopf etwas schief und sah ihn fragend an. Kaori hatte sich gleich zu ihm heruntergebeugt und kniff ihm in die Wange. „Oh Gott, ist der Süss" begann sie zu schwärmen.
„Also Nicolas" begann Ronald und zeigte auf Eric. „Das ist Eric, da sitzt Alan, das ist meine engste Arbeitskollegin Kaori und ich bin Ronald" sagte er stolz und machte das Handzeichen. „Too DIE! Und wo Grell ist weiss keiner."
Ronald lehnte sich nach hinten, während Eric seine Limonade trank.
„Und die vorhin waren wer?" grinste der schwarz-blonde Shinigami plötzlich und sah Nicolas erwartungsvoll an.
„Hmmm..." machte Nicolas. „MAMA und PAPA!"
Alan zuckte zusammen und Eric Slingby spuckte die Limonade quer über den Tisch, wobei Ronald alles abbekam. Eine Weile lang herrschte Stille. Nur Nicolas hatte sich die Hände vor den Mund gelegt und lachte.
Auch Kaori begann zu kichern, darauf folgten Alan und schlussendlich Eric. Ronald schnaubte. „Jaja, lacht nur schön weiter."

„Ist es das?" fragte Ai und deutete auf ein altes Gasthaus, das sich mitten im Gassenlabyrinth Londons befand. William nickte einmal und schritt auf die Türe zu. Ohne zu Klopfen betrat er die kleine Wirtschaft und sah sich um. Keine Besucher waren zu sehen. Alle Stühle befanden sich auf den Tischen und keine Musik spielte. Ai befand sich direkt hinter William, als auf einmal eine ältere Frau im blauen Alltagskleid den Raum betrat.
„Tut mir Leid, wir haben schon seit Tagen geschlossen" entschuldigte sie sich. William richtete seine Brille. „Sie sind sicher Mrs. Adams. Ist ihr Gatte zufälligerweise da?"
Überrascht blickte sie die zwei jungen Leute an. „Wer seid ihr, dass ihr euch erlaubt diese Frage zu stellen?" sie klang etwas wütend und die Falten auf ihrer Stirne vertieften sich immer mehr.
„Wir sind vom Scottland Yard. Mein Name ist William. T Spears und das..." Er blickte zu Ai.
„...ist meine Frau, Ai Spears."



Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt