Let's fight!

201 15 0
                                    

Aufgeregtes Murmeln ging durch den Raum. Alice Stuart blickte finster in die Runde.
„Senpai? Sie...?" Ai sah ihn überrascht an, doch William erwiderte ihren Blick nicht. „Was haben Sie gedacht?" fragte er stattdessen leise. „Das ich Sie im Stich lasse?"
„Es erstaunt mich, Mr. Spears, dass ausgerechnet Sie einem Dämon helfen" giftete Alice mit verschränkten Armen.
„Gleiches Recht für alle Lernenden, denn sie werden durch ihren Mentor beschützt" konterte William und überreichte Ethan Tyler Ais Akte.
„Eine Todesakte, eine Krankenakte und eine Gerichtsakte, das hat bis jetzt noch keiner geschafft" sprach der Direktor und nahm die Dokumente entgegen.
„Nun denn, lasst uns beginnen" rief Alice und richtete sich die Brille.

„Mir geht es schlecht" jammerte Kaori und hatte ihren Kopf abgestützt. Sie befanden sich in der 10 Uhr Pause und hatten sich in der Mensa verabredet.
„Hast du was falsches gegessen?" fragte Eric und kassierte gleich darauf eine Kopfnuss. „Ich mache mir Sorgen um Ai, du Dummkopf. Das ist doch total übertrieben, was sie Vorgesetzten da abziehen. Ausserdem, Nicolas ist tot..." Ihr Blick senkte sich betrübt. Immerhin hatte sie den Kleinen ins Herz geschlossen.
Ronald seufzte. „William-Senpai hat die letzten zwei Tage mit Recherchen verbracht. Dauernd war er weg."
„War ja klar, dass er Ai verteidigt" schnaubte Grell, der mit verschränkten Armen und mit übereinander geschlagenen Beinen dasass.
„Ich dachte du magst Ai" sagte Alan auf einmal verdutzt.
„Das tue ich doch auch!" rief der rothaarige Shinigami. „Ich bin eine stolze Lady und sehe es als meine Aufgabe, Ai ebenfalls zu einer Lady zu machen!"
Nach dieser Aussage herrsche plötzlich Stille. Alle starrten ihn an.
„Das hast du doch nicht gerade wirklich ernst gemeint, oder?" fragte Kaori und hob eine Augenbraue. „Ai ist erst Sechzehn" rief Ronald dazwischen. „Sie hat noch genug Zeit um eine Lady zu werden."
„Bleibt bitte beim Thema, Leute" rief Alan plötzlich und legte das Buch ab, das er bis eben gerade noch gelesen.
„Wir haben eh keine Chance ihr jetzt zu helfen. William-Senpai ist der einzige, der ihr nun zur Seite stehen kann" meinte Eric und seufzte.

„Abgelehnt!" rief Alice, was William leicht stutzen liess. Sie lächelte kalt. „Vorschlag abgelehnt. Ai Nakamura wird ihre Ausbildung einschränken müssen, falls sie eine milde Strafe erwartet."
Der Direktor richtete sich die Brille. Eine ganze Stunde hatten sie herumdebattiert und Ai hatte noch kein einziges Wort gesagt. Ganz im Gegensatz zu Mr. Spears, der alle Ecken und Kanten immer mehr abschliff.
„Möchte jemand der hier anwesenden sich dazu äussern?"
„Mit Ihrer Erlaubnis, würde ich gerne zusammenfassen, Mr. Tyler" forderte Alice. Als der Direktor zustimmte, trat sie wieder vor und begann Ai und William zu umkreisen.
„Kaum zu glauben, ausgerechnet dann als Sie in unserer Dispatch erschienen, bekamen wir Probleme. Dämonen, Engeln, Menschen..."
„Mrs. Stuart, beschränken Sie sich auf die wesentlichen Fakten und hören Sie auf meinen Schützling in kleine Stücke zu zerlegen", sagte William monoton und er wusste, dass er Recht hatte. Alice begann leise zu lachen.
„Um an die Wahrheit zu gelangen muss man halt manchmal hart durchgreifen und zupacken, bis die Beute aufhört sich zu wehren."
„Ai Nakamura ist unschuldig!" sagte er mit festem Ton.
„Woher wollen Sie das wissen?"
„Ich würde mich kaum für jemanden so einsetzen, wenn ich wüsste, dass derjenige schuldig ist. Ich kenne Miss Nakamura sehr gut. Ausserdem bin ich eine Person, die schnell jemanden durchschauen kann" antwortete William und sah Ai an, die immer noch ins Leere blickte.
„Sie nimmt das gar nicht richtig wahr" dachte er nebenbei. „Sie hat bereits aufgegeben."
„Ich schätze Ihre Fürsorge, Mr. Spears" sagte der Direktor. „Aber zur Zeit steht es schlecht für Miss Nakamura. Und wie es scheint, versucht sie sich auch gar nicht zu wehren."
Williams Geduld wurde auf die Probe gestellt. „Kein Wunder" begann er. „Sie steht hier in der Mitte und wird von allen beäugt. Sie weiss was Sie alle hier denken und sie ist sich bewusst, dass es hier um ihre Existenz geht."
Es wurde auf einmal ganz ruhig. Ai beachtete keinen einzigen.
Der Direktor nahm seufzend seine Brille ab und rieb sich kurz die Augen.
„Ich schlage vor, dass wir nun die Verhandlung kurz unterbrechen. Mr. Spears, Sie bekommen die Gelegenheit mit Ihrer Schülerin zu reden."
Der ganze Saal wurde unruhig. William richtete sich die Brille, packte Ai am Arm und brachte das Mädchen aus dem Gerichtssaal.
„Ich fass es einfach nicht" fluchte er leise und führte Ai in den leeren Korridor. Als er sich vergewissert hatte, dass niemand da war, nahm er ihre Handgelenke und drängte sie an die Wand, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
„Was ist los mit dir, Ai?" zischte er und sah sie zornig an. „Ich setzte mich für dich ein, ich mache alles, ich beschütze dich und du stehst einfach nur da und starrst ins Nichts. Was soll das?!"
Doch Ai antwortete ihm nicht, sah ihn auch nicht an. Langsam hob er ihr Gesicht. Doch in ihren Augen konnte er das typische Leuchten nicht mehr sehen.
Kein Leben!
„Wir haben die erste Runde verloren. Eine Chance haben wir noch. Eine einzige und wenn wir diese vermasseln, dann kannst du deine Sachen packen und gehen."
Es waren harte Worte, doch er musste sie mit den Fakten konfrontieren.
„Weisst du was dann mit uns passiert?" Seine Stimme wurde leiser...und verzweifelter. Endlich sah Ai auf, blickte in seine Augen...traurige Augen.
„Ich werde dich verlieren, Ai. Ich werde dich nie wieder sehen können...Unsere Wege würden sich trennen. Wenn du das willst, dann brauchst du in der zweiten Runde nur zu Schweigen, wie du es bis eben auch getan hast."
Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie seine Worte hörte. Dann, ganz sachte, schüttelte sie den Kopf. „Nein...das will ich natürlich nicht" hauchte sie. „Aber ich kann nicht mehr, ich fühle mich so schwach, Senpai..."
William runzelte die Stirne. „Ai, ich weiss Bescheid, aber willst du jetzt wirklich in Selbstmitleid baden? Das ist meiner Meinung nach eine sehr dumme Idee."
Bei dieser Aussage weiteten sich ihre Augen plötzlich. William blinzelte nicht einmal. „Du bist eine junge Frau und solltest lernen mit solchen Dingen umzugehen."
„Senpai, Sie haben mir doch versprochen mich nicht mehr anzuschreien" unterbrach sie ihn auf einmal, was ihn überrascht inne halten liess. Er seufzte und richtete sich die Brille. „Ich schreie dich doch nicht an" meinte er dann leise und etwas sanfter. „Ich will nur, dass du siehst in welcher Situation wir uns befinden, Ai. Ich kämpfe für dich! Ich kämpfe für unsere Liebe, denn ich will nicht dass sie zerbricht, dass werde ich niemals zulassen." Die letzen Worte bestanden nur noch aus einem Flüstern, und Ai riss die Augen auf, als er auf einmal ihre Lippen in Beschlag nahm und sie mit grosser Leidenschaft küsste.
Sein Körper presste sie gegen die Wand, sodass sie ihm nicht entkommen konnte. „Ich werde sie niemandem geben" dachte er. „Weder den anderen noch dem Schicksal."
Ais Herz schlug wie verrückt und es war so als ob sie mit neuer Kraft erfüllt wurde. Mit Leben!
Doch diesmal schmeckte der Kuss ganz anders. Sie konnte seine Angst spüren, seine Furcht sie zu verlieren. William zeigte nur ungern seine Gefühle und auch eben hatte er seine wahren Empfindungen gut versteckt. Doch seine Lippen sagten ihr die Wahrheit.
Ganz bewusst, doch sehr vorsichtig legte sie ihre Arme um seinen Nacken und spürte seinen Körper, seine unglaubliche Wärme die ihr den Atem raubte.
Jeder Aussenstehender würde denken sein Griff und sein Kuss wären etwas grob, aber dem war nicht so. Im Gegenteil, Ai schwelgte nur so in seinen Armen und sein Kuss war mehr als zärtlich. „Ai..." hauchte er gegen ihre Lippen und sah ihr dabei tief in die Augen. Sein linker Arm legte sich um ihre Taille und drückte sie immer mehr an sich.
„Ich liebe dich doch" flüsterte er.
„William-Senpai" sagte sie zärtlich und legte ihre Hand auf seine Wange. „Sie lieben mich wirklich?" fragte sie zögerlich. William nickte. „Ja, ja das tue ich, es ist die unbefleckte Wahrheit."
Kurz blickte sie nach unten, bevor sie ihn wieder ansah und schüchtern lächelte. Gleich darauf stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. William blinzelte kurz überrascht und seine Wangen färbten sich leicht rot. Er sah weg, doch Ai hatte es bereits bemerkt und wurde in dem Augenblick selber rot.
„Wir haben noch eine Chance, Ai. Ich verspreche dir, dass ich dich aus deiner Dunkelheit raushole. Es wird Zeit, dass du von den anderen aufgenommen und respektiert wirst. Lass uns dafür kämpfen"

Der Direktor bat um Ruhe, als die Shinigami wieder Platz genommen hatten.
„Die Verhandlung geht nun in die zweite Runde" rief der Direktor
Ai stand wieder in der Mitte, an ihrer Seite, William T. Spears.
„Ich übergebe Ihnen das Wort, Mr. Spears."
William nickte und trat vor. „Verehrte Anwesenden, ich denke die Zeit ist nun gekommen. Nun werde ich mein Trumpf ausspielen. Für diese Verhandlung habe ich nämlich eine ganz besondere Persönlichkeit eingeladen, auch wenn ich es nicht besonders gerne sehe, wie diese Kreaturen umherwandern."
Die grosse Türe zum Saal öffnete sich, alle Shinigami sahen nach hinten. Sofort ging ein aufgeregtes Raunen durch die Menge. Einige hielten sich die Hände vor dem Mund und andere schüttelten den Kopf. Alice Stuart konnte sich nicht bewegen, so geschockt war sie. „Mr. Spears, wie können Sie nur?!"
Doch William ignorierte sie, stattdessen wandte er sich der Person zu.
„Sie dürfen ruhig näher treten...Mr. Sebastian Michaelis."

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt