Painfull Touch

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Es war bereits später Abend, doch die Korridore der Abteilung waren dennoch voll. Die Nachtschicht hatte begonnen. Ai spürte die bohrenden Blicke in ihrem Nacken, hörte das leise Flüstern und sah die angewiderten Gesichter der verschiedenen Shinigami. Einige vergassen glatt die Arbeit bei ihrem Anblick.

Das Mädchen sah beschämt herab. Nicht nur, dass sie unmöglich aussah, nein, sie schien keinen guten Eindruck zu hinterlassen. Der einzige, der sich ruhig verhielt war William, der liess sich auch nicht von den Blicken aus der Bahn werfen. Schliesslich respektierte ihn hier jeder.

Ai beschleunigte ihre Schritte etwas, bis sie schliesslich unmittelbar hinter William herlief. „Will...William..."

„Für Sie, Miss Nakamura, immer noch Mr. Spears oder Senpai."

Ai zuckte leicht zusammen. Da war er wieder. Der eiskalte Shinigami, der nur seinen Pflichten nachging. Wie sollte sie denn nun in Zukunft mit diesem jungen Mann umgehen? „Uhm...ja sicher doch..." stammelte sie leise und ihre Wangen färbten sich rot vor Scham. „...Ich wollte nur fragen, warum sie mich alle anstarren? Das ist mir sehr unangenehm."

„Ganz einfach. Sie spüren alle, dass Sie ein Dämon sind, oder zumindest zur Hälfte, aber das reicht schon vollkommen aus, um Sie als Feind zu betrachten."

Er öffnete eine Türe. „Kommen Sie mit rein, das Zimmer 333 können Sie sich gleich merken, das ist mein Büro."

Das Mädchen sah sich erstaunt um. Es war hell und geräumig. Ein angenehmer Platz zum Arbeiten. Nah am Fenster stand der Schreibtisch. Darauf waren eine Schreibmaschine, eine Lampe und ein Stapel Dokumente. Schlicht und einfach.

Nicht weit entfernt befand sich ein Regal mit verschiedenen Büchern in allen Grössen. Ihr Blick wanderte zur linken Ecke. Dort befand sich ein Glastisch, umgeben von schwarzen gemütlichen Sesseln. Wohlmöglich bekam er ab und an Besuch von Vorgesetzen mit denen er Sachen besprechen musste.

Während William in seiner Schreibtischschublade rumwühlte und anscheinend etwas Wichtiges suchte, ging Ai auf den niedrigen Glastisch zu und entdeckte dort ein schön verziertes Kästchen. Prüfend blickte sie zu William, der jedoch war mit sich selber beschäftigt.

Vorsichtig, und mit grosser Neugierde, nahm Ai das kleine Kästen in ihre Hände. „Was da wohl drin ist?" fragte sie sich und versuchte es zu öffnen, aber es schien verschlossen zu sein.

„Merkwürdig..."

Sie strich über die glatte Oberfläche und musste lächeln. Da drin musste sich etwas Wertvolles befinden. Wahrscheinlich etwas, was William sehr wichtig war. Sachte legte sie das Kästen wieder auf den Tisch, stand auf und ging auf seinen Schreibtisch zu. Mit leicht zur Seite gelegtem Kopf, beobachtete sie William, bei dem sich die Falten auf der Stirne immer mehr vertieften.

Im nächsten Moment hörte sie ihn Seufzen. Diese recht kleine Geste von ihm erstaunte das Mädchen.

„Ah, hier ist es" sprach er und zog eine Mappe hervor. „So, das hätten wir nun." Sein Blick fiel auf die Uhr. „Wegen Ihnen musste ich heute bedauerlicherweise Überstunden machen."

Ais Augenbrauen hoben sich überrascht. „Oh..." entwich es aus ihrem Mund. Aber mehr brachte sie auch nicht heraus. Verlegen sah sie weg. „Mein Gott, jetzt muss ich mir auch noch Vorwürfe anhören" stöhnte sie innerlich. William nahm den Schlüssel aus seiner Jackentasche und machte das Licht aus.

Kaum waren sie wieder draussen, wurde das Mädchen angestarrt. Ai malte sich schon den morgigen Tag aus. Ein unangenehmer Gedanke. „Ich hoffe nur, dass William bei mir ist. Niemand scheint mir Böses tun zu wollen, wenn er dabei ist. Allerdings..."

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt