Destiny

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Etwas verschlafen schritt Finnian durch die Empfangshalle, mit einem Besen in der Hand.
Gerade als er die Eingangstüre öffnete, wurden seine Augen Tellergross. Ganz sanft wie Puderzucker, rieselte der Schnee auf den Garten herab.
Sofort verflog seine Schläfrigkeit und er begann zu strahlen.
„Stimmt! Heute ist ja Heilig Abend!"

„Du bist schon wach?" Ai lugte um die Ecke in die Küche, als sie William entdeckte, der anscheinend gerade den ganzen Raum, putzend, auf Hochtouren brachte. William neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie fragend.
Ais Wangen wurden hauchrosa, angesichts seines heutigen Outfits. Er trug einen dünnen, schwarzen Rollkragenpullover und eine schwarze Hose dazu. Ganz schlicht und dennoch passte dieser Stil zu ihm.
„Schon lange" antwortete William und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Ich bin es halt gewohnt immer wieder um die gleiche Uhrzeit aufzustehen. Wo warst du denn heute Morgen? Ich habe dich nicht mehr neben mir liegen sehen."
Ai betrat die Küche und bewunderte die Sauberkeit.
„Ich war ganz kurz bei Kaori. Sie hat mir ein kleines Präsent gegeben" lächelte sie und zeigte ihm das hübsch verpackte Päckchen.
„Ist das nicht süss?"
Williams Augen wurden gross. „Das...kann ich schwer beurteilen" brachte er hervor, war aber genauso neugierig wie sie. Ai öffnete die Schleife und faltete das Papier auseinander.
„Oh..." machte sie, als sie schliesslich zwei Weihnachtsmützen in den Händen hielt, was William verächtlich schnauben liess.
„Sollte das irgendwie komisch sein?" murmelte er. Ai nahm die Weihnachtskarte zur Hand und begann zu lesen.  

  Hallo Ai^^
~Fröhliches Heiligabend~


Geniesse deinen freien Tag und fülle deine Gedanken mal
nicht mit Sorgen^^
Morgen Abend findet ein kleines Zusammentreffen statt bei Ronald.
Du und William-Senpai seid herzlich eingeladen.
Die zwei Weihnachtsmützen sind die Eintrittskarten, damit keine ungebetenen Gäste den Abend zerstören -.-
Sorg also dafür, dass Senpai die Mütze bei Ankunft trägt^^


Liebe Grüsse und Küsschen
~Kaori~  

William sah so aus, als würde er im nächsten Moment in die Luft gehen. „Diese..." presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt sich noch im letzen Moment zurück, als Ais Gesicht sich aufhellte.
„Eine kleine Weihnachtsfeier also, hmm."
„Deine sogenannten Freunde sind mir echt zuwider."
Ai drehte sich um und sah ihn erwartungsvoll an. „Bitte, William...auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist."
Sie sah ihn flehend an und ihre Augen waren kugelrund. Der Shinigami musste sich zusammennehmen und brachte ein tiefes Seufzten hervor. Diese glänzenden Augen...dieser eindringlicher Blick...er konnte ihr einfach keinen Wunsch abschlagen.
„Na schön..." gab er schliesslich nach und im nächsten Moment fiel Ai ihm um den Hals. „Danke, Senpai~" rief sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich, was er ohne zu zögern erwiderte.
„Oh, hast du gesehen...es hat heute Morgen geschneit..." sagte sie, als sie sich wieder von seinen Lippen löste. Frohen Gemüts zog sie ihn ans Fenster und zeigte auf die Schneebedeckte Landschaft.
„Darauf habe ich mich gefreut" sagte sie leise und sah mit leuchtenden Augen aus dem grossen Panoramafenster. William, der leicht hinter ihr stand fühlte sich auf einmal so erleichtert.
Nach all dem was passiert war...der ganze Stress...die ganze Anspannung....die Furcht...
Der ganze Sturm hatte sich gelegt. Diese stille Ruhe hatte er vermisst. Und doch hatte er das merkwürdige Gefühl, dass sie sich momentan im Auge der Sturms befanden.
Diese stille Ruhe war erst der Anfang...
Ais Lächeln verschwand, als sie plötzlich zwei Arme fest um sich spürte.
„Ich habe diese Zeit des Jahres immer gehasst" hörte sie ihn auf einmal nahe an ihrem Ohr sagen. „Ich konnte diese fröhlichen Gesichter, diese glücklichen Gelächter nicht ertragen. Wie denn auch...?"
Sie spürte, seinen Kopf auf ihrer Schulter.
„Ich war einsam" flüsterte er.
Des Mädchens Herz schlug wild und sie erinnerte sich zurück. Auch sie war einsam gewesen. All die Jahre, ohne jemanden mit dem sie alles teilen konnte. Die ersten Jahre waren unerträglich gewesen, sie hatte viel geweint, aber mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt und begonnen die Einsamkeit zu mögen...bis sie auf William traf...
Sie drehte sich um und legte die Hände an seine Wangen.
„Auch ich war alleine" sagte sie leise.
„Bevor ich dir begegnet bin, war die Einsamkeit mein ständiger Begleiter. Ich habe das durchlebt, was auch du empfunden hast. Der Unterschied jedoch war, dass du dich mit Kälte uns Strenge von den anderen isoliert hattest. Ich liess es schutzlos über mich ergehen."
Der Shinigami drückte sie an sich. „Schutzlos, hmm? Du warst naiv, Ai...du bist es immer noch, deshalb konnten die anderen mit dir tun und machen, was sie wollten."
Sie spürte wie seine Hände sich verkrampften.
„Das lasse ich nun nicht mehr zu" raunte er und küsste sie leidenschaftlich.
Nein, er wollte nicht wieder einsam sein. Er wollte nicht daran denken, wie es wäre, das Liebste in seinem Leben zu verlieren, wenn er ohne sie einschlafen und auch wieder aufwachen würde.
Die ersten Tage mit ihr, waren ungewöhnlich gewesen. Da war plötzlich jemand bei ihm...zugegeben, manchmal war er vor ihr geflüchtet , weil er das Gefühl der Zweisamkeit, vollkommen vergessen hatte. Er hatte sich mit ihrer Gegenwart eher überfordert gefühlt.
Jetzt wollte er nicht, dass sie ihn verliess.
Ihre Hände waren kalt und ihr Herz schlug schnell.
„Soll ich dich etwas wärmen?"
Er sah sie unschuldig an und strich über ihre Oberarme. Ais Wangen wurden glühend rot.
„Bist du nicht gerade beschäftigt? Soll ich dir nicht helfen? Du hättest mir doch etwas sagen können, ich hätte dir im Haushalt ge..." Sofort legte William ihr zwei Finger auf die Lippen und sah sie etwas streng an.
„Ich will eine Frau die mich liebt, und keine Putze..."
Daraufhin schwieg Ai und sah ihn erstaunt an.
„Ausserdem bin ich sowieso fertig mit der Küche. Den Rest kann ich später auch alleine machen."
Mit diesen Worten hob er Ai auf seine Arme.
„Hey, was soll das? Was hast du vor?" protestierte sie, als er geradeswegs auf sein Schlafzimmer zusteuerte.
„Heute haben wir unbegrenzte Zeit, die sollten wir ungeniert ausnutzen" antwortete er nur, bevor die Türe ins Schloss fiel...

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt