Pursued

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21. Jahrundert

Eine unruhige Nacht plagte die 16 jährige. Draussen stürmte das Gewitter. Chiyu hatte sich neben Ai eingerollt. Mit einer dünnen Decke versuchte sich das Mädchen zu wärmen, vergeblich. Sie hatte schon kalte Füsse bekommen. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Ihr Herz schlug wild, denn sie mochte das Gewitter nicht. Es erinnerte sie immer wieder an die Nacht in der sie alles verloren hatte. Schnell holte sie ihrem MP3 unter dem Kissen hervor, steckte sich die Hörer in die Ohren und liess das Lied „Kiss the Rain“ ab. Oh, wie sie diese Melodie liebte. Wieder und wieder stellte sie sich das Leben anders vor, wenn sie das Lied hörte. Stellte sich immer vor eine ganz normale Familie zu haben. Eine wunderschöne Mutter, einen tollen Vater und…ja vielleicht sogar Geschwister. Ein grosses Haus mit einem schönen Garten. Tränen liefen ihr die Wangen herab. Ihre weissen Haare wurden benetzt. Ein leises Miauen liess sie zu Chiyu blicken, die sie mit grossen Augen anstarrte. Ihre Lider schlossen sich und sie drehte sich so um, dass sie zum Fenster blicken konnte. Der Vollmond schien wieder in das kleine Zimmer. Ein schwaches Lächeln zuckte auf ihren Lippen. Es war verrückt, aber sie hatte wieder das Bedürfnis zum Mond zu beten. Der Mond war ihr zum Symbol der Traurigkeit geworden, der Mond verstand ihre Gefühle und schickte ihr das Licht, dass sie in ihrem Herzen nie haben würde. „Lieber Mond, es ist nun schon ein Monat lang her seitdem ich dich wieder in deiner ganzen Pracht gesehen habe…du bist immer an meiner Seite und beschützt mich, dafür bin ich dir sehr dankbar…“ plötzlich brach sie das Gebet ab. Ihre Stimme hatte zu zittern begonnen. Ein sengender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus. Und niemand war da…keine Menschenseele war bei ihr. Die sanften Klavierklänge neigten sich dem Ende zu, ehe sie sich zu Boden niederliess und anfing bitter zu weinen. Dicke Tränen befeuchteten den Boden. „Ich wünsche ich wäre damals auch in den Flammen untergegangen. Das Leben, das ich hier habe ist nichts…Garnichts! Ich will nicht mehr sein. Wozu, was soll ich machen…sag es mir bitte, was soll ich tun?“ schluchzte sie. „WAS SOLL ICH TUN…“ schrie sie dem Mond entgegen, doch ihre Stimme erstarb urplötzlich als sie das Gesicht eines jungen Mannes mit länglichen schwarzen Haaren sah. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen, seine Augen glühten rot und sein langer Umhang wehte im Wind. Er streckte seine Hand aus. „Komm…folge mir.“ Ertönte seine tiefe Stimme. Völlig hypnotisiert von der Gestalt streckte auch sie die Hand aus. „Du bist doch…“ flüsterte sie ungläubig. Doch als sie seine Hand nehmen wollte, löste sich die Gestalt auf. „Nein, bitte geh nicht…“ Sie war auf den Beinen, rannte aus dem Zimmer und stiess die Haustüre auf. Ein kalter Wind umfasst sie und das Licht des Mondes strahlte sie an. „Wo bist du?!“ hauchte sie leise. Hatte der Verstand ihr einen Streich gespielt? War sie so verzweifelt, dass ihr diese Bilder, vor lauter Furcht, erschienen. „Sebastian…du warst es doch, oder?“ sie faltete die Hände ineinander und blickte in den Mond. „Sebastian…“ Verschwommen erinnerte sie sich an die Flammen, aber nun schob sie eine andere Erinnerung in ihren Kopf. Es waren starke Arme gewesen die sie blitzschnell aus dem Feuer geholt hatten. Über den Sternenhimmel waren sie geflogen. Fernab von den lodernden Flammen hatte er sie abgesetzt, hatte sich über sie gebeugt und beinahe hätte sie seine Lippen gespürt. Doch die roten Augen hatten sie auf einmal entsetzt angesehen. Träge erinnerte sie sich an das Gesicht. Es war ohne Zweifel SEIN Antlitz. Das Rauschen der Trauerweide brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Wieso hatte sie sich nicht eher daran erinnern können? Oder hatte sie damals nur halluziniert?

19. Jahrhundert

Der Duft des warmen Apfelkuchens wehte Ciel in die Nase. Er war schon immer ein ganz grosser Kuchenliebhaber, vor allem wenn Sebastian ihn selber machte. Er würde es ihm niemals sagen, aber sein Butler war äusserst talentiert, wenn es ums Backen oder Kochen ging. Der Junge stand auf und folgte dem Duft.
Währenddessen befand sich Sebastian im Garten um den heulenden Finnian wieder einmal zuzuhören, denn der Garten sah einfach nur schrecklich aus. Die weissen Lieblingsrosen seines jungen Herren waren verwelkt, die Bäume kahl gestutzt und die Büsche umgerissen worden. „Wie kann man nur so derart…“ wütetet Sebastian, wobei er das letzte Wort lieber herunterschluckte. „ES TUT MIR LEID, SEBASTIAN…!“ heulte er und packte ihn an den Beinen. Der Butler seufzte. Er konnte den Jungen immer noch nicht verstehen, genauso wenig wie Meylene und Bardroy. Alles blieb wieder an ihn hängen. „Steh auf und heul nicht rum. Ich schlage vor, dass du dich jetzt sofort zur nächsten Baumschule aufmachst und diesen verwüsteten Garten wieder anständig herrichtest.“ sprach er ernst. „Ausserdem solltest du dir lieber weisse Rosen besorgen, ich nehme nicht an, dass der junge Herr erfreut sein wird, wenn er sieht, dass seine heissgeliebten Blumen derart zugereichten worden sind Also…“ Bevor Sebastian im das Geld gab, überreichte er Finnian ein Taschentuch. „Bittesehr…und das du mir ja schnell wieder zurückkommst. In der Zwischenzeit werde ich den jungen Herren etwas ablenken, damit er dich nicht zur Schnecke macht.“ Wie viele male hatte er den Angestellten den Hintern gerettet, nicht auszumalen wie der junge Earl Phantomhive reagiert hätte bei dem Chaos. Als Finnin schliesslich aus dem Anwesen rannte, nahm er seine Taschenuhr zur Hand und stellte fest, dass es bald Fünf Uhr war. „Zeit den Tee für den jungen Herren vorzubereiten.“ Es herrschte totenstille in dem grossen Anwesen. Meylene hatte er in den Keller geschickt um den Wein für das heutige Abendessen zu holen. Bardroy war in der Stadt und besorgte die Einkäufe. „Fehlt nur noch, dass das  Hausmädchen nach mir ruft.“ Sagte er leise und öffnete die Türe zur Küche. Was er da sah, liess ihn erstarren.

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt