Secret order

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Mühsam versuchte Ai ihre Umgebung zu erkunden. Ihr Schädel dröhnte fürchterlich. Als sie schliesslich etwas klarer sehen konnte, entdeckte sie das Gesicht Meylenes, die ein feuchtes, kaltes Tuch auf ihre Stirn legte. „Das Fieber senkt sich nicht…“ seufzte sie besorgt. „Meylene…“ murmelte Ai schwach und wollte sich aufsetzen. „Nein, bleib liegen…Sebastian hat ausdrücklich gesagt, dass du jetzt nicht aufstehen darfst. Ich kümmere mich schon um dich“ ein kleines Lächeln zierte ihren Antlitz. „Schliesslich hast du mir ja auch geholfen.“

Verwundert über diese Worte sah Ai zu Meylene auf. Diese richtete ihre Brille. Sie hatte sich auf einem kleinen Schemel hingesetzt. „Wie lange bist du schon hier?“ fragte Ai. „Oh…sicher schon seit einer Stunde. Sebastian hat mir gesagt, dass ich bei dir bleiben soll. Er muss sich um den jungen Herrn kümmern“ Wieder nahm Meylene das Tuch und befeuchtete es im kalten Wasser. „Wir waren alle ziemlich schockiert als du kein Lebenszeichen von dir gegeben hast. Doch Sebastian meinte bloss, dass du dich heute überanstrengt…“ bevor Meylene den Satz beenden konnte fiel ihr auch schon Ai ins Wort. „…das stimmt doch gar nicht. Das bisschen Arbeit? Zuhause in Japan habe ich mindestens genau so viel zu tun.“

„Du kommst aus Japan?“ fragte das rothaarige Hausmädchen. Ai nickte. „Sieht man mir das nicht an?“

„Uhm…doch, schon ein bisschen. Erzähle mir doch…wie ist es dort?“ leicht verträumt blickte Meylene in die Ferne. „Sicher ganz anders. Das ist so aufregend!“  Sie legte das feuchte Tuch wieder auf Ai's Stirne. Das weisshaarige Mädchen schwitze wie verrückt. Was würde sie jetzt nicht alles für eine kalte Dusche geben? „Ja, da hast du Recht…Japan ist anders. Bunt, Skurril…ich sehe jeden Tag fröhliche Gesichter und man schreit sich „Guten Morgen“ an.“ Ai musste lächeln. In England waren die Gemüter ernster und sie sah kaum ein Lachen…ja, nicht einmal ein kleines Lächeln. Zumindest nicht auf den Strassen Londons. Meylenes Augen begannen zu funkeln. „Ich möchte dahin! Unbedingt!“ rief sie aus. „Das dürfte etwas schwierig werden…“ meinte Ai. Sofort beruhigte sich Meylene wieder. „Ich weiss. Schliesslich bin ich an diesem Job hier gebunden. Ich kann nicht einfach so gehen. Und es ist wie du gesagt hast…hier bin ich in Sicherheit.“

„Ja…“ dachte Ai. „Die Seelen in diesem Anwesen werden beschützt und behütet…von einem Dämon.“

Unruhig wälzte sich William in seinem Bett. Schweissgebadet und keuchend, gab er unverständliche Laute von sich. Sein Herz raste wie verrückt. In seinem Kopf schwirrten Bilder aus alten Zeiten. Er sah Miyuku, wie sie einen Drachen steigen liess und dabei lachte. Es spielte sich an ihrem 17. Geburtstag ab und es war ein herrlicher Herbsttag. Er hatte sich auf dem Gras gesetzt und sie verträumt beobachtet. Ihre langen hellbraunen Haare wehten im starken Wind und sie rief seinen Namen.

„William!“

Sie rannte zu ihm. Das Gesicht so strahlend glücklich. William wollte sie in seine Arme auffangen, doch auf einmal begann die Erde zu beben, gefolgt von einer ohrenbetäubenden Explosion. Miyuku schrie und landete in seinen Armen. Ein gleissendes Licht blendete William in die Augen. Beschützend hielt er Miyuku fest. Dann sah er eine Gestalt inmitten des Infernos. Er blinzelte ein paar male, da das Licht unglaublich hell war. Doch er erkannte die Person sofort. „Ai…“

Gewaltige Schwingen hielten das Mädchen in der Luft. Die eine Seite weiss, die andere schwarz. Sie hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. In ihrer rechten Hand hielt sie eine Sense die länger und grösser war als sie selber. Sie trug ein schulterfreies, kurzes, schlichtes, schwarzes Kleid, bei dem der ganze Rücken offen war. Trotz des starken Windes hielt William stand. Sein Blick wandte sich nicht ab. In dem Moment erhob sich Ai's Blick. Williams Herz blieb beinahe stehen. Das Mädchen besass ein rotes und ein grünes Auge. Langsam hob sie ihre Sense. „Was hast du vor…Ai.“ William schluckte heftig. Plötzlich stürzte das Mädchen mit erhobener Sense und einem wilden Blick auf das Paar unter sich zu. Die lange, messerscharfe Klinge traf Miyuku. William schrie. Dunkles Blut spritze in sein Gesicht

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt