Frontal attack

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Alice Grinsen jagte ihr eine Gänsehaut des Schreckens über die Arme. Ihre Augen leuchteten unheimlich und ihre Haare fielen ihr wirr über den Rücken.
Irgendetwas stimmte nicht mit ihr...
„Macht es Spass?" zischte sie. Ai verstand überhaupt nicht, was sie damit meinte, doch sie liess sie nicht sprechen.
„Wo hat er dich bereits berührt?" flüsterte sie ihr zu. „Hier..." Ihr Finger glitt an ihrem Hals entlang, was Ai die Augen zusammen kneifen liess.
„Was zum Teufel geht hier vor? Was will sie von mir...?"
„Oder hier..."
Ai spürte, wie ihre Hand herabglitt und versuchte sich zu wehren, aber ihre leuchtenden Augen verrieten ihr, dass sie nun stärker war, als sie.
„Oder war es hier..." Ihre Hand wanderte unter ihren Rock, was sie heftig den Kopf schütteln liess, in der Hoffnung ihre andere Hand, die ihren Mund immer noch geschlossen hielt, zu entfernen, doch daraus wurde nichts.
„Wo hat er dich schon geküsst...zeig es mir?!" schrie Alice das verschreckte Mädchen an. Dicke Tränen verliessen Ais Augen.
„Was wollen Sie von mir?!" rief Ai, als sie ihre Hand wegreissen konnte.
„Zeig es mir...zeig mir die Stellen, die er berührt hat, zeig mir wo er dich überall geküsst hat..."
Ihre Finger glitten zur Bluse und öffneten den obersten Knopf, während die schwarzhaarige das verschreckte Mädchen weiter gegen die Wand drückte.
„Nein..." dachte Ai und in ihr drehte sich alles. „Das ist nicht die Alice Stuart die ich kenne!"
Sie spürte ihren Atem nah am Hals, als sie versucht ihre empfindlichen Stellen zu finden. Doch Ai empfand nur Ekel. Sie wehrte sich heftig, bevor Alice die Hand auf ihren Mund legte und sich herabbeugte.
„Habt ihr auch schon miteinander geschlafen?" säuselte sie leise, was Ai die Augen zusammenkneifen liess.
„Ah~" machte die schwarzhaarige und lächelte hinterhältig.
„War es schön?" hauchte sie gegen ihr Ohr.
„War es schön seinen Körper zu fühlen, seinen heftigen Herzschlag zu spüren, während er dich genommen hat? Fühlten sich seine Lippen gut an, als er dein Dekolleté liebkost hat?"
Ihre Worte, verschmolzen mit wohligen Seufzern, jagten ihr eine Gänsehaut des Schreckens ein.
Ai wendete den Kopf blitzschnell zur Seite, als sie über ihre zarte Wange strich. Ein ganz unnatürlicher und gieriger Glanz legte sich auf ihren grünen Augen.
„Hast du seine ganze unbändige Leidenschaft gespürt? Das Feuer das er in dir entfacht hatte..."
Sie schnappte selber nach Luft und zitterte am ganzen Leibe, was Ai deutlich spüren konnte, denn immerhin wurde sie gegen die Wand gepresst.
Alice Verhalten war alles andere als normal. Es kam ihr vor als würde sie eher mit sich selber reden.
„Beschreibe mir seine Lippen! Beschreibe mir das Gefühl wenn er dich küsst oder verwöhnt...du bekommst es doch jeden Abend zu spüren..."
Obwohl ihre Worte der Wahrheit entsprachen, gab sie ihr keine Möglichkeit auch nur eine Bemerkung abzugeben.
„Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass Alice es auf William abgesehen hat. Ich dachte sie wolle mich mich loswerden, weil ich eine Halbdämonin bin. Aber ich habe mich geirrt...vollkommen geirrt..." dachte Ai verzweifelt und startete einen erneuten Versuch sich zu wehren.
Warum?
Warum traten ihre dämonischen Kräfte nicht hervor, wenn sie sie dringend braucht?
Wieso spürte sie nicht das Feuer in ihrem Herzen?
So sehr sie sich auch anstrengte...es nütze nichts!
„Hör mal, Ai, Liebes..." fuhr Alice auf einmal fort und sah ihr tief in die Augen. „...es hat mir am Anfang sehr schwer gefallen zu glauben, dass ihr euch liebt. Ich kenne William schon seit Jahren, wir waren damals in der gleichen Klasse, im gleichen Jahrgang. Er war schon immer ein emotionsloser Eisklotz gewesen, aber genau das hatte mir gefallen. Er war für sein Alter damals sehr erwachsen. Deshalb hatte ich meine Augen nicht getraut, als ich euch zwei im Taubenschlang eng umschlungen gesehen hatte..."
Ais Herz machte einen schmerzhaften Schlag und ihre Augen waren starr in die Leere gerichtet.
Alice Stuart?
Alice hatte sie damals erwischt, als William ihr das allererste Mal seine Gefühle offenbart hatte? Als er sie ihr gesagt hatte, wie sehr er sich um ihr sorgte und wie sehr er sie brauchte...
„Sie wusste es schon seit damals...sie hatte schon damals den Verdacht gehabt. Aber wieso habe ich dann nicht ihre Nähe gespürt?"
Alice Hand lockerte sich etwas und ihr fiel eine Strähne ins Gesicht. Der Glanz in ihren Augen wurde stärker. Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre tiefroten Lippen.
„Sag, wie lange führt ihr schon diese geheime Beziehung?" hauchte sie gegen ihre Lippen.
„Wie lange schon verstösst ihr beide gegen das wichtigste Gesetz? Wie lange schon teilt ihr beide das Bett?"
Sie lachte leise, was das weisshaarige Mädchen vor Furcht erzittern liess.
„Das hättest du damals miterleben sollen, Liebes. Er war auf jeder Konferenz, auf jeder Versammlung so unkonzentriert und konnte sich kaum seinen Arbeiten widmen ohne mit den Gedanken abzuschweifen. Ich habe es deutlich gespürt...in seinem Innersten existierte nur ein Bild...und das warst du."
Ihr Blick wurde auf einmal finster und das hinterhältige Lächeln verschwand auf einmal spurlos. Eisige Kälte umgab die junge Frau.
Verständnislos sah Ai ihre Widersacherin an und konnte nicht glauben was sie eben gerade gesagt hatte. Ihr Herz schlug wild, doch kein Blut floss durch ihre Finger...sie wahren kühl und starr vor Angst.
„Miss Stuart..." wimmerte sie.
„SCHWEIG STILL!" brüllte die Frau sie plötzlich an, was sie heftig zusammenzucken liess.
„Ich verstehe es nicht..." sprach Alice auf einmal und blickte herab. „Was hast du, was ich nicht habe?"
Ihre Augen wanderten zu den restlichen Knöpfen und Ai schrie kurz auf, als ihre Finger zitternd und ungeduldig ihre Bluse öffneten.
Mit zusammengekniffenen Augen stand Ai da, während das weisse Hemd zu Boden flatterte und sie halbnackt vor ihr stand.
Ihr gieriger Blick betrachtete die einzelnen Stellen ihrer Haut und im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf und blickte wieder starr in ihre Augen.
„Dein Körper ist völlig vernarbt...du bist mager und deine Brüste sind doppelt so klein. Was findet er an dir schön? Dein Gesicht?"
Sie hob ihre Hand und Ai spürte im nächsten Moment, wie sie auf ihre Wange landete, mit einer solchen Wucht, dass sie zu Boden ging.
Sie riss ihre Augen auf.
Geschockt legte sie ihre Hand auf die brennende Stelle und dicke Tränen kullerten ihren Wangen herab, bevor sie ihr ganzes Gesicht verdeckte und die Augen schloss.
„Es soll aufhören!" schrie sie in Gedanken. „Dieser Alptraum soll aufhören!"
Doch ehe sie sich richtig darauf einstellen konnte, packte Alice sie wieder und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen.
„Ich frage mich wirklich ob er dich immer noch so hübsch findet, wenn ich dein süsses Gesicht entstelle und dir jedes einzelne Haar ausreisse. Wie konnte er sich auch nur in sein so junges Mädchen wie dich verlieben. Ein Kind...kaum 16. Ich habe viel mehr zu bieten, warum sieht er mich nicht an?"
Ai fühlte sich schwach. Ihr Körper hing schlaff herab und sie betete nur noch, dass dieser Alptraum zu Ende ging.
Plötzlich, völlig überraschend, liess Alice sie tatsächlich los. Sie rutschte die Wand hinab, keuchte und spürte vor Zittern keinen Körperteil mehr.
Ihr Körper war wie betäubt...
„William..." dachte sie nur und wünschte er wäre bei ihr um sie zu beschützen.
„Warum..." flüsterte sie auf einmal, was Alice deutlich verstand.
„Warum...tun Sie das?"
Jetzt war es an Alice am ganzen Leibe zu zittern. Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich von Härte zu Schmerz.
„Weil ich..." begann sie und wich einen Schritt zurück. „...seit mehr als 17 Jahre nur einen Mann geliebt habe. Den Mann, den du mir nun weggenommen hast..."
So schnell wie ihre Schwäche kam verschwand sie jedoch in nächsten Augenblick auf wieder und ihre Augen verengten sich bedrohlich.
„Ich könnte jetzt gleich zum Direktor gehen und ihm alles erzählen..." zischte sie. „...dann wäre eure kleine heile Welt vollkommen zerstört..."
Ai konnte hören, wie sie diese bitteren Worte förmlich genoss, als wären sie zuckersüsse Schokolade. So süss, dass Ai vor Angst ihre Ohren zuhielt.
Sie und William...getrennt?
Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen!
„Hmm..." machte die schwarzhaarige und erfreute sich an dem Anblick, wie das kleine Mädchen vor ihr am Boden lag...zitternd...wimmernd...völlig ängstlich.
„Oder aber..." fing sie wieder an und grinste gefährlich. „...du beschützt deinen William indem du..."
Sie kniete sich nieder und berührte Ais volle Lippen. Das Mädchen schluckte hart, als sie sich abermals zu ihrem Ohr herabbeugte.
„...das tust was ich verlange."  

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt