-9- P.S.

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In der nächsten Woche besuchen wir Jay tatsächlich. Die angekündigten wilden Sachen beschränken sich aber auf wilde Zitronensorbetorgien und reden bis 7 Uhr morgens. Es gibt ja auch jede Menge Stoff. Also zum Erzählen! Ich meine, er ist 3 Monate weg gewesen, Sarah hat ein paar Typengeschichten zu erzählen und bei mir gibt es dieses ganze Drama wegen dieses Liedes. Außerdem stellt er uns seinen neuen Freund vor, der mit ihm in Paraguay war. Schade, dass der schwul ist... Er sieht nämlich verdammt gut aus. 

Nachdem diese niederschmetternde Erkenntnis verarbeitet war, beruhigte Jay uns, indem er uns vom Jenna-Anschreien erzählte. Jay war ein Mann, der große Momente liebte, das heißt: auch das Jenna-Anschreien war groß inszeniert worden. Er hatte sich mit einem Mikrofon und einem Verstärker in die Mensa gesetzt bis sie auftauchte. Dann hat er 10 Minuten eine demütigende Rede gehalten und sie war heulend hinausgerannt. Klar, man hätte das auf eine reifere Art lösen können, aber seien wir ehrlich: sie hat das schon verdient. Immerhin hat sie mir sehr anstrengende Wochen beschert. Am Abend bekam ich übrigens eine Entschuldigungsnachricht von Jenna auf facebook, in der sie mir anbot ein Teil des Geldes, das sie durch Interviews gemacht hatte, zu schenken. Ich war 37 Sekunden langziemlich verlockt, aber dann gewann mein Gewissen.

Bei Sarah zuhause war es ehrlich gesagt nicht so schön, da Vicky wieder da war und Kevin und Vicky wirklich sehr viel Sex hatten. Vor allem morgens. Morgens um 7! Daher beschlossen Sarah und ich die beiden einfach als morgendlichen Wecker anzusehen. Somit hatten wir sehr viel Zeit. Zeit zu shoppen, merkwürdige Rezepte auszuprobieren, schlechte Filme zu schauen, schlechte Filme für Sarahs Kunstprojekt zu machen... Dominique habe ich leider immer noch nicht kennengelernt, Sarah meint sie ist gerade in Frankreich.

Wir machen so viel Zeug, dass ich - zum ersten Mal seit ich das Lied gehört habe, auf andere Gedanken komme. 

"Aaah, Kevin! Gibs mir!" "hm... Zeit aufzustehen, Sarah...", murmele ich in ihre Richtung. "Mhm..." Ich springe auf und strecke mich. "Ich mach Frühstück, willst du was bestimmtes, Sarah?" "Dubisvielzuguterzogen... Eier", nuschelt Sarah. "Danke. Ich richte es meiner Mama aus." 

" 'allooo?", schallt ein französischer Akzent durch die Wohnung. "Ohja!", kommt es von nebenan. "Oh, Dominique ist wieder da!" "Dominique ist ein er?" "Ja!", Lukas. "Nein.", Sarah. "Was?" "Diese Haare gehören keinem er-" "Oh, chèrie!", ruft er/sie und gibt Sarah ein paar Küsschen. Er ist groß und offensichtlich gut gekleidet und... er hat lange, seidige, dunkelblonde Haare bis zu den Schultern. Ich verstehe. "Ohlala, wer bist du denn? Wohnst du auch 'ier? " "Oh, nur für eine Woche, ich bin Joëlle, Sarahs Freundin." "Ah, alors: 'erzlisch Willkommen,  Joëlle!", er gibt mir ein paar Küsse. " 'ier, Post!", sagt er und schmeißt ein paar Umschläge und ein Paket auf den Tisch. "Ohoh, Rechnungen.", stöhnt Lukas. "Meins!", schreit Sarah und stürzt sich auf ihr Zalandopaket. Ihre neuen Sandalen. "Eh... Jo? Da ist was für dich, schau mal..." Sie reicht mir einen Briefumschlag.

Die Adresse wurde zweimal geändert. Zuerst ist es an die Adresse meiner Eltern geschickt worden. Dann an meine WG und jetzt an Sarah. "Lies vor!", bettelt Sarah.

"Hi, deine Eltern haben uns das hier geschickt, viel Spaß noch bei Sarah!
Moni, Stephen & Paul "

Das steht auf dem Umschlag. Ich mache ihn auf und es fallen ein paar Kärtchen und ein Brief heraus. 

Es ist Davids Schrift. 

Love Songs For MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt