Love Songs For Me

-24- Die Zukunft

„Als wir uns küssten, explodierten Feuerwerke in meinem Herzen und Regenbögen sausten durch die Luft. Mit jeder Faser seines Körpers ließ er mich spüren wie tief seine Liebe für mich ging und unsere Seelen vereinten sich. Mich ergriff diese unendliche intime Wärme und wir-" „Halt die Klappe, Jo.", murrt Sarah. „Ich frage dich nie wieder, wie es war." „Ach, es tut mir doch Leid.", lache ich und stupse sie lustig an.

Ehrlich gesagt, kann ich nicht mehr aufhören zu lächeln, seit unsere Lippen sich getrennt haben. Und er genauso wenig. In Wirklichkeit gab es zwar leider keine Regenbögen bei dem Kuss, aber zumindest ein ganz kleines Feuerwerk meinte ich zu spüren. „Hey, ich... Da warten noch ein paar Fans, ist es okay, wenn ich dich verlasse?", fragt David und unterbricht das Gespräch zwischen Sarah und mir. Sarah geht unauffällig ein paar Schritte weiter und tut so als wäre sie mit ihrem Handy beschäftigt, obwohl sie eigentlich nur lauschen will. „Ja, klar geh ruhig.", beruhige ich sein Gewissen. „Ach Jolie, ich habe dich doch gerade erst wieder, ich will eigentlich noch gar nicht weg..." Ich lache: „Mit dem Kitsch kriegst du mich nicht rum!" „Ich meins ernst!" „Ich weiß doch." „Und das mit dem Rumkriegen wird sich noch herausstellen." „Ach, kannst du hellsehen oder was?" „Na klar, du kannst zu jeder Hellseherin in New York gehen, sie alle werden dir sagen, dass ich dich eines Tages rumkriege. Sogar, wenn ich kitschig bin." „Ein Kuss und dein Ego bekommt Höhenflüge." Er lacht und drückt mich fest an sich: „Ich hab dich so vermisst." „Ich dich auch."

„Wollen wir schon mal losgehen?", fragt Sarah. Wir beschließen Google Maps zu vertrauen und zur Aftershowparty zu laufen, damit wir Zeit zum Quatschen haben. Denn es gibt schon so einiges zu bereden.

„Oh Gott... Jetzt hat sich alles verändert, meinst du-", beginne ich meine Frage. „Natürlich will er wieder mit dir zusammen sein, es ist komplett unlogisch, dass er sich so viel Mühe gibt, um einmal mit dir zu schlafen. Er macht das, damit er sein ganzes Leben lang mit dir schlafen kann. Jolie, du studierst doch BWL, Kosten-Nutzen-Analysen solltest du doch mal gesehen haben.", regt sich Sarah auf und hält an weil sie so in Rage ist. „Move, Girls!", bitcht eine alte Oma uns an. Wir gehen zur Seite. „Okay, sorry dumme Frage.", gebe ich zu. „Na endlich, du siehst es ein. Schön, dass ihr wieder zusammen seid, ich freu mich. Jetzt krieg ich wieder coole Geburtstagsgeschenke." „Was?", frage ich bedrohlich. „Naja, David hat einfach immer so coole Ideen gehabt, nicht, dass ich deine Geschenke schlechter waren, aber deine und seine zu bekommen, hat mich immer sehr glücklich gemacht.", versucht sie sich kläglich zu erklären. „Hm... Naaaaagut..."

„Ach, Sarah... Was wird jetzt aus uns? Ich meine, ich mache mir echt Gedanken und jetzt brauche ich dich wirklich sarkasmuslos: was ist, wenn es wieder nicht klappt? Im Ernst, es kann gut möglich sein, dass er in 5 Jahren immer noch superberühmt ist und nie Zeit für mich hat und wir uns trennen, oder ich werde bis dahin aus Versehen schwanger und er trennt sich von mir, schön, dann bin ich bestimmt superreich, aber traurig und was ist wenn ich dann wieder Jahre brauche, um über ihn hin-" „Hui. Chill mal, Jolie." „Sorry, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist, ich kann einfach nicht aufhören nachzudenken, es ist schon schön und alles, aber auch beängstigend und das ist-", fange ich wieder einen Monolog an. „Joëlle Elisabeth Annen. Ich kann zwar nicht hellsehen, aber das muss man bei euch nicht können. Alles wird gut. Wie hast du auf dem Flug noch so schön gesagt? Ich lass es auf mich zukommen? Waren das nicht deine Worte? Und wenn du dir wirklich so unsicher bist dann- oh warte. Ich habe DIE Idee. Augen zu." „Was?", frage ich verwirrt. Als Sarah mir einen Schal um die Augen legt, bin ich noch verwirrter.

„Wohin gehen wir, Sarah?", nerve ich sie. „Wir sind gleich da. Chill." „Sarah, das ist eine blöde Idee." "Du kennst die Idee doch noch gar nicht, sei nicht so AFD." „Was?" „Naja, du bist so verurteilend und hast Angst vor Neuem und nutzt die Angst der Masse aus, in dem Fall bist du allerdings die Masse. Heißt aber nicht, dass du fett bist, Schatz." "Halt die Klappe, Sarah." "Okay." Dann öffnet Sarah eine Tür und es klingelt mysteriös. „Darf ich den Schal runternehmen?" „Gleich.", sagt sie. Es riecht ein wenig muffig und nach ätherischen Ölen. Sarah lässt mich los und geht ein paar Schritte, dann flüstert sie leise mit einer Person. „Okay jetzt.", ruft Sarah nach zwei Minuten. Ich nehme den Schal ab.

„Dein Ernst? Eine Hellseherin?", frage ich sie. „Willkommen bei Sierra Psychic!", ruft Sarah enthusiastisch. Eine dicke lateinamerikanisch aussehende Frau lächelt uns mysteriös an. „Hallo Joëlle.", sagt sie freundlich. Oh mein Gott. Woher weiß sie meinen Namen? „Hallo... Sierra?" „Korrekt, du Hellseherin?", scherzt sie. Ich lache und nehme Platz. Der kleine Raum sieht genau so aus, wie man sich einen solchen Ort vorstellt. Dicke, schwere Vorhänge, alte Omasessel, Tarot, Akupunktur und Handleseposter, Traumfänger und dieser Duft nach Kräutern und Räucherstäbschen.

„Joëlle, etwas liegt dir auf dein Herz, stimmt?" Ich nicke. Ist es so offensichtlich? „Es ist wegen einem Jungen..." „Ja, sie ist leider nicht lesbisch.", seufzt Sarah. Sierra lacht: „Du aber auch nicht, Hübsche!" „Stimmt.", gibt Sarah ihr Recht. 

„Ein Junge... aus deiner Vergangenheit, der...", sie summt etwas mysteriöses, „der jetzt auch dein Gegenwart ist." „David ist eigentlich kein Junge mehr.", lache ich und bin ziemlich erschrocken, dass sie so gut raten kann. „Ach Süße, unter 30 immer jung! Ich bin alte Frau!" Dann lachen wir alle drei. „David er heißt also! Schöner Name. Er ist... anders. Ich spüre seine Aura." Sarah lacht und flüstert mir ins Ohr, dass sie es lächerlich findet. „Er ist ein freier Geist... So viel Energie... Eine Schauspie- nein, ein Künstler... ein Musiker?" Ich halte den Atem an.

„Ja...", gestehe ich überrascht. „Deine Aura - sehr gut.", lobt Sierra mich. „Ehm... danke?" „Ja, du kannst sehr stolz sein, Mädchen. So eine gute Aura... Ich kann dir nehmen die Sorgen, die deine Aura beschmutzen..." „Ich habe eigentlich keine Sor-" „Oh, bitte. Nicht lügen! Ich sehe. Ich bin nicht umsonst eine Seherin. Ich mache Sonderpreis. 10 Dollar, Liebes." „Okay.", sagt Sarah und drückt ihr zehn Dollar in die Hand. Sierra lächelt und nickt. Dann legt sie mir die Hände auf die Stirn. „Ich sehe... so viel Unsicherheit." Dann summt sie wieder etwas beruhigendes. „Ich muss die Geister beruhigen.", erklärt sie und Sarah und ich sind nur noch verwirrter. „Zu viel Unsicherheit trübt die Sicht.", erklärt sie, aber wir verstehen es immer noch nicht. „Die Zukunft ist... ein Fluss, sie bewegt sich, sie verändert sich. Du bist voller Unsicherheit, deswegen ist deine Zukunft schwer zu sehen..." 

„ ...viel Trauer gab es... Der Junge, er hat dir so viel bedeutet, nicht wahr?" „Kann man so sagen.", schmunzele ich. „Keine Sorge mehr, Joëlle. Wenn du Happy End möchtest, du bekommst! Geh immer mit dem hier", hier tippt sie sich auf das Herz, „das hier, alles macht richtig. Dann du machst auch alles richtig und ich sehe viel... großes Glück. Es wartet großes Glück. Nicht mehr traurig, nicht mehr Sorgen, das deine große Problem. Musst du Kampf, musst du Vertrauen, ja? Machst du böse Geister weg und lasst du gute Aura strahlen. Kommt gute Tage für dich, glückliche Tage... Geh jetzt zu dein David und bleib da.", lächelt sie und schiebt Sarah und mich aus dem Shop.

Und hey, Sarah hatte Recht, vielleicht war Sierra wirklich das, was ich gebraucht hatte, um zu realisieren, dass David wirklich alles war, was ich wollte. Naja nicht ganz alles, das war jetzt übertrieben. Essen, Trinken, Schlaf, einen Platz zum Wohnen, Sarah, Hobbies, Freunde, Familie, Weltfrieden und diesen echt schönen Mantel von- Okay, sagen wir es so, David war das, was ich gerade am meisten wollte. Ist das immer noch dramatisch genug? 

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Fun Fact: Sierra Psychic gibts wirklich, hab extra bei Google Maps recherchiert! Wenn jemand mal in New York ist: geht dorthin und sagt mir, wie sie ist! :D