„Wie war ich?", Davids Augen strahlen, genauso wie sein euphorisches Grinsen. „Großartig wie immer, Jungs.", urteile ich. „Vielen Dank!", sie verbeugen sich tief. Und so ist auch das nächste Konzert zu Ende. „Hey, schöne Dame, David ist mein Name. Haben Sie heute Abend schon etwas vor?", reimt er sich eine Einladung zusammen. Wie kann man dazu bloß nein sagen?„Darf ich jetzt schauen?", frage ich ungeduldig. „Nein.", sagt David stur und führt mich weiter den Gang entlang. „Und jetzt?" „Sei nicht so ungeduldig." Jetzt biegen wir rechts ab. „Das dauert schon eine halbe Stunde!", beschwere ich mich scherzhaft. „Höchstens fünf Minuten, Jolie. Außerdem sind wir gleich da.", beruhigt er mich. Ich sehe ihn grinsen. Zumindest mit meinem inneren Auge. Wenn man genug meditiert, soll man ja sein drittes Auge öffnen können. Dann biegen wir noch zweimal links ab und dann gehen wir drei Millionen Stufen hoch.
Und schließlich sind wir da. „Wir sind da!", sagt David und löst das Tuch von meinen Augen. „Dein Ernst?", frage ich ungläubig.
Vor mir eröffnet sich ein graues Treppenhaus. Aus Beton, mit Stufen, Geländer, Tür und allem drum und dran. Alles, was ein Treppenhaus zu einem Treppenhaus macht. Wow. Ich blicke ihn verwirrt an. „Jolie, wie wärs, wenn wir durch die Tür gehen? Vielleicht bist du dann ein bisschen beeindruckter.", er verdreht die Augen. Ein Versuch ist es wert, denke ich mir und wir gehen durch die hässliche graue Tür.
„Dein Ernst?", frage ich ungläubig. Diesmal lächelt er breit. „Mein Ernst."
Vor mir eröffnet sich das perfekte Dinner schlechthin. Ein Tisch für zwei, Kerzen, Rosenblätter und anderes kitschiges Zeug. Wir sind auf dem Dachgarten des Hotels und überblicken die Skyline. Es ist wunderschön „Danke.", bringe ich atemlos hervor und schlinge meine Arme um seinen Hals. „Du weißt doch, dass ich ein Romantiker bin.", bringt er seinerseits hervor, bevor ich ihm alle Luft wegnehme. „Und du weißt, dass ich Essen liebe. Oh David, du bist so toll!", jubele ich. Er drückt mich fest an sich. „Ich weiß.", sagt er und küsst mich auf die Stirn. Schmetterlinge fliegen durch meinen Magen. Also keine echten, sondern so metaphorisch, weil es darstellen soll, wie sehr ich verliebt bin. Vielleicht bin ich aber auch nur hungrig.
Dann zieht er mir den Stuhl raus, damit ich mich hinsetzen kann und klatscht in die Hand. Plötzlich ertönt klassische Musik und ein Kellner im Frack bewegt sich zu uns. Bin ich in einer romantischen Komödie? „Guten Abend, willkommen im Dachgarten. Wir haben ein kleines Menü für Sie beide vorbereitet. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.", er verbeugt sich und geht.
„Wow. Ich bin... beeindruckt.", sage ich fassungslos. „Kein Ding. Irgendwie muss man ja sein Geld verprassen.", zwinkert er. „Du Charmeur." Es ist so schön. Alles, was ein Mädchen sich nach zwanzig Jahren voller Konsum von amerikanischen romantischen Komödien wünschen kann. Ich lächle ihn an. Es ist so schön, ihn endlich mal für mich allein zu haben. „Du siehst hübsch aus. Das Kleid steht dir.", sagt er und nimmt meine Hand in seine. Ich werde ein bisschen rot. „Danke. Es ist echt schön, dich mal wieder richtig für mich zu haben.", seufze ich. „Ja, ich weiß. Die letzten drei Wochen waren stressig. Ich war ja auch noch nie auf Tour. Ich wusste nicht, wie kaputt man sein kann. Tut mir Leid, dass wir das nicht früher machen.", entschuldigt er sich. „Oh, kein Problem, wirklich. Ich meine, du gibst dein Bestes.", sage ich schnell. „Alles okay?", hakt er nach.
Ich nicke. „Wirklich? In letzter Zeit habe ich das Gefühl, das Beste es nicht wirklich genug.", sagt er vorsichtig und schaut mich fragend an. „Ach, es ist nur... Ich-Ich fühle mich einfach so als würde ich nicht dazugehören.", stottere ich ein bisschen. „Warum?", fragt er überrascht. „Du hast nichts falsch gemacht, wirklich nicht. Es ist nur diese Situation. Ich fühle mich unwohl, in einem 5-Sterne Hotel nach dem anderen zu wohnen, so als würde ich dir irgendwas schulden und-" „Das ist Bullshit. Ich hab dich eingeladen.", unterbricht er mich. „Ich war noch nicht fertig." „Sorry, das musste gesagt werden." „Jedenfalls, es ist einfach nicht meine Welt. All diese durchgeknallten Fans, Georgina, die mir alle paar Tage nahelegt zur Presse zu gehen, immer auf der Hut vor Paparazzi sein-", sprudelt es aus mir hervor, doch dann fange ich mich, „aber egal, mach dir darüber keinen Kopf, es ist ja nur noch für drei Wochen. Es ist nicht so schlimm eigentlich. Wirklich, also-" „Jolie? Ich will dich länger als nur drei Wochen in meinem Leben haben.", unterbricht er mich. Ich will nicht, dass er sich Sorgen um mich macht, er hat doch schon genug am Hals.
Ich beginne meinen Satz, aber da unterbricht uns der Kellner, der auch wirklich gut aussieht, mit der Vorspeise, die eine wirklich leckere Karotten-Ingwersuppe ist. „Mh... Die ist köstlich! Aber zurück zum Thema, was willst du damit sagen, David?" Er schluckt: „Das ist mein Traum, Jolie. Meine Musik zu machen, zu touren, Lieder aufzunehmen. Es macht mich so unglaublich glücklich. Aber all das, was dich stört, kommt mit diesem Beruf. Ich will damit nur sagen, dass sich das nicht so schnell ändern wird." „Du willst doch sicher nicht dein ganzes Leben so leben, oder?", frage ich. „Ich weiß nicht. Wer kann das schon sagen? Vielleicht macht es mich in zehn Jahren nicht mehr glücklich, wer weiß. Vielleicht mache ich dann mein Architekturstudium zu Ende... Aber jetzt grade ist es alles, was ich mir wünsche.", erklärt er und nimmt einen Schluck. „Das ist nicht mein Traum.", sage ich leise. Er blickt auf. Und wir schauen uns lange an.
„Was ist dann dein Traum?", fragt er. „Auf jeden Fall nicht BWL.", schnaube ich. „Dann lass es. So einfach ist es.", sagt er nonchalant. „Aber auch nicht ein Staranhängsel sein.", sage ich langsam. „Du bist kein Anhängsel für mich.", widerspricht er, kaum dass die Worte meinen Mund verlassen haben. „Ich weiß, aber ich fühle mich wie eins.", gestehe ich und lache ein bisschen, „ Ich glaube es ist, weil ich nur auf Konzerte gehe und dir zujuble." „Mein persönlicher Cheerleader.", zwinkert er. „Ich glaube ich muss einfach mein Leben in Ordnung bringen.", seufze ich und nehme noch einen Löffel. „Versuchs mit Journalismus. Ich hab dein Zeug gesehen, es war gut.", ermutigt er mich. „Okay.", sage ich mit einem breiten Grinsen. „Okay.", sagt er. So einfach ist das.
Nach der Suppe kommt hervorragende Pasta und wir erfreuen uns daran, Zeit für uns allein zu haben. Ohne Zeitdruck, ohne Angst vor Paparazzi, es ist himmlisch. Wir reden über früher, über Davids Studienzeit, mein Studium, unsere Träume und Serviettenfalttechniken. Ich bin so glücklich, dass ich dem heißen Kellner keinen einzigen schmachtenden Blick zuwerfe.
„Aber das reicht dir nicht, oder?", fragt David plötzlich, „Also das Leben auf Tour, mit deinem heißen und berühmten Freund." „Nein, nicht für immer.", sage ich, „Aber für den Moment bin ich glücklich." „Ich auch. Weißt du warum?", fragt er lächelnd und ich antworte nicht, weil es eine rhetorische Frage war. „Weil du Teil meines Traums bist.", sagt er und wir widmen uns wieder dem Essen.
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Sorry für Kitsch.
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Love Songs For Me
HumorLiebeslieder? Hört man doch jeden Tag. Aber was würdest du tun, wenn du im Radio plötzlich ein Lied über dich hören würdest? Dieser Frage muss Joëlle sich stellen, als ihr Exfreund David, ein Austauschschüler aus Amerika, ihr Jahre später ein Li...