-35B- Den Bach hinunter

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Ein Geräusch. Ein leises Geräusch verändert mein Leben. David und ich machen nach dem Dinner einen Spaziergang durch den nahe gelegenen Park und schauen uns romantisch an, wie sich das kühle Licht des Mondes im sanft plätschernden Wasser des Baches, an dem wir händchenhaltend hinunter gehen, bricht. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und das Leben nach ihr. Ab und zu schauen wir uns kitschig in die Augen und küssen uns. Alles ist perfekt.

Und da ist dieses Geräusch.

Klick.

Es ist so leise, dass ich es erst beim fünften Mal erkenne. Eine Kamera. Mein Kopf fährt herum, nur um ein fünfzehn-jähriges Mädchen zu entdecken, das hektisch in ihr Telefon tippt. David und ich schauen uns panisch an. Hat sie ein Bild von uns gemacht? Stellt sie es womöglich gleich auf twitter? War es das mit unserer Privatsphäre? Oh Gott!

Ohne zu zögern rennt David auf sie zu und schnappt ihr das Telefon aus der Hand. „Hey!", schreit sie, „Was soll das, du Idio- oh mein Gott, bist du David Saltz?" „Sorry, mein Fehler. Ehm. Ciao.", ruft er, legt das Handy auf den Boden und zerrt mich mit sich. „Hey, warte! Ist das deine Freundin?", ruft sie uns hinterher.

Und es macht nochmal klick.


„Also, ich fasse nochmal zusammen. David, du dachtest dieses Mädchen hat euch fotografiert, du hast ihr Handy gestohlen-" „Ich hab es ihr sofort wiedergegeben!" „Du hast ihr Handy gestohlen und es ihr sofort wiedergegeben, weil sie nur Bilder vom Mond gemacht hat und auf instagram stellen wollte. Dabei hat sie dich erkannt und daraufhin wirklich Bilder von euch gemacht und auf twitter gestellt. Und das ist der Grund, weshalb mich den ganzen Tag irgendwelche Magazine nerven, ist das richtig?", fasst Georgina unsere miserable Situation zwei Stunden später zusammen.

„Es waren nur Bilder von hinten." „Das ist mir egal. Dieses Mädchen schreibt, dass du ihr Handy gestohlen hast. Bist du des Wahnsinns? Weißt du was für schlechte Publicity das bringt, David?", Georginas Stimme könnte Wasserdampf in Eis verwandeln. „Gott Georgina, du solltest mein Manager sein, nicht meine Mutter, hör auf mit den Belehrungen.", grollt David. Ihre Augen werden schmal wie die eines Tigers auf Beutezug. Und dann rattert sie einige Paragraphen des Plattenvertrags runter und überfährt David verbal. „Also ja. Ich bin noch weitere fünf Jahre deine Mutter, ob es dir passt oder nicht.", sagt sie zum Abschluss. Oh, sie ist wirklich eine beeindruckende Frau.

„Schau dir twitter an, David. Deine Fans fragen nach ihr. Es sind schon unzählige Theorien aufgekommen. Ich habe es euch doch gesagt, macht es öffentlich, solange ihr es freiwillig tut. Jetzt müsst ihr es. Es ist zu spät, David. Willst du, dass sie deine Freundin als One Night Stand abstempeln?", droht Georgina. „Nein, ich- Nein, sie kann nicht in die Öffentlichkeit.", David wird panisch. „Warum? Ist sie wegen Mordes gesucht oder was?", fragt Georgina sarkastisch. „Was? Nein." „Dann sehe ich keinen Grund, David." „Ich werde mit Jolie darüber allein reden. Wir sprechen uns morgen.", sagt er und steht auf, „Kommst du, Jolie?" Ich stolpere orientierungslos hinterher. „Ciao, Georgina.", verabschiede ich sie. „Hör auf so freundlich zu sein, das bringt dir nichts in diesem Business.", lautet ihr Rat.

Im Hotelzimmer angekommen wird David zuallererst ein wenig ausgelacht, doch dann erkennen wir alle schnell den Ernst der Situation. „Was wäre so schlimm daran als Davids Freundin bekannt zu weden?", fragt Nick neugierig. „Hast du gesehen, wieviele Hassnachrichten jede einzelne der One-Direction-Freundinnen bekommen haben? Morddrohungen von verrückten pubiertierenden Mädchen sind nicht so mein Ding.", rechtfertige ich mich. „Leute, der Mond ist so rund, wie ein Käse.", wirft Jake ein, der bekifft ist. „Danke für diese Weisheit, Jake. Aber das ist grade wichtig.", grinst David. „Der Mond ist auch wichtig, er kontrolliert die...", er denkt nach, „Gezeiten, Mann." Dann gibt er David ein High Five. „Ich kann ja einfach sagen, das war meine Freundin, aber sie will anonym bleiben." „Das geht nicht lange gut.", sagt Ben, „Paparazzi kriegen alles raus, und in Deutschland gab es ja schon ein riesiges Trara darum." Mein Blick fällt auf Sarah, die leise an Jakes Schulter schnarcht. Dann betrachte ich unsere kleine Gruppe. Oh Mann, ich habe die Jungs in der kurzen Zeit wirklich lieb gewonnen.

„Du kannst so tun, als wäre sie ein One Night Stand.", schlägt Max vor. „Das fand Georgina gar nicht geil, weil sie mein Netter-Boy-Image, der Freundin hinterhertrauert, beschützen will.", David verdreht die Augen. „Und weil sie an jedem Pärcheninterview verdienen würde.", ergänzt Ben und als er meinen ungläubigen Gesichtsausdurck sieht, „Ach Kleine, sei nicht so naiv, sie ist nicht so gutmütig, dass sie das Beste für euch will." Irgendwie bin ich enttäuscht, ich hatte sie mir als aggressive Löwenmutter vorgestellt, die ihre Babies mit ihrem letzten Atemzug verteidigt. Anscheinend ist sie nur eine Löwenmutter, die ihre Babies möglichst fett haben möchte, um sie zu verspeisen. David gähnt. „Wollen wir ins Bett? Es war ein langer Tag.", frage ich ihn und stupse ihn an. Er nickt und wir machen uns auf den langen und beschwerlichen Weg.

„Ist es unvermeidlich?", frage ich als ich mich auf dem Bett bequem mache. „Was meinst du?", fragt er und schlüpft unter die Decke. „Naja, das wir Pärcheninterviews machen und Shootings und Paparazzibilder und so.", erkläre ich mich. „Sagen wir es so, ich will keine Eintagsfliege sein, und die anderen haben sich auch auf eine längere Karriere eingestellt. Und das mit uns, das ist hoffentlich für immer. Also, denke ich, dass sich nicht alle Paparazzibilder vermeiden lassen. Außerdem würdest mich doch bestimmt mal auf Galas oder Parties begleiten, oder?", er grinst mich an. „Ich weiß nicht, vielleicht. Aber jetzt geht mir das zu schnell, das mit dem Berühmtsein und allem. Ich brauche Zeit, David." „Okay."

„Und wie lang hast du dir das vorgestellt, also das mit ‚Beast'?", frage ich nach einer Weile. „Ich weiß nicht, so lange bis sie keinen Bock mehr auf uns haben? Keine Ahnung, Jolie... Sowas plant man nicht! Der Plattenvertrag läuft erst mal für fünf Jahre, vielleicht haben wir danach keine Lust mehr, vielleicht wollen wir weitermachen, wer weiß? Ich kann nichts versprechen.", er zuckt mit den Schultern, „Aber lass uns doch morgen weiterreden, ich bin echt müde." „Okay.", erwidere ich perplex.

Obwohl ich todmüde bin, liege ich noch lange wach. Ich versuche mir unsere gemeinsame Zukunft vorzustellen. Und verdammt, ich bin nicht bereit. Ich bin nicht bereit für Pärcheninterviews, shootings, gemeinsame Instagrambilder, ihn auf Galas und Parties zu begleiten. Verdammt, vor einem Monat war meine größte Sorge noch, wann ich meine Hausarbeit abgeben muss.

Ich bin nicht bereit für kreischende Fans, mörderische Fans, Paparazzi und geldgeile Manager. Ich bin nicht bereit für all das, das diese fremde Welt mit sich bringt. Ich bin nicht bereit für dieses Leben.

Und irgendwie kann ich den Gedanken nicht abschütteln, dass das Ganze vielleicht doch zum Scheitern verurteilt ist. Schon wieder. Aber es kann nicht. Diesmal war ich mir so sicher. Ich war mir so verdammt sicher, dass es für immer halten wird. Ich bin mir so sicher, dass ich ihn liebe.

Aber ich frage mich, ob ich jemals bereit für seine Welt sein werde.

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sorry für den bösen Aprilscherz!
Ich bin übrigens echt stolz auf meinen Kapiteltitel :)

Lasst mir doch eure Gedanken zum Kapitel da!

LG, alterade

Love Songs For MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt