-12- Good Morning

2.7K 213 37
                                    

Ich erwache. Zu AC/DC. Sarah, dieser asoziale Mensch, kichert mich hinterhältig an. "Haha, lustig. Guten Morgen." "Es gibt Frühstück. Das ist doch ein angemessener Grund, oder?" "Hm... Gut, lass ich mal gelten.", ich schaue mir unser Frühstück an. Sieht sogar halbwegs natürlich aus.

"Die Stewardess hat gesagt, wir sind in 2 Stunden da.", informiert mich Sarah. Ich nicke nur. Nach dem Frühstück schauen wir ironischerweise „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" und ich werde immer nervöser. Als auch Sarah mein Hin- und Hergezapple nicht mehr ignorieren kann, fragt sie: „Musst du aufs Klo, oder was?" „Nein, aber ich bin irgendwie, keine Ahnung, ach egal." Ich glaube mein Gehirn schmilzt. So beginnt der Verfall: erst verliere ich die Kontrolle über meine Extremitäten und sie fangen unkontrolliert zu zucken an, dann verliere ich die Fähigkeit Sätze zu bilden. Am Ende muss Sarah mich bestimmt aus dem Flughafen tragen. Sorry Leute, ich bin bestimmt unheimlich nervig grade, aber ich bin so ein Nervenbündel! Ich schwöre euch, in 3 Kapiteln geht es mir bestimmt wieder gut! Also hoffentlich, wenn alles gut läuft und ehm... „Jo? Was murmelst du da?", grinst Sarah kopfschüttelnd. „Ich, eh ich geh mal, Klo." Naja, fast ein ganzer Satz.

Nachdem ich die doch beachtliche Schlange am Klo überwunden habe, bin ich endlich mal allein. Nicht, dass ich was gegen Sarah habe, aber diese paar Minuten sind die ersten, in denen ich zur Ruhe kommen kann seitdem Davids Brief angekommen ist.

Davids Brief ändert so viel. Ich habe wirklich nicht zu hoffen gewagt, dass ich ihm immer noch etwas bedeute. Doch die Tatsache, dass er mich zu sich eingeladen hat, beweist es. Er will mich sehen. Um der alten Zeiten willen? Um neue Zeiten mit mir zu beginnen? Jetzt mache ich mir schon wieder zu viele Gedanken. Er will mich sehen. Das ist das, was jetzt zählt. Ein. Aus. Atmen nicht vergessen, ermahne ich mich selbst.

„Du bist ja flott. Hast du Magen-Darm?", pöbelt Sarah mich an. Ich lache. „Musste über Dinge nachdenken." „Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen? Bitte nicht das 'er will mich doch nicht'-mäßige Zeug!" „Du wirst stolz sein, Sarah. Also, mein Schluss ist: Dass er mir das Zeug geschickt hat, bedeutet er will mich sehen. Und das ist doch ein ganz guter Anfang." Sie strahlt. „Ja, Baby! Das ist eine gute Einstellung!" Dann wird sie von der Stewardess unterbrochen, die ankündigt, dass wir in einer halben Stunde da sind und das gibt mir den Rest. „Iss'n Snickers.", sagt sie und reicht mir den Riegel. „Immer wenn du hungrig bist, wirst du-" „Gibs zu. Du hast das Snickers doch nur mitgenommen, damit du diesen unlustigen Witz machen kannst." „Hm...ja.", sie lacht und umarmt mich stürmisch. „Ich hab dich auch lieb.", sage ich sanft und drücke sie. „Außerdem freue ich mich sehr, dass du Schokolade mit mir teilst."

„...es ist 01:24 Ortszeit, die Temperatur beträgt 12°C. Wir bedanken uns und verabschieden uns ganz herzlich und wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt in New York...", ertönt es aus den Lautsprechern und ich schaue aus dem Fenster. Und meine Gedanken wandern wieder zu David.

 In 2 Tagen werde ich ihn sehen. Es ist doch nur David, beruhige dich, versuche ich mich zu ermahnen. Und dann merke ich auf einmal wie sehr er mir gefehlt hat. Verdammt.

Ich steige aus und bedanke mich bei den Flugbegleitern, die nett lächeln. Ich muss gähnen. Da ich in Flugzeugen ziemlich schlecht schlafe, bin ich ziemlich müde. Gut, dass es 1 Uhr nachts ist, dann kann ich im Hotel gleich weiterschlafen. Weil ich so müde bin, geschieht alles wie im Flug. Sarah zerrt mich durch Passkontrollen und Toiletten. Sie hat das Glück, überall einschlafen zu können. Und dann sind wir schon bei der Gepäckabholstation. Gut, dass wir so auffällige Kofferfarben haben. Türkis und Rot kann man schnell erkennen, auch wenn es nicht sonderlich gut zusammenpasst, muss ich zugeben. Also: das nächste Mal, wenn ihr Koffer kauft, denkt dran!

„Und jetzt?", gähne ich Sarah an. „Komm, wir gehen erstmal raus. Dann tauschen wir uns ein bisschen Geld und dann ins Hotel?" „Klingt gut.", ich kann eh keinen klaren Gedanken fassen, weswegen ich einfach wie ein verlorenes Küken Sarah hinterherlaufe. „Also ich habe da glaube ich ein Eurozeichen gesehen, da gibt's bestimmt...", plappert sie.Da fällt mein Blick auf einen heißen Kerl mit Sonnenbrille und über den Kopf gezogener Kapuze, der unauffällig an einer Säule lehnt. Wer zum Teufel trägt nachts um eins eine Sonnenbrille? Dieser interessanten Frage widme ich mich gerade, als er mich ebenfalls entdeckt. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. Und ich halte den Atem an.    

Love Songs For MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt