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Ich hatte mich für heute mit Lou verabredet. Wir wollten in die Mall gehen und dort etwas shoppen. Immerhin wollte sie genau wissen wie mein Date mit Calum lief. Und ich wollte wissen, wie ihre Verabredung mit Barry lief. Als ich am frühen Nachmittag draußen im Garten saß und ein Buch las, hörte ich jemanden Gitarre spielen. Ich lächelte, legte das Buch weg und ging hinüber zu der großen Hecke an dem ein großer Baum stand. Um über die Hecke sehen zu können musste ich auf einen der Äste steigen, was kein Problem für mich war. Das hatte ich schon im Alter von 5 Jahren perfekt drauf. Drüben auf dem Nachbargrundstück sah ich Lucas auf der Terrasse sitzen.

Lucas und ich waren schon unser Leben lang Nachbarn gewesen. Er war genau so alt wie ich und so wurden wir auch schnell Freunde. Früher hatten Lou, Lucas und ich viel miteinander unternommen, doch dadurch das er dann später auf eine teure Privatschule ging, konnten wir uns nicht mehr ganz so oft sehen wie früher.

"Klingt gut.", meinte ich. Er unterbrach das Lied und sah zu mir nach oben. "Meinst du?", fragte er und lächelte. "Ja na klar!", sagte ich. Ich nickte in Richtung unseres Hauses und sagte: "Los komm rüber.". Dann sprang ich von Baum und wartete auf Lucas. Dieser war innerhalb von Sekunden da. Wir umarmten uns lange bevor wir uns setzten.
Schon oft wurde ich gefragt, ob Lucas mein Freund wäre. Doch das war für uns beide undenkbar. Er war ein sehr guter Freund, doch mehr war da nicht! Nichts und niemand würde sich zwischen unsere Freundschaft stellen. Da war ich mir sicher!

Somit fingen wir an zu quatschen. Über die Schule, was wir in den kommenden Sommerferien alles vorhatten und so weiter. Das ging so lange bis ich eine Nachricht von Lou bekam.

Lou: Hey. Sorry aber können wir unser Treffen heute verschieben? Barry wollte vorbei kommen.

Als ich das las wurde ich traurig und das Lächeln aus meinem Gesicht verschwand. "Was ist los?", fragte Lucas. Ich hielt ihm wortlos mein Handy unter die Nase und ließ ihn lesen, was Lou geschrieben hatte. "Ist das etwa der Barry, der einen Jahrgang über euch geht?", fragte er. Ich nickte. Ich bemerkte, dass sie Lucas verkrampfte und plötzlich nur ins Leere starrte. "Alles klar mit dir?", fragte ich schon fast besorgt. Als er nach 3 Mal nachfragen immer noch nicht reagierte, wedelte ich mit meiner Hand vor seinen Augen herum und sagte: "Hallooo, Erde an Lucas!". Erst jetzt sah er mich an. "Was?". "Geht's dir gut? Du wirkst plötzlich so wütend...", sagte ich vorsichtig. "Was weißt du über Barry?", fragte er mich und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht so richtig deuten konnte. War es Wut? Oder Enttäuschung? Ich wusste es nicht...

"Nicht viel...warum?", fragte ich. "Er ist nicht der, für den ihn alle halten. Und ich kann nicht glauben, dass sich Lou auf so einen einlässt!", er sah mich nicht einmal an, während er das sagte. Ich war verwirrt. "Was meinst du damit?". Plötzlich sprang er auf. "Ich meine, dass Lou jemanden verdient, der sie wirklich liebt! Und nicht so einen dahergelaufenen Arsch, der nur mit ihr spielt!", sagte er. Mit diesen Worten verließ er den Garten. Ohne sich zu verabschieden. Ohne ein letztes Lächeln. Nichts.

Immer noch völlig perplex über Lucas' Reaktion ging ich in mein Zimmer. Ob Barry wirklich nur mit Lou spielte? Was, wenn Lucas Recht hatte? Ich kenne Lou und ich weiß, dass sie eine so große Enttäuschung nicht einfach so wegstecken würde...ich beschloss mit ihr darüber zu reden, wenn ich sie sehen würde.

Um mich etwas abzulenken setzte ich mich an meinen Schreibtisch und nahm mir ein weißes Blatt Papier. Dann nahm ich einen Bleistift und kitzelte einfach drauf los. Wenn ich angespannt bin, zeichne ich. Somit kann ich für einen kurzen Moment die Welt und all meine Probleme und Gefühle ausschalten. Es half mir immer.
Irgendwann hatte ich eine wunderschöne Rose auf dem Papier. Zufrieden betrachtete ich es. Dann stand ich auf und legte ein in einen Ordner, in dem ich alle meine Zeichnungen aufhob.

Mein Handy klingelte. Ich ging zu meinem Nachttisch, wo ich es zuletzt hingelegt hatte. Ich schaute auf das Display und lächelte, als ich sah wer anrief. "Hallo Calum.", sagte ich nachdem ich den grünen Knopf gedrückt hatte.
"Guten Abend Bella.", er räupste sich und verstellte seine Stimme, was mich zum lachen brachte. "Hast du Lust auf einen kleinen Nachtspaziergang?", fragte er.
Nachtspaziergang? Ich schaute auf die Uhr. War das sein Ernst?
"Jetzt?! Es ist kurz nach Mitternacht!", lachte ich.
"Ich weiß, aber ich weiß auch, dass du noch nicht schläfst."
Ich zog verwundert die Augenbrauen zusammen. "Und woher?"
"Sonst würde in deinem Zimmer kein Licht mehr brennen."
"Woher weißt du...?"
"Schau mal aus dem Fenster!", sagte er.
Ich ging zu meinem Fenster und sah hinaus in unseren Hinterhof. Unten stand Calum und winkte zu mir hinauf. Ich lächelte und legte auf. Dann öffnete ich das Fenster und rief leise hinaus: "Na Stalker?", dabei lachte ich. Auch Calum lachte über diese Bezeichnung. "Was machst du denn hier?". "Wonach sieht es denn aus?", grinste er mich an. "Komm schon runter Bella.". Ich lächelte und schüttelte mit dem Kopf.
Dann ging ich zu meinem Kleiderschrank, holte eine Jacke heraus, schaltete das Licht aus, nahm mein Handy und ging zurück zum Fenster. Ich schloss das Fenster, als ich draußen auf dem Vordach hockte. Dann ging ich langsam und mit leisen Schritten zu der Leiter und kletterte diese hinunter. Unten bei Calum angekommen sagte ich: "Und? Was wird das jetzt?". Er nickte in Richtung Straße und meinte nur: "Naja ich dachte du hättest Lust mit mir durch das nächtliche London zu ziehen. Und ich war gerade in der Nähe". Mit diesen Worten hielt er mir seine Hand hin.

Ich vertraute ihm also nahm ich seine Hand in meine. Es fühlte sich so gut an. Ich hatte das Gefühl, seine Hand schon hunderte Male gehalten zu haben.

"Okay.", sagte ich und somit gingen wir durch die Straßen Londons...

» English Love Affair « {C.H.} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt