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Es dauerte einen kurzen Moment bis ich begriff wo ich war, als ich meine Augen aufschlug. Ich setzte mich auf und strich mir mit meiner Hand durch die Haare. Dann sah ich mich im Zimmer um. Calum lag schlafend auf dem Sofa. Er sah so friedlich aus und ich konnte irgendwie nicht aufhören ihn anzustarren. Erst als ich das Vibrieren meines Handys hörte, ließ ich den Blick von ihm ab. Ich nahm mein Handy und schaute auf das Display. Als ich die Uhrzeit sah riss ich vor Schreck die Augen auf. 12:29 Uhr?!

Dann laß ich die Nachrichten. 2 waren von Lou, was nicht sehr ungewöhnlich war. Doch dazu kamen noch 11 verpasste Anrufe meiner Mutter und 5 Nachrichten von Jay. Oh shit! Meine Eltern werden mich umbringen wenn ich nach Hause komme. Doch trotzdem sprang ich auf und schnappte mir meine Klamotten, die fast komplett getrocknet waren. Ich schlich mich ins Bad und zog mich um. Als ich wiederkam schlief Calum immer noch. Ich wollte ihn nicht wecken, also ging ich leise aus dem Zimmer und schloss auch die Tür so leise, wie es mir nur möglich war.

Draußen auf der Straße wehte mir ein kalter Wind ins Gesicht. Ich blieb vor dem Eingang des Gebäudes stehen, wo ich gerade raus kam. Ich sah mich um.
Auf den Gehwegen und den Straßen waren Pfützen. Der Himmel war bewölkt. Ich hörte den typischen Straßenlärm und überall waren viele Leute, entweder Männer und Frauen mit Aktentaschen, Eltern mit ihren Kindern, oder Leute, die mit ihrem Hund Gassi waren.

Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich war ungefähr 20 Minuten unterwegs. Je näher ich unserem Haus kam, desto mehr spürte ich dieses flaue Gefühl in meinem Magen. Ich wollte nicht da rein. Am liebsten hätte ich mich wieder umgedreht und wäre einfach weggerannt. Doch so einfach war das leider nicht. Ich öffnete langsam die Haustür. "Isabella?", hörte ich meinen Vater rufen. Schön nach 2 Sekunden stand er vor mir. "Wo warst du? Wir haben uns schrecklich Sorgen um dich gemacht!", sagte er.
"Was fällt dir eigentlich ein mitten in der Nacht das Haus zu verlassen? Wo kommst du her? Was hast du die ganze Zeit gemacht, verdammt nochmal?!", das war meine Mutter. Im Gegensatz zu meinem Vater war sie kurz davor zu explodieren. "Ich war unterwegs. Mit einem Freund.", sagte ich. "Oh mit einem Freund?", fragte meine Mutter. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und natürlich hörte man den wütenden Unterton aus ihrer Stimme heraus. "Ja. Wir sind etwas durch die Stadt gelaufen. Das ist alles.".
"Bella, dir hätte sonst was passieren können.", diesmal war es die Stimme von Jay, der hinten meinen Eltern stand. Ich sah ihn genervt an und sagte nur: "Ich bin alt genug, ich kann alleine auf mich aufpassen!".

"Das reicht jetzt Isabella! Du hast Hausarrest!", mit diesen Worten drehte sich meine Mutter um und ging. Ich wollte protestieren aber mir wurde gleich klar, es war zwecklos...deswegen schüttelte ich nur mit dem Kopf und verdrehte die Augen. Auch mein Vater ging. Nur Jay stand immer noch so da, wie schon die ganze Zeit und sah mich nur an. Ich wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er mich am Arm packte. "Was ist?", fragte ich genervt. "Pass das nächste Mal vielleicht besser auf, wenn du dich raus schleichst.", sagte er. "Ach lass mich in Ruhe!", mit diesen Worten riss ich mich los und ging die Treppen hinauf. Ich wusste, dass er mir folgen würde, deswegen ging ich einen Schritt schneller. Ich knallte ihm regelrecht meine Zimmertür vor der Nase zu. "Du sollst mich in Ruhe lassen!", sagte ich. Er machte langsam die Tür auf. "Ach komm, ich weiß doch das du mit Calum unterwegs warst. Vor mir brauchst du nichts verheimlichen.", sagte er.

Ich sah ihn nur an. Ich nickte leicht. "Ja, das war ich.", gab ich geschlagen zu. "Du scheinst ihn echt gern zu haben, oder?", fragte er und zog die Augenbrauen hoch. Ich antwortete nicht. Ich wusste nicht, was. Ich war auf so eine Frage nicht gefasst und wenn ich darüber nachdachte, wusste ich auch keine wirkliche Antwort darauf.
Dann verließ er mein Zimmer. Ich saß eine gefühlte Ewigkeit auf meinem Bett und starrte die Wand an. Mein Handy klingelte. Ich nahm es in die Hand und laß die Nachricht.

Calum: Hey, als ich aufgewacht bin warst du schon weg...alles okay?

Ich: Ja...ich habe zwar Hausarrest aber naja :(

Calum: Oh mann :( hoffe du hast nicht ganz so viel Ärger wegen mir bekommen...

Ich: Nein keine Sorge..war aber sehr schön gestern :) danke für diesen tollen Ausflug.

Calum: Immer wieder gerne :))

Ich ging duschen und zog mir einen alten Pulli an, der mir viel zu groß war. Dazu eine weite Jogginghose und Kuschelsocken. Dann verkroch ich mich in meinem Bett. So verbrachte ich den Rest des Tages. Ich schrieb etwas mit Lou, schaute Serien an oder laß mal kurz ein Buch. Irgendwann schlief ich ein.

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich früh auf. Doch ich lächelte als ich realisierte, dass die Sommerferien angefangen hatten. Ich hätte eigentlich noch länger im Bett liegen bleiben können, aber mein Magen knurrte...
Also stand ich auf und verließ schweren Herzens mein warmes Bett und ging in die Küche.
Dort aß ich ein Müsli und trank ein Glas Orangensaft. Währenddessen überlegte ich was ich heute anstellen könnte. Mir fiel ein, dass Lou mit ihrem Bruder Dylan heute unterwegs war. Sie mussten irgendwas für die kommende Hochzeit ihrer Tante erledigen oder so. Also fiel das schon mal weg. Für einen kurzen Moment dachte ich auch daran, Calum zu fragen ob er Zeit hat, doch ich wollte ihn nicht nerven, also verwarf ich auch diesen Gedanken.
Ich hatte zwar Hausarrest, aber wer würde es merken? Meine Eltern waren schließlich bis heute Abend auf Arbeit.

Als ich oben in meinem Zimmer war und ein eingerahmtes Bild sah, was auf meinem Schrank stand, wusste ich wohin ich gehen wollte. Ich lächelte und packte meine Sachen zusammen. Dann machte ich mich fertig und zog mich an. Ich nahm meine Gitarre und ging die Treppen hinunter. Unten im Flur wollte ich mir gerade meine Schuhe anziehen als ich Jay's Stimme hinter mir hörte. "Hast du nicht Hausarrest?", ich war total erschrocken, da ich ihn nicht gesehen habe, als er kam. "Ist doch egal. Mom und Dad sind nicht da, also wen interessiert es?", ich beachtete ihn so gut wie gar nicht, sondern zog mir weiter meine Schuhe an. "Bitte sag ihnen nicht, dass ich weg war. Ich versuche wieder da zu sein, bevor sie kommen.", sagte ich. "Habe ich dich jemals verpetzt?", fragte Jay und grinste. Ich musste auch lächeln.

"Machst du zu ihm?", fragte er. Ich sah ihn an. "Ja.". Jay nickte. "Ich...ich werd ihm liebe Grüße von dir sagen.", fügte ich hinzu. Jay sah zu Boden. "Warum kommst du nicht einfach mit? Er würde sich sicher freuen dich zu sehen.", sagte ich. "Vielleicht das nächste Mal.", sagte mein Bruder. Diesmal nickte ich.

Als ich gerade gehen wollte sagte Jay: "Und wirst du ihm von Calum erzählen?".
"Mal sehen.", sagte ich und verließ das Haus.

» English Love Affair « {C.H.} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt