Kapitel 24

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Sie kannte diese Gegend in und auswendig und hätte sich blind in den Straßen rund um das Barrio Santa Cruz bewegen können. Den größten Teil ihrer Kindheit hatte sie hier verbrachte.

So musste sie nur ein paar Mal links oder rechts abbiegen, einige kleine Gassen durchqueren und über eine kleine Mauer klettern, um sich hinter dem mysteriösen Unbekannten in Stellung zu bringen. Ihr Körper stand noch immer unter Adrenalin und ließ sie für einen kurzen Moment all ihre Verletzungen vergessen. Sie hieß das Gefühl willkommen.

Etwa sechs Häuser entfernt stand er vor ihr und spähte noch immer um die Ecke. Sie war sich sicher, dass er sie vorher nicht entdeckt hatte.

Hinter einem Müllcontainer zusammen gekauert, wartete Camilla.

Lange ließ er sie nicht warten. Schon nach wenigen Minuten verließ der Unbekannte seinen Posten und setzte sich in Bewegung.

Immer darauf bedacht genug Abstand zu halten und hinter jedem möglichen Versteck Deckung suchend, folgte Camilla ihm. Nachdem er eine Weile gelaufen war, bog er auf die belebten Einkaufsstraßen ab. Hier fiel es ihr leichter ihn zu verfolgen.

Sein schwarzer Umhang stach aus der bunt gekleideten Menschenmenge heraus wie eine Leuchtrakete.

Dabei blieb es jedoch nicht lange. Nach wenigen Metern schon bog er wieder auf verlassenere Straßen ab und bald befand sie sich wieder im engen Gewirr der Gassen, welches für Sevilla so typisch war.

Hier war noch größere Vorsicht geboten um nicht von ihm entdeckt zu werden.

Jeder Schritt bereitete ihr zunehmend Schmerzen. Zwar hatte sie den Glassplitter aus ihrem Bein gezogen, jedoch konnte sie die Wunde nicht verbinden, geschweige denn die Blutung stoppen.

Lange würde sie nicht mehr durchhalten, fürchtete sie. Doch sie musste weiter gehen. Immer weiter. Sie durfte ihn nicht verlieren, denn sonst bliebe ihr erneut nichts außer zu warten, bis Andere über ihr Schicksal entschieden.

Während sie ihm heimlich folgte, konnte sie nicht umhin seine breiten Schultern, die sich unter seinem Umhang abzeichneten, zu bemerken.

Ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper als die Erinnerung, an das Gefühl seiner Muskeln an ihrem Körper, in ihr aufkeimte.

Das laute Geräusch einer zufallenden Tür riss sie unsanft aus ihren Gedanken.

Verdammt! Durch ihre Unaufmerksamkeit hatte sie nicht gesehen welche Tür er genommen hatte.

Dem lauten Knallen zufolge handelte es sich jedoch um eine alte Metalltür.

In der näheren Umgebung gab es nur eine solche.

Dort musste er herein gegangen sein.

Vorsichtig drückte sie dagegen. Erst mit einer Hand, dann mit beiden, dann mit ihrem gesamten Körpergewicht. Die Tür war sehr massiv verarbeitet und es bereitete ihr große Mühe sie auch nur einen kleinen Spalt breit zu öffnen.

Drinnen entdeckte sie einen kleinen Holz Stopper und schob ihn mit dem Fuß in den kleinen Spalt den sie sich frei gekämpft hatte.

Noch einmal hätte sie dieses massive Teil nicht öffnen können. Außerdem verhinderte sie so das laute Knallen, welches sie sicher verraten hätte.

Dass sie sich fürchtete und sich ebenfalls einen schnellen Fluchtweg sichern wollte, verdrängte sie einfach.

Der Hauseingang wurde nur von einem schmalen Streifen Licht erhellt, der sich durch den Türspalt zwängte.

Sie erkannte die Umrisse einer Treppe, die in den ersten Stock führte sowie einer weiteren Treppe, über die man offensichtlich in den Keller des Gebäudes gelangte.

Daughter of Ash and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt