Wer oder was auch immer sich zwischen den Bäumen verborgen hatte, Mirel musste Camilla so schnell wie möglich hier fortbringen. Er wollte sie keiner Gefahr aussetzen, doch das war es nicht, was ihn beunruhigte.
Er hatte niemanden sehen können, doch er hatte jemanden gespürt. Spürte ihn noch jetzt, viele hundert Meter vom Park entfernt. Ob sie verfolgt wurden?
Dieses Mal war es anders. Es war nicht, wie er die schwarzen Priester spürte. Es war stärker. Intensiver.
Der dunkle Teil, der schon immer in ihm gelebt hatte und von dem er dachte, dass Camilla ihn hatte auslöschen können, dieser Teil drängte sich nun mit unbändiger Kraft zurück an die Oberfläche. Er zog und zerrte an ihm, versuchte, seinen rechtmäßigen Platz in seinem Herzen einzunehmen und das Licht mit Schatten zu überdecken.
Dieser Teil war es auch, gegen den er nun ankämpfen musste. Schritt für Schritt. Denn je weiter er sich von dem entfernte, dass da zwischen den Bäumen auf ihn gewartet hatte, desto mehr wollte diese Dunkelheit ihn dorthin zurückziehen.
Kalter Schweiß lief ihm am Rücken entlang. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie sich der Tropfen in seinem Nacken sammelte, wie er langsam abwärts lief, entlang seiner Wirbelsäule und wie er schlussendlich im Stoff seiner Hose versiegte. Es kostete ihn all seine Willenskraft, seine Gedanken zu kontrollieren und auf etwas anderes zu lenken. Weg von den Bäumen, weg von der Dunkelheit.
Nicht zurückgehen. Nicht zurückgehen.
Er spürte, wie Camillas Finger sich in seiner Hand wandten. Noch immer hielt er sie fest umklammert. In ihrem Gesicht lag ein schmerzerfüllter Ausdruck. Wieso tat er das? Er wusste es nicht.
Lass ihre Hand los. Du musst ihre Hand loslassen.
Er wusste nicht wie oft er diesen Satz wiederholte, bis er es letztendlich schaffte den festen Griff um ihre zarte Hand zu lockern. Erleichtert hörte er sie aufatmen.
„Was war da vorhin los?" Ihre Stimme war zögerlich, vielleicht sogar ängstlich.
Fürchetet sie sich vor ihm?
Im Licht der Straßenlaternen hob er ihre Hand in sein Blickfeld. Ihre Finger waren bereits blau unterlaufen.
Hatte sie Grund, sich vor ihm zu fürchten?
„Oh Gott, es tut mir so leid."
Sanft küsste er ihre Finger, jeden einzelnen.
„Bitte verzeih mir" flüsterte er mit sanfter Stimme. Doch sie entzog sich ihm und ging fort.
Schnell war er hinter ihr und zog sie am Handgelenk zurück.
Zärtlich hob er ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
„Tu das nicht. Bitte."
Und als sie so vor ihm stand, mit unsicherem Blick und so verletzlich wirkend, wusste er genau, was er brauchte, um die Dunkelheit aus seinen Gedanken zu verbannen.
Grob griff er mit einer Hand in ihre vollen Haare und zog ihren Kopf in den Nacken.
Er vergrub sein Gesicht in ihrem Hals, biss in die zarte, weiche Haut.
„Nein!"zischte sie und versuchte ihn von sich zu stoßen, doch drängte sich gegen sie, mit allem, was er hatte.
„Nein!"entwich es ihr erneut, doch dieses Mal schon etwas lauter.
Unnachgiebig presste er seine Lippen auf die ihren und stieß seine Zunge in ihren Mund.
Sie löste sich von seinem wilden Kuss und schnappte nach Luft.
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Daughter of Ash and Flames
FantasiaEine geheime Prophezeiung. Ein uraltes Erbe. Ein erbarmungsloser Herrscher auf dem Gipfel seiner Macht. Eine letzte Chance auf Freiheit. Und eine Liebe gefangen zwischen Verrat und Hass. Ein tragischer Unfall reißt Camillas Mutter zu früh von ih...