Hartnäckige Strahlen des Sonnenlichts drangen durch seine Augenlider und zogen ihn aus den Tiefen des Schlafs, in die er versunken gewesen war.
Als Mirel erwachte und die Müdigkeit von ihm abfiel, begann sein Verstand langsam zu realisieren, dass etwas nicht stimme. Er wusste nicht wie viele Tage er geschlafen hatte, doch das war es nicht. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass etwas furchtbar schiefgegangen war. Er blickte an seinem Körper hinab, doch nirgends war eine Spur des schwarzen Giftes zu sehen. Wie konnte das sein? Sein Plan hatte nicht funktioniert. Er hätte niemals aufwachen dürfen. Er hätte sterben müssen und...Camilla! Verzweifelt drehte er sich zu ihr um, doch sie lag noch genauso auf dem Bett wie zu dem Zeitpunkt als er dachte seine Augen für immer geschlossen zu haben.
Die improvisierten Schläuche verbanden noch immer ihrer beider Arme. Er fühlte ihre Haut und erwartete sie eiskalt vorzufinden, doch von Camillas Körper ging eine wohlige Wärme aus. Erleichtert und verwirrt zugleich fühlte er nach ihrem Puls und seufzte vor Freude laut auf als er ihn fand. Sie lebte! Behutsam zog er die spitze Nadel aus Camillas Arm und musste erneut lächeln als sie im Schlaf leise brummte.
Er konnte es nicht glauben. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie würde bei ihm sein und er bei ihr. Ihre gemeinsame Zeit war nicht vorbei. Ab jetzt, das schwor er sich würde er jede einzelne Sekunde mit ihr genießen, würde sie nie mehr von sich stoßen, sie nie mehr enttäuschen und ihr ein Leben voller Liebe und in Sicherheit schenken. Doch ihm tat sich eine Frage auf, die seiner hoffnungsfrohen Stimmung sogleich einen gewaltigen Dämpfer versetzte.
Wie gelähmt ließ er sich wieder auf sein Schlaflager am Boden nieder und zog die Beine eng an seinen Körper. Lange saß er so dort und dachte nach, im Hintergrund vernahm er Camillas gleichmäßiges Atmen. Wieso hatte er überlebt? Nie zuvor hatte er von jemandem gehört der eine solche Giftattacke überlebt hatte. Das Gift der Schwarzen Priester war absolut tödlich, ohne Ausnahme, denn es stammte vom Dunklen Herrscher selbst. Er hätte sich längst in eine seelenlose Hülle verwandeln müssen, bereit mit seinem Körper den Wünschen der Schwarzen Priester zu dienen. Doch nichts dergleichen war geschehen. Mirel stand vor einem Rätsel. Gewissenhaft untersuchte er seinen ganzen Körper auf Spuren des schwarzen Giftes, doch nirgends konnte er auch nur die kleinste Verfärbung entdecken.
Dennoch war er sich absolut sicher gesehen zu haben, wie das Gift in seinen Körper geflossen war. Er hatte gesehen wie sein Blut begonnen hatte sich schwarz zu färben.
Verwirrt schüttelte er den Kopf und murmelte immer wieder unverständliche Fragen und Gedankenfetzen vor sich her, als Camilla sich plötzlich in ihrem Schlaf zu regen begann.
Unruhig begann sie sich umher zu wälzen, ihre Augenlider flackerten, kalte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und ein gequältes Stöhnen entwich ihren Lippen.
„Sccch, sei ganz ruhig Liebste" murmelte Mirel dicht an ihr Ohr und umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen.
Immer wieder strich er sanft mit dem Daumen über ihr Gesicht und sprach beruhigend auf sie ein.
Schließlich öffneten sich ihre Augen und blickten ihm verwirrt und erschöpft zugleich entgegen. Liebevoll hielt er ihren Blick fest.
„Wo sind wir? Was ist geschehen?" Camillas Stimme war kaum mehr als ein kratziges Flüstern. Behutsam löste er sich von ihr und kehrte sogleich mit einem Glas Wasser zurück, welches er ihr vorsichtig an die Lippen setzte.
Nachdem sie ihren Durst gestillt hatte, sah sie ihn ungeduldig und erwartungsvoll an, worüber er nur schmunzeln konnte.
„Was ist das Letzte woran du dich erinnern kannst?" fragte er vorsichtig.
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Daughter of Ash and Flames
FantasyEine geheime Prophezeiung. Ein uraltes Erbe. Ein erbarmungsloser Herrscher auf dem Gipfel seiner Macht. Eine letzte Chance auf Freiheit. Und eine Liebe gefangen zwischen Verrat und Hass. Ein tragischer Unfall reißt Camillas Mutter zu früh von ih...