Kapitel 17

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Zur selben Zeit an einem anderen Ort

Der Regen war bereits versiegt und der Himmel von Wolken befreit, als Camilla ihr Zuhause erreichte. In der Dunkelheit des Hofes hörte sie ihre Fensterläden im Wind klappern.

Wie merkwürdig.

Sie konnte sich nicht erinnern das Fenster geöffnet zu haben bevor sie gegangen war. Im Treppenhaus kam ihr eine verängstigte Señora Comez entgegen gerannt.

„Ohh endlich finde ich dich. Ich bin wach geworden durch den furchtbaren Lärm der aus eurer Wohnung kam. Ich habe geklingelt doch dein Vater hat mir nicht die Tür geöffnet. Jetzt ist es wieder still, aber ich weiß nicht was er da oben getan hat. Es klang schrecklich, fast so als würde er alles auseinander nehmen. Schnell wir müssen nach ihm sehen. Vielleicht ist er verletzt."

Camilla spürte wie ihre Kehle trocken wurde und sie konnte Señora Comez nur noch mit erstickter Stimme antwortete.

„Mein Vater ist nicht Zuhause!" Kurz tauschten die beiden Frauen erschrockene Blicke und hechteten dann gemeinsam die Treppen hoch.

Hastig öffneten sie die Wohnungstür und das Erste, das ihnen entgegen schlug, war ein für Camilla durchaus bekannter Geruch.

„Es riecht nach Tod und Verderben" hörte sie Señora Comez murmeln, die hinter ihr in der Haustür stand.

„Wo kommt dieser scheußliche Geruch nur her?"

Camilla wusste wo er herkam. Sie hatten unerwarteten Besuch gehabt.

Beide zögerten sie einen weiteren Schritt zu machen.

Vor ihnen lag die ganze Wohnung in Trümmern. Die Vorhänge waren abgerissen worden, die Schubladen standen offen und ihr Inhalt wurde über den ganzen Boden entleert. Möbel waren verrückt und umgeschmissen worden. Sofapolster lagen von einem Messer aufgeschlitzt und mit entleertem Inhalt auf dem Boden verteilt. Jemand hatte hier nach etwas Bestimmtem gesucht und war sehr gründlich dabei vorgegangen. Ohne jeglichen Zweifel wusste Camilla sofort, um welchen Gegenstand es sich handelte. Eine kalte Hand legte sich mit eisernem Griff um ihr Herz.

So schnell sie konnte eilte sie in ihr Zimmer. Wer auch immer sich hier zu schaffen gemacht hatte, musste von Señora Comez Klingeln überrascht worden sein, denn ihr Zimmer lag nahezu unberührt da. Das Fenster stand weit offen. Wieder einmal war Camilla froh, dass Señora Comez zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war.

„Irgendjemand hat hier sehr sorgfältig nach etwas bestimmtem gesucht" flüsterte diese gerade und legte ihr mit einem seltsam wissenden Gesichtsausdruck eine Hand auf die Schulter. Aus dem Augenwinkel blickte Camilla verstohlen zu ihrem Bücherregal. Es war unversehrt und sie hoffte inständig, dass das Buch noch in seinem Versteck lag. Vorher musste sie jedoch die Nachbarin loswerden, was sich als schwierig gestaltete, da diese beschlossen hatte sie bis zum Eintreffen ihres Vaters nicht alleine zu lassen, falls der Einbrecher seine Suche fortsetzen wollte.

„Es sieht fast so aus als hätte dein Vater sich auf seinen Sauftouren mit den Falschen Leuten eingelassen, aber ich hoffe inständig, dass ich mich irre!"

So begannen die beiden bis tief in die Nacht aufzuräumen. Die Polizei, so hatten sie sich geeinigt, wollten sie nicht verständigen. Es war nichts gestohlen worden und Camilla wusste ohnehin, dass die Polizei gegen das Wesen, mit dem sie es zu tun hatte, nichts würde ausrichten können. Bereits bei ihrer ersten Begegnung mit ihm hatte sie gespürt, dass es ihm nur wenig entgegenzusetzen gab. Señora Comez jedoch hielt es für ratsam die Polizei nicht einzuschalten, da sie vermutete ihr Vater hätte sich mit den falschen Leuten eingelassen und wollte ihm keine zusätzlichen Probleme mit dem Gesetz aufhalsen. Als irgendwann die unregelmäßigen Schritte ihres Vaters im Treppenhaus zu hören waren, waren noch immer einige Spuren des Einbruchs zu sehen. Wankend kam er in die Wohnung und legte sich mit Hilfe von Señora Comez auf die Couch nieder. Das Chaos um ihn herum schien er nicht zu bemerken. Dafür war er ohnehin zu betrunken. Seine Fahne überdeckte sogar den Gestank des fremden Wesens.

Daughter of Ash and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt