Kapitel 40

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Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und erhitzte den Asphalt unter ihren Füßen, als Camilla und Mirel Arm in Arm das Versteck verließen. Ganz wie ein normales Paar.

Die Sorgen und Ängste waren für den Moment vergessen und mit einem großzügig gefüllten Korb ließen sie sich unter einem schattenspendenden Baum im Park nieder.

Mirel hatte ihnen Kaffee, Obst, Käse, Oliven, Schinken, Brot und Honig besorgt. Sogleich überkam Camilla das schlechte Gewissen, vorhin an ihm gezweifelt zu haben.

Vor ihren Füßen breitete er die Picknickdecke aus.

„Warte noch einen Moment bevor du dich setzt."

Camilla hielt mitten in der Bewegung inne und sah ihm verwundert hinterher, als er auf die Büsche und Beete zulief und sich darüber beugte.

Sie konnte nicht erkennen was er tat, doch als er sich zu ihr herumdrehte, hielt er einen Strauß selbstgepflückter Blumen in der Hand.

Mit einem Lächeln über das ganze Gesicht, kam er zu ihr zurück, zog ein leeres Glas aus dem Korb und nutzte es als Vase für die Blumen.

„Ich wollte nicht auf eine romantische Tischdekoration verzichten. Außerdem verdient eine schöne Frau Blumen."

Alles war perfekt und seit Tagen gelang es Camila tatsächlich zum ersten Mal ihren Kummer zu vergessen.

Über ihnen zwitscherten Vögel ihr Lied hoch oben in den Baumkronen und viele Spaziergänger waren unterwegs um die endlich zurückgekehrte Sonne zu genießen. Camilla kam es so vor, als würden sich mit den Schatten über Sevilla auch die Schatten über ihrem Leben verziehen.

Sie wusste noch nicht was die Zukunft bringen oder ob die schwarzen Priester sie erneut jagen würden, doch sie wusste dass sie es mit Mirel gemeinsam, ganz gleich was komme, durchstehen würde.

Während des Essens hatten sie die meiste Zeit über schweigend beisammen gesessen. Camilla fand es schwierig ein Thema zu finden. Schließlich kamen sie aus unterschiedlichen Welten und ihre einzige Gemeinsamkeit lag in den schwarzen Priestern und der ganzen mysteriösen Geschichte, in die sie beide verwickelt waren. Und darüber wollte sie heute bestimmt nicht reden.

Als Mirel die Tüte mit den Trauben aus den Korb hervorzog, kam ihr eine Idee.

„Lass und ein Spiel spielen. Ich erkläre dir die Regeln."

„Ein Spiel? Wie du wünschst."

„Wir müssen abwechselnd versuchen dem Anderen eine Traube in den Mund zu werfen. Bei einem Treffer dürfen wir eine Frage stellen und der Andere muss sie ohne Wenn und Aber ehrlich beantworten. Bist du einverstanden?"

Mirel nickte belustigt.

„Dieses Spiel hast du dir doch gerade erst ausgedacht oder? Aber selbstverständlich bin ich einverstanden."

„Du darfst nur zustimmen wenn du bereit bist alle meine Fragen ehrlich zu beantworten!"

„Nun fang schon an. Oder willst du mir die Regeln noch ein drittes Mal erklären?"

Lachend zog sie eine Traube aus der Tüte und Mirel setzte sich mit offenem Mund an das andere Ende der Decke.

Auf Vorbeigehende mussten sie einen sehr vertrauten Eindruck machen, schoss es Camilla durch den Kopf und sofort breitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Inneren aus.

Sie würden das schaffen.

„Bereit? Hier kommt die Traube."

Vielleicht hatte sie ein wenig zu fest geworfen. Erschrocken hielt Mirel die Hand vor den Mund und fing zu Husten und zu Würgen an. Mit großen Augen blickte er zu ihr auf.

Daughter of Ash and Flames Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt