Kapitel 8

108 19 15
                                    


Es war ein Alptraum und das nicht nur für ihn. Erik musste einer durchgehenden Kutsche Ausweichen auf deren Kutschbock sich ein verängstigter Mann mit seiner Familie zusammen kauerte. In der Kutsche wiederum schrie ein Adeliger lauthals, dass sie sich gefälligst beeilen sollten um dem Feuerregen zu entkommen. Ascheflocken wehten durch die Luft, brachten Glut mit sich, die vielerorts Stroh und anders brennbares Material entzündete und die Feuersbrunst noch weiter anheizte. Pferde gingen durch und Leute rannten ziellos über die Straße, warnten Nachbarn oder Schleppten Wassereimer in Richtung der Rauchwolken. Allerdings nur, bis ihr Blick an der Stadt hängen blieb, die dort über ihnen mitten in der Luft schwebte. Beinahe wie der Atem eines gewaltigen, kilometerlangen, Drachen zog sich eine Wand aus Feuer hinter der Zitadelle her und ließ die Welt dahinter in roten und Orangen Flammen versinken. Was Erik allerdings im ersten Moment wie ein Wasserfall aus reinem Feuer erschienen war, entpuppte sich beim näheren Hinsehen als nicht endender Regen aus Feuertöpfen und Brandpfeilen und Gefäßen in denen sich Pech und Drachenfeuer befinden mussten. Die Brandgratanten zerschellten in den Straßen und auf den Dächern der Häuser und flammendes Pech ergoss sich auf Gebäude und Menschen gleichermaßen. Nur langsam wurde Erik klar, was das Auftauchen der Stadt wirklich bedeutete. Ja... Varas Verteidigungen waren stark, stark genug, das der Kaiser, so verrückt er vielleicht auch war, niemals einen Angriff über Land riskieren würde. Doch wie wehrte man sich gegen einen Feind, der aus der Luft kam? Kaiser Caius Ordeal war hier um die Stadt brennen zu sehen...

Über die mittlerweile mit dichtem Rauch verhangenen Straßen kam der Wirt zu ihnen gelaufen und starrte genauso bleich wie alle anderen auf das Monstrum aus Stein über ihnen. Erik jedoch zögerte nicht lange. Wenn sie hier blieben, wären sie alle tot, das war ihm klar. Und was ihre Chancen anging, die Stadt zu halten, sprach der Feuerregen Bände. Kurzentschlossen kletterte er auf eine zusammengebrochene Kutsche, deren Pferde beim ersten Anzeichen der Feuer ausgebrochen waren. Einen Moment kämpfte er mit dem Gleichgewicht, dann kam er schließlich sicher zum Stehen und ruderte mit den Armen um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu lenken.

,, Hört zu : Ich weiß das hört keiner gerne, aber Vara ist verloren. Ich schlage vor, ihr seht alle zu, dass ihr so schnell wie möglich in Sicherheit kommt. Holt eure Familien, rennt zu den Toren... aber bleibt gefälligst nicht stehen."

,, Die Stadtwache wird uns doch verteidigen." , meinte der Wirt, der sich ihm als einer der ersten Zugewandt hatte. Seine Stimme allerdings verriet bereits, dass er nicht daran glaubte.

,, Ich bezweifle, dass nach diesem Angriff noch viel von der Stadtwache übrig ist. Und wenn doch wird es sicher nicht lange dauern, bis der Kaiser die ersten Männer hier runter schickt. Er wird die Tore abriegeln und dann gibt es kein Entkommen mehr und Vara... wird zu einer großen Pfanne. Und wir wären dann das Filetstück darin. Ich wäre gerne fort, bevor das passiert. Und ihr sicher auch." Seine Worte schienen endlich Eindruck gemacht zu haben, den als er vom Wagen sprang, wendeten sich bereits die ersten um und hetzten die Straße hinab. Dem Wirt jedoch schnippte er im Vorübergehen noch eine Goldmünze zu. ,, Und tut mir einen gefallen und bringt die Dame oben in Sicherheit. Cyrus hier würde mir sicher nie verzeihen wenn ich nicht daran denken würde."

Der Wolf hielt sich mit einer Antwort zurück, nickte jedoch dankbar, bevor Erik auch ihm ein Zeichen gab, sich in Bewegung zu setzen.

,, Wir könnten sie selbst mit nehmen..." , warf er jedoch noch kurz ein.

,, Was und dann muss ich euch beide den ganzen Rest der Flucht ertragen ? Nein danke... Du gehst mir genug auf die Nerven ohne, dass du versuchst den Held zu spielen. Und jetzt los mein Großer, bevor dir noch das Fell verbrennt."

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt