Kapitel 33

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Erik hatte es lange aufgegeben sich irgendwie gegen den Griff des Prinzen zu wehren. Macon zog ihn einfach mit sich ob er wollte oder nicht und obwohl er dabei freundlich blieb, konnte der Arzt wenig gegen das mulmige Gefühl tun, das sich in seinem Bauch breit machte. Der Mann nahm ihm die Schläge von zuvor doch nicht etwa übel, oder ? Ja er hatte ihn übertölpelt aber... Macon hatte bisher nicht wie jemand auf ihn gewirkt, dessen Stolz sich so leicht kränken ließ. Und so blieb ihm nur weiter hinter ihm her zu stapfen, während Mhari und Cyrus am Dorfeingang zurück bleiben. Immerhin konnte er so einen besseren Blick auf das große Rathaus im Zentrum der Siedlung werfen. Insgesamt bestand das Gebäude aus einem zentralen , hohen Bau von dem zwei niedrigere Flügel abzweigten. Die Holzfassade war größtenteils schlicht gehalten, nur über dem Türbogen und an den Fenstern hatte man dekorative Elemente hinein geschnitzt. Manche zeigten Blumenmuster oder Wesen aus der Mythologie Hasparens, wie Trolle und Bergriesen, die, wenn es sie je gegeben hatte, wohl zusammen mit letzteren bei Kirus Ordeals Drachenjagden ausgelöscht worden waren. Andere jedoch, die Mehrzahl, zeigte auch immer wieder Pferde. Wenig überraschend, dachte Erik. Die Leute die hier draußen sesshaft wurden, lebten entweder von dem wenigen was das Land hergab oder von der Pferdezucht. Die einzige Ausnahme bildeten die Rentierzüchter, die mit ihren Herden durch das gesamte Land zogen, dabei allerdings genau so auf gute Pferde angewiesen waren um ihre Habseligkeiten zu transportieren und mit einer aufgescheuchten Herde Schritt zu halten.

Macon führte ihn derweil am Rathaus vorbei zu einem länglichen Bau daneben.

Stroh knirschte unter seinen Füßen als Macon Erik durch einen offenen ,aus entrindeten Baumstämmen gezimmerten, Eingang zog. Die Stallungen bestanden aus hellem Fichtenholz und waren so groß und Licht angelegt, das man Die Decke über dem Kopf fast nicht wahrnahm. Der Duft von frischem Heu, Harz und Pferd lag in der Luft und war, wenn Erik genauer darüber nachdachte, auch schon früher wahrnehmbar gewesen. Das ganze Dorf roch danach, genau wie Macon und seine Männer. Durch eine nur halb geschlossene Wand konnte man einen Blick auf die weitläufige Koppel hinter der Siedlung werfen. Mehrere Boxen reihten sich auf der gegenüberliegenden Seite auf. Jedoch alle leer. So viel zu den Pferden, dachte er. Nein, Macon hatte ihn nicht hierher gebracht um über Tiere zu reden. Und ehrlich gesagt hatte er auch nicht damit gerechnet. Jetzt, wo ihn der Prinz endlich losgelassen hatte, konnte er sich endlich zu ihm umdrehen.

Macon Ordeal lehnte scheinbar entspannt direkt neben einem der Balken am Eingang der Stallungen. Doch seine Augen straften seine augenscheinliche Ruhe Lügen. Kalt waren sie, ohne jede Freude die zuvor noch darin geglitzert hatte. Und obwohl gut zehn Schritte zwischen ihnen liegen mochten, wich Erik unwillkürlich noch ein Stück vor ihm zurück. Macons Hand kam auf dem Schwertgriff an seiner Hüfte zu ruhen.

,, Ihr müsst keine Angst vor mir haben." Endlich kehrte das Lächeln auf Macons Gesicht zurück und auch in seine Augen. Doch seine Hand blieb am Schwertgriff, sein Daumen strich über die Mähne des Löwen am Knauf als würde er tatsächlich ein wildes Tier beruhigen. ,, Ich will euch nur ein paar Fragen stellen. Aber ich erwarte ehrliche Antworten."

,, Klar und wenn ich Lüge mache ich damit Bekanntschaft." Erik zwang sich zu einem dünnen, unehrlichen Lächeln und nickte in Richtung des Schwerts. Im Augenblick fühlte er sich jedenfalls alles andere als wohl in seiner Haut. Was sollte das alles hier ?

Macon stieß ein seuftz6en aus, bevor er die Klinge ein Stück aus der Scheide schnellen ließ. Eine handbreit silberner Stahl blitzte auf.. nur um dann in einer gezackten Kante zu Enden. Das Schwert war gebrochen. Alles, was der Mann da mit sich führte, waren Überreste... Aber warum führte er sie noch ? Diese Waffe war praktisch wertlos... Macon ließ die Klinge wieder zurück gleiten und lehnte sich erneut gegen den Pfosten.

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt