Kapitel 22

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Die Sterne glitzerten wie Diamanten auf einem vollkommen schwarzem Samttuch. Keine Wolke zeigte sich und auch der Mond war nur als dunkler Schatten auszumachen. Die letzten Sonnenstrahlen waren bereits vor einer Weile verschwunden und das Tal sich in Dunkelheit gehüllt. Das Summen der Insekten füllte die Luft am Ufer des großen Flusses und ab und an stob ein Glühwürmchen auf und zog einen Bogen aus Licht über das Schilf und die Wiesen davor. Die meisten Lichter in der Siedlung der Gejarn hingegen, waren lange erloschen und als Erik einen Blick in das große Zelt warf, fand er dort nur noch Cyrus vor, der schnarchend und an einen Balken gelehnt schlief , einen halb leeren Krug mit dem Selbstgebrannten Alkohol des Clans neben sich. Erik zog sich mit einem Schmunzeln wieder zurück, bevor er sich zu Mhari umdrehte. Die Gejarn und er hatten während des kurzen Rückwegs kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt, doch war es keine drückende Stille gewesen. Die Gejarn lehnte an einem Pfosten neben dem Eingang, die Hände vor der Brust verschränkt und hing scheinbar wieder einmal Gedanken nach, die Erik ein Rätsel waren.

,, Seit ehrlich." , begann sie schließlich. ,, Ihr glaubt ich bin verrückt..."

,, Normalerweise bin ich es, der sich darüber beschwert." Sein Grinsen blieb dieses Mal unerwidert. Sie erwartet tatsächlich eine Antwort von ihm. ,, Wenn ich ehrlich bin, halte ich euer Vorhaben für aussichtslos. Ihr habt die Verletzten genau so gesehen wie ich. Und wenn ihr wirklich einen Krieg gegen den Kaiser vom Zaun brechen wollt, wird das noch mehr Tote fordern. Und das für nichts und wieder nichts. Caius Ordeal könne euch zehn Mal zerschmettern, ohne das ihn dies etwas kosten würde... oder das ihr etwas damit erreicht hättet. Euch hingegen bleibt selbst mit den freien Königreichen nur eine Chance. Versagt ihr, wird es keine zweite Rebellion geben, das wisst ihr so gut wie ich. Und selbst wenn ihr Erfolg habt... was würde geschehen? Das Reich würde zerbrechen. Und mit ihm alle Verträge die im Rahmen von Beroes abkommen entstanden, alle Rechte eures Volkes, euer ganzer Schutz... nichts mehr als Staub im Wind. Dieser Kampf ist in meinen Augen sinnlos. Und der Kaiser wird eines Tages so oder so sterben. Und Leid und Chaos durch eure Pläne nur größer werden."

,, Vielleicht habt ihr recht. Aber ich habe nicht vor das Kaiserreich zu zerschlagen Erik. Ich habe vor ihm wieder einen rechtmäßigen Herrscher zu geben!"

Er runzelte die Stirn. ,, Wie meint ihr das ?"

,, Ihr werdet es bald verstehen. Sobald die Vertreter aus den freien Königreichen eintreffen. Ich bin mir sicher, einige Wissen bereits davon. Oder sie ahnen es zumindest."

,, Und dennoch verstehe ich es nicht... Die ganzen Verwundeten hier... ihr habt bereits eine Schlacht gegen ihn geschlagen, oder? Deshalb braucht ihr mich ja überhaupt..." Er wollte es keinen Krieg nennen. Was auch immer sie meinte in der Hinterhand zu haben, es würde keiner werden, da war er sich sicher. Das Kaiserreich würde schlicht in sich kollabieren... Und wenn sie glaubte, dass die Leute Cantons einen neuen, fremden Herrscher aus den freien Königreichen akzeptieren würden, dann hatte sie den Stolz der Menschen unterschätzt... Vor die Wahl gestellt würden viele wohl immer noch lieber Caius und seiner Linie die Treue halten.

,, Das haben wir." , erklärte Mhari tonlos.

,,Wozu ? Was glaubt ihr dadurch gewonnen zu haben?"

Mhari antwortete eine Weile nicht, doch Erik bezweifelte, dass ihr Schlicht keine Erwiderung einfiel. Nein. Sie dachte nach, musterte ihn, schien etwas abzuschätzen... Die Gejarn mochte vorhin behauptet haben ihm zu vertrauen, aber offenbar war es damit doch nicht so weit her, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge ging. Doch schließlich bedeutete sie ihm nur, ihr zu Folgen.

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt