Kapitel 34

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Als sie nach draußen traten, sah Erik bereits Mhari und Cyrus, die nach wie vor auf dem großen Hof zwischen den Gebäuden standen. Doch mittlerweile standen nicht mehr nur die Männer der goldenen Garde bei ihnen, sondern auch eine weitere Gestalt, die eine bodenlange, dunkle Robe trägt. Ärmel und Saum waren mit braunem Pelz abgesetzt und die Kapuze damit gefüttert. Die Füße des Mannes steckten wiederum in schwerem, stabilen Schuhwerk und obwohl er sich auf einen langen Stab stützte war sein Rücken grade und sein Stand fest. Etwas, das nicht mehr selbst verständlich war, den Erik kam der Mann so alt wie Staub vor. Schlohweiße, kurz geschorene Haare wurden vom Wind geteilt, der graue Stoppelbart gab ihm etwas raues, genau so wie die gebräu8nte, wettergegerbte Haut , die bereits von deutlichen Falten durchzogen war. Seine Augen jedoch blickten wach und waren von einem beunruhigenden, hellen Blau, fast wie Eis und blickten im Augenblick genau so unnachgiebig wie Mhari. Nein, korrigierte sich Erik. Nicht ganz. Wo der alte Mann standfest und unnachgiebig war, wirkte Mhari eher, als müsste sie sich stark zusammenreißen um ihm nicht einfach an die Kehle zu springen. Cyrus unterdessen sah genau so ratlos wie Erik drein und zuckte nach einem kurzen Blickwechsel nur mit den Schultern.

,,Gibt es ein Problem ?" Macon trat mit langen, eleganten Schritten auf die zwei Gestalten zu. Erik kamen sie beinahe wie Spiegelbilder vor. Wo der Alte heruntergekommen und verwildert wirkte, schien Mhari das genaue Gegenteil, mit der verzierten Sturmschwinge in der Hand statt einem simplen Stück Holz und immer noch das Kleid aus dem roten Tal tragend. Auch wenn die Farben etwas verblasst waren, hatte sie es irgendwie geschafft, es sauber und ordentlich zu halten.

Gekonnt ignorierte die Gejarn den jungen Prinzen und knurrte nur den alten Mann an.

,, Ihr habt euch hier nicht einzumischen ist das klar ? Das hier geht gegen alle abkommen. Und euch nichts an."

,, Ich würde behaupten es geht mich sehr wohl etwas an." Der Fremde blieb ganz ruhig und ein dünnes Lächeln huschte über seine spröden Lippen. ,, Was sucht ihr hier ?"

,, Ich könnte euch das gleiche Fragen." ,erwiderte Mhari, ihre Stimme nach wie vor mehr ein wütendes Knurren. Die vier Wächter der goldenen Garde hatten sich mittlerweile jeweils zu zweit , links und rechts der beiden Streitenden Aufgebaut. Nicht, das dass etwas ändern oder verhindern würde, dachte Erik. Nach allem was er wusste, würde Mhari sich kaum durch eine Handvoll Sterblicher aufhalten lassen.

,, Ich bin hier um dafür zu Sorgen, das die Dinge richtig gestellt werden."

,, Weder steht es euch zu so etwas zu tun noch werde ich das zulassen, Seher. Das geht nur uns etwas an."

,, Und mit uns meint ihr euch alleine. Seht es ein Mhari, ihr steht verloren. Die anderen werden sich nicht um dieses Problem kümmern und wenn ihr versagt, was wird dann sein, sagt es mir ?"

Die Gejarn schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. ,, Ich habe nicht vor zu versagen."

,, Ach und ihr wisst natürlich, was dazu nötig ist ja ?" Nun kam es Erik beinahe so vor, das der Mann von oben auf sie herab lächelte, beinahe väterlich, obwohl Mhari ihn um einen guten Kopf überragte.

,, Ob ich es weiß oder nicht spielt keine Rolle. Eure Anwesenheit hier ist ein Verstoß gegen unser Abkommen. Es gibt Angelegenheiten die die Seher betreffen... und welche die..." Mhari zögerte.

,, Die nur Unsterbliche betreffen ?" Macon verschränkte die Arme vor der Brust. ,, Ich hatte einen Verdacht, vor allem weil Jared hier bereits ein paar Andeutungen gemacht hat, was euch angeht. Und wegen dem was mit meinem Vater geschehen ist. Hattet ihr geglaubt mich im Unklaren darüber lassen zu können, wer oder was ihr seid nachdem einer von euch meine Brüder und Schwestern ermordet hat ?"

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt