Der Saal war kleiner als die großen Hallen, die Erik auf dem Weg hierher durchquert hatte. Trotzdem kam er sich klein vor, als die Türen hinter ihm wieder geschlossen wurden. Es gab drei große Fensterfronten, eine an jeder Wand, durch die man einen Blick auf die umliegenden Gärten und Gebäude erhaschen konnte. Vier Säulen an jeder Wand unterteilten die Fenster und trugen die hohe Decke über ihm, die mit einer Reihe runder Buntglasfenster versehen war. Die Sonne fiel direkt durch das Glas über ihm, zeichnete so farbige Schatten auf den glatten Steinboden. Manche der Fenster zeigten Darstellungen von Heil und Blütenpflanzen, doch waren auf dem Boden nur noch farbige Schatten und Muster davon zu erkennen.
Vor Erik am Kopfende des Raums, ragte ein großes Podium auf, auf dem sich wiederum vier hohe Lehnstühle erhoben, eines für jeden der Prüfer. Die vier Männer, die ihn mit keinem Wort begrüßten zählten zu den erfahrensten Heilern, die die Universität vorzuweisen hatte. Und einen erkannte Erik sofort. Die hochgewachsene, dünne Gestalt von Abalain Anders, der einst in Erindal einen Ausbruch von Blaufieber bezwungen hatte, ehe es in der Stadt zu einer Epidemie gekommen war. Seit seiner Entdeckung, dass die Krankheit offenbar nur über direkte Berührung mit einem Kranken oder die Flugasche eines Totenfeuers übertragen werden konnte, war der Schrecken, den sie einst für viele der am östlichen Sonnenmeer gelegenen Häfen dargestellt hatte, gewichen... Es hatte den Menschen etwas gegeben um sich vor der Ansteckung zu schützen und viele hatten sich in den darauf folgenden Jahren neue Bestattungsmethoden für ihre Toten gesucht. Und dafür war der Mann eine Berühmtheit in seiner Zunft geworden. Was weniger Leute wussten war, wie er zu dieser Erkenntnis gekommen war. Kein Wunder, waren die einzigen, die ihn beschuldigen konnten, doch tot. Aber Erik hatte die Gerüchte gehört, dass er seine Assistenten zwang mit den Kranken in einem Raum zu schlafen oder seinen Begleitern die aufgefangene Asche der Toten ins Essen gab. Für die meisten jedoch war er schlicht ein Held und kaum jemand wagte es noch nach seinen Methoden zu Fragen. Doch es war nicht der alte Gelehrte, der Erik schließlich stutzig machte.
Vier Männer der Stadtwache, jeweils zwei an jeder Seite des Podiums, hielten daran Wache. Ein jeder war mit einer schweren Hellebarde bewaffnet, auf deren Klingenkopf das Sternwappen Varas eingelassen war. Wozu dieser Schutz allerdings diente, erschloss sich ihm erst, als er die übrigen Anwesenden musterte. Mit den vier Gelehrten hatte er gerechnet. Nicht jedoch mit der fünften Gestalt, die etwas versetzt hinter ihnen saß, so dass sie im Licht, das durch die Fenster fiel kaum zu sehen war.
Agrippa Gavion war seit Erik ihn das letzte Mal in der Öffentlichkeit gesehen hatte, noch älter geworden. Der Kranz grauer Haare auf seinem Kopf war fast gänzlich verschwunden und das aus dunkel glänzendem Holz und Gold gefertigte Pult vor ihm glänzte fast genauso wie sein Schädel.
Der goldene Ornat den er trug war mit weißen Hermelinfellen abgesetzt und auf der Brust lag, in Silber gegossen, eine Kette mit dem Stern der Stadt.
Das ungute Gefühl, das sich schon beim Anblick der Wachen in ihm breit gemacht hatte, verstärkte sich noch einmal. Trotzdem zögerte nicht, als er auf die Männer zuging, zwang sich sogar zu einem freundlichen Lächeln.
,, Lord Gavion, was verschafft mir den die Ehre, das ihr heute hier seid ?" Er verneigte sich gekünstelt und ein Teil seiner Selbstsicherheit kehrte zurück. Sich zu verstellen, das war einfach, dachte Erik. Er wusste noch nicht was vor sich ging, aber das musste er ja nicht jedem im Raum zeigen. Aber vielleicht hätte er doch Cyrus mitnehmen sollen...
,, Ich würde es keine Ehre nennen, Flemming. Ihr seid hier vorgeladen um Zeugnis über eure Arbeit abzulegen und genau das erwarte ich von euch. Es gibt... beunruhigende Gerüchte über euch wisst ihr das?"
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Erik - Die Unsterblichen
FantasyKlapptext Das Kaiserreich Cantons im Jahr 735 der Herrschaft des Hauses Ordeal : Vara steht als eine der letzten Bastionen inmitten der Zerstörung, ein Ort des Lernens und Denkens, der mit seinen Universitäten noch an die besseren Zeiten des Imp...