Kapitel 20

81 16 9
                                    


Die frische Luft tat ihm gut, als er aus dem Zelt hinaus ins Licht der Mittagssonne trat. Das Wasser des Flusses schimmerte durch den Staubfilm darauf rosa und die fernen Klippen des Tals wirkten nun ebenfalls ausgebleicht, ihr deutlicher Rotton verblichen durch die sengende Hitze. Erik jedoch spürte sie kaum. Mhari folgte ihm auf dem Fuß. Er hatte bereits nach den ersten paar Worten genug von ihren Kriegsplänen gehört. Und gleichzeitig fragte er sich, wie er so blind hatte sein können. Sie hatte ihn nie angelogen, was ihre Intentionen anging... Nein, das nicht. Aber sie hatte ihm auch nie direkt die Wahrheit gesagt. Ihr Clan bekämpfte den Kaiser, bloß hatte sie nie erwähnt, welche Ausmaße das annehmen sollte. Die freien Königreiche... Götter, in dem Momentanen Zustand in dem sich das Kaiserreich befand, mit Hasparen, das sich bereits offen zur freien Provinz erklärt hatte und dutzenden Adeligen die scheinbar nur auf Caius Ordeals Tod lauerten, wo seine Erben alle verschwunden waren... Wenn Mharis Plan aufging und die freien Königreiche sich gegen den Kaiser stellten, konnten sie ihn wohl tatsächlich stürzen. Und was dann ? Chaos. Das bisschen an Stabilität und Ordnung das in Canton geblieben war stand und fiel mit Caius Ordeal , so bedauerlich das war. Das Land würde Unruhen erleben, die größer wären als alles, was der alte Kaiser alleine je fertig bringen könnte, ein Reich das fast ein Jahrtausend bestand gehabt hätte würde von heute auf Morgen in tausende Kleinstaaten zurück verfallen und dann ? Dann wäre es das, dachte Erik bitter. Denn ob sich noch einmal ein geeinter Staat aus den Trümmern erheben würde schien ungewiss. Das große Imperium der Menschen würde tatsächlich genauso Enden wie das des alten Volkes auch wenn sein letztendlicher Tod wohl langsamer von statten gehen würde. Oder hatte Mhari auch dafür Vorkehrungen getroffen?

,, Ihr heißt das nicht gut, oder ?" Erneut schien die Gejarn, wie so oft, schlicht seine Gedanken gelesen zu haben. Oder vielleicht verriet der mürrische Ausdruck auf seinem Gesicht auch schon alles, was sie wissen musste. Wäre Cyrus jetzt bei ihm, er hätte ihn wohl gefragt ob Gejarn genau so große Probleme hätte, menschliche Gesichter, Mimik und Gestik zu deuten, wie Umgekehrt. Doch der Wolf war mit einem Großteil von Mharis Clan im Zelt zurück geblieben und schlug sich weiter den Bauch voll. Immerhin folgte er mir so wenigstens nicht auf Schritt und Tritt, dachte Erik.

,, Ich heiße es gar nichts, Mhari." Noch nicht zumindest. ,, Ich bin hier um euren Verletzten und Kranken zu helfen, falls ihr das vergessen haben solltet. Und nicht um eure Strategien zu beurteilen oder euch darüber zu beraten. Wobei ich glaube, das ihr euch damit besser auskennt, als ich."

,, Und doch würde mir eure Meinung etwas bedeuten."

Erik stockte einen Moment im Gehen. Dann schüttelte er jedoch den Kopf. Das hieß nicht, das er darauf erpicht war, ohne Mitspracherecht plötzlich zwischen die Fronten eines aufziehenden Kriegs geworfen zu werden. ,, Später vielleicht. Und nur wenn ihr mir eine Frage beantwortet."

, Solange es kein Rätsel ist."

Das sagt die richtige, dachte Erik, aber nein... sein Frage war kein Rätsel auch wenn die Antwort ihm welche Aufgab. ,, Warum bekämpft ihr den Kaiser überhaupt ? Und sagt mir jetzt nicht es ist weil euch die Menschen so viel bedeuten. Das tun sie nicht. Wäre dem so, wärt ihr erst gar nicht nach Vara gekommen nur um diesen Speer zu bekommen. Und die Clans waren bisher nicht Ziel seines Zornes. Also... warum ? Was kümmert euch das Ganze?"

,, Er hat mir etwas genommen, das sehr wichtig für mich war. Jemand um genau zu sein. Reicht euch das?"

Erik nickte. Gewisser maßen ja. Sie log nicht. Zumindest was das anbetraf. Es sei denn sie wäre eine noch bessere Lügnerin, als er Annahm. Nur ob sie ihm auch die ganze Wahrheit sagte, das konnte er nicht wissen. Und wenn er mittlerweile eins über Mhari wusste, dann das man sie vielleicht besser nicht beim Wort nahm.

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt