Kapitel 28

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,, Es wäre auch zu schön gewesen, wenn einmal alles nach Plan laufen würde." , fluchte Mhari.

,, Und deshalb habe ich es lange Aufgegeben im Voraus zu planen. Oder zumindest seit ich euch beide kenne." Cyrus Schatten rauschte an ihr vorbei, immer noch den Stab in der Hand, den er wohl irgendwo gefunden haben musste.

,, Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu diskutieren." Erik hatte schon Mühe genug damit, einfach seine Tasche festzuhalten und zu versuchen, mit den beiden Gejarn Schritt zu halten, etwas, das etwa so viel Erfolg hatte, wie eine Schildkröte, die vor einem Hund davon lief.

Um sie herum war das Dorf mittlerweile endgültig im Chaos versunken. Die meisten Feuer waren zu Glut heruntergebrannt in deren schummrigen Licht sich die Schatten bekämpften. Gejarn und Soldaten der freien Königreiche die irgendwie Versuchten, eine Verteidigung zu organisieren wurden von Gardisten belagert, die ihrerseits durch Gassen und Straßen herbeiströmten. Immerhin nicht noch mehr Prätorianer, dachte Erik. Auch wenn der Gedanke nur wenig dazu beitrug, ihn zu beruhigen. Die Hauptstreitmacht vor der Balthasar gewarnt hatte, begann ganz offenbar bereits in das Dorf einzusickern, zumindest die erste Vorhut. Die blauen Wappenröcke der Gardisten waren auch im Halbdunkel gut zu erkennen... und es waren viele. Wo die Prätorianer die Elite ihres Herrn darstellten, würden die Soldaten des Kaisers sie einfach durch Zahlenmäßige Überlegenheit überrennen...

Das Klirren von Metall und die Schreie der Verwundeten füllten die Luft. Girlanden und Dekorationen waren herabgestürzt oder zertrampelt worden und wo zerbrochene Trinkgefäße knirschten unter Eriks Stiefeln. Er konnte Rauch riechen, der von einem der großen Freudenfeuer stammte, die nichtganz erloschen waren. Offenbar hatten die Flammen auf eines der kleineren Gebäude am Rand der Siedlung übergegriffen, das nun hell wie eine Fackel brannte. Immerhin machte es ihnen das leicht, den Weg zu finden, dachte er. Die beiden großen Steinbauten, die ihr eigentliches Ziel darstellten, schälten sich vor ihnen bereits aus der Dunkelheit. Zu Eriks und wohl auch Mharis, Erleichterung schienen sie verlassen, die Türen geschlossen. Kriegsgeschrei und Waffengeklirre blieben hinter ihnen zurück und wurden abgelöst vom leisen Plätschern des Flusslaufs und dem Zirpen von Grillen. Die Insekten zumindest, schienen sich von der Schlacht die direkt neben ihrem heim tobte nicht beeindrucken zu lassen. Und sie waren noch rechtzeitig, dachte er. Oder vielleicht wusste der Kaiser nicht, wo genau im Dorf er nach den Tränen suchen musste. Immer noch fragte Erik sich, wie Caius nur davon erfahren haben konnte... Sicher, die Boten, die Mhari ausgesandt hatte würden sicher jede Menge Gerüchte auslösen, aber selbst damit hätte es länger dauern müssen, bis eines davon an die Ohren des Kaisers drang. Schwer atmend blieb er vor der Hütte stehen stützte er die Hände auf die Knie. Über diese es Problem konnte er sich hoffentlich noch Gedanken machen, wenn er wieder halbwegs zu Atem gekommen war. Götter, er hatte wirklich zu viel Zeit in Kellern und Grüften verbracht. Mhari und sieben ihrer Begleiter machten sich derweil an der Tür der ersten Steinbaus zu schaffen und verschwanden im Inneren. Auch die Tür schien nach wie vor verschlossen gewesen zu sein. Es dauerte nicht lange, bis ein jeder von ihnen mit einer Träne in den Händen zurückkam. Sie waren also wirklich noch alle da. Mhari selbst wiederum hatte erneut die Sturmschwinge an sich genommen. Blieb nur die Frage, wie sie dem Kaiser die Steine noch vorenthalten wollten...

,, Ich hatte eigentlich gehofft, Macon die Tränen geben zu können." Die Löwin schien selber einen Moment unschlüssig, was sie tun sollte und betrachtete die, im Dunkeln schwach leuchtenden, Steine der Reihe nach. ,, Aber solange wir sie haben, wird uns der Kaiser jagen. Vielleicht ist es besser das niemand so eine Macht besitzt."

,, Man sagt ja immer Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung." Erik versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch wenig überzeugend wirkte. ,, Also... was tun wir ? So oder so, die Steine müssen hier weg und wenn die Männer des Kaisers auch nur halb so viel Verstand besitzen wie ihr Herr werden sie immer noch auf die Idee kommen, alle Pässe aus dem Tal abzuriegeln. Wir sitzen fest."

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt