Kapitel 36

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Erik kauerte in vollkommen Still auf seinem Platz am Boden der Bibliothek. Seine überanstrengten Augen schmerzten, so das er mehrmals blinzeln musste und sein Körper verkrampfte sich durch die unbequeme Lage auf dem blanken, unebenen Holzbalken. Unter ihm im Erdgeschoss standen Mhari und der Seher sich nach wie vor am Tisch gegenüber. Macons Schritte hingegen waren lange verhallt und die Stille die auf sie folgte, drückend und schwer. N

Noch immer ragte der Griff des Schwerts aus der Mitte des Tisches heraus, glitzerte im trüben Licht der Herbstsonne, das durch die Fenster herein sickerte. Wortlos packte Mhari die Waffe und zog sie ohne sichtbare Anstrengung aus dem Holz. Erik konnte die Bruchstelle sehen, wo der Rest der Klinge fehlte .

,, Falls euer Plan darin besteht, eurem gefallenen Bruder zum Sieg zu verhelfen, so habt ihr wohl einen Schritt in die richtige Richtung gemacht." , meinte Jared kühl.

Die Gejarn beachtete ihn nicht, während sie langsam die Waffe sinken ließ.

,,Macon ist alles was wir haben." , erwiderte sie schließlich, während sie den Schwertgriff auf die Tischplatte legte und mit einem Finger die Bruchstelle nachfuhr. ,, Und so ungeduldig und ungestüm er sein mag... er ist immer noch die bessere Alternative."

,, Ihr meint er ist ein praktisches Werkzeug für eure Pläne." Jared gab einen Laut von sich, der nur grade so nach einem Lachen klang. ,, Je mehr ich euch kennen lerne, desto mehr verstehe ich wieso unsere Vorfahren oder in eurem Fall wohl eure Vorgänger einst beschlossen einander aus dem Weg zu gehen. Ich verabscheue euch jeden Tag mehr."

,, Als ob die Seher sich immer hoch und Nobel verhalten hätten." Mhari drehte ihm den Rücken zu und sah wohl nach draußen auf das Dorf oder die Wiesen dahinter hinaus. Die Überreste des Schwerts wieder in der Hand, schien sie mit einem mal weit fort zu sein. ,, Und ich werde euch gegenüber sicher keine Rechenschaft ablegen. Macon ist ein Werkzeug, für euch genau so wie für mich."

Der Seher faltete die Hände vor der Brust, während er langsam um den Tisch herum trat. ,, Ihr spielt ein gewagtes Spiel. Und ein perfides. Selbst für einen von euch. Wieder einmal missbraucht ihr das Vertrauen jener, die all ihre Hoffnungen in euch setzen. Was ist er wirklich für euch ? Nur ein Opfer, wenn euer Plan aufgeht. Und er wird euch hassen."

,,Macon ?" Mhari runzelte die Stirn. Sie und der Seher standen sich mittlerweile fast genau gegenüber, nachdem sie sich wieder zu ihm umgedreht hatte.

,, Ich spreche nicht von ihm, nein. Was ihr für ihn plant, hat meinen Segen, so schwer es mir fällt, das zuzugeben. Es ist das richtige. Dieses Land braucht einen Kaiser. Aber was den anderen angeht..."

Stille war alles, was dem Seher antwortete. Erik nutzte die kurze Pause und wagte es, sich ein Stück weit aufzurichten und die Verspannungen in seinem Rücken zu lösen. Man sollte meinen ein paar Wochen in der Wildnis sollten die Stunden, die er in Katakomben und Kellern verbracht hatte wieder aufwiegen... Einen Moment lang war er tatsächlich versucht, sich davon zu schleichen, während die Stille unter ihm weiter anhielt.. Die beiden sprachen über Dinge, die ihn nichts mehr angingen, so gerne er weiter gelauscht hätte. Und er sollte sehen, das er wieder im Speisesaal war, bevor Macon sich beruhigte und vielleicht auf die Idee kam zurück zu kehren... Grade bevor er seinen Entschluss jedoch in die Tat umsetzen wollte, begann Mhari wieder zu sprechen.

,, Ihr meint Erik." Der Klang seines eigenen Namens hinterließ einen schalen Beigeschmack. Hätte er nicht ohnehin schon gelegen, er wäre vermutlich erneut zu Boden gesunken. Vorsichtig spähte er erneut nach unten, während er ein Ohr an das Holz legte. Sie sprachen über ihn... warum ? Was hatte er hiermit zu tun ?

,, Ich habe nicht vor ihn zu verletzen das..." Mhari stockte. ,, Das ist nicht meine Absicht. Das müsst ihr mir glauben. Ich weiß nicht warum ihr mich hast aber, das würde ich nicht tun. Ich bin nur dankbar für seine Hilfe."

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt