Kapitel 31

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Sie hatten die Hochebene verlassen und waren in die wärmeren Tieflande Hasparens gelangt. Jetzt im Herbst hatten die ständigen Regenfälle das gesamte Gebiete jedoch aufgeweicht und teilweise überflutet und somit in einen riesigen Sumpf verwandelt. Lediglich einige wenige Pfade waren noch trocken und gangbar und selbst bei jenen musste man aufpassen, wohin man trat, wollte man nicht riskieren, eine unangenehme Begegnung mit dem Schlamm zu machen. Der gesamte Boden abseits der trockenen oder mit Holz ausgelegten Wehe schien in ständiger Bewegung. Halb versunkene Wälder ragten daraus hervor. Moos wuchs zu bizarren Hügeln und klammerte sich an verwitterte Baumstämme und Äste. Nebel driftete zwischen Teichen mit stehendem, dunklem Wasser und verfing sich als Tau in den Moosfetzen. Das tropfende Geräusch von Wasser war ihr ständiger Begleiter, und ab und an konnte Erik die schrillen Rufe eines Vogels hören, der ihnen entweder folgte... oder nur unglaublich laut war. Zumindest hoffte Erik inständig, dass es ein Vogel war. Blumen in allen Farben blühten auf der tückischen Mooroberfläche recht uns links des Stegs.

,, Also was sollte das eben heißen ?" , fragte Erik hauptsächlich um die Stille zu brechen. Mhari wurde etwas langsamer und drehte sich zu ihm um.

,, Was soll was heißen ?"

,, Süß ? So denkt ihr also von mir?"

,, Ich kann das allerdings auch nicht verstehen." Cyrus Stimme triefte vor Sarkasmus.

,, Dich hat keiner gefragt." , gab Erik grinsend zurück. ,, Aber ich wüsste da jemanden, den ich fragen könnte..."

,, Ich werde das nie wieder los, oder ?"

,, Zumindest nicht in diesem Leben. Mhari aber auch nicht. Allerdings, ich schätze von einem Gott kann man sich darauf schon etwas einbilden."

,, Ein Unsterblicher ist kein Gott." Die Gejarn ging nun noch vorsichtiger. Die Holzbohlen des Wegs vor ihnen waren verrottet und durch die Lücken im Holz war tiefschwarzes Wasser gesickert, das die Bohlen überflutete und jeden Schritt zu einem kleinen Risiko machte. ,, Und ich hatte wirklich nicht vor, zu Versuchen, euer Ego noch mehr zu füttern. "

,, Vertraut mir, das bringt nicht viel." , meinte Cyrus, während er über eine Wasserpfütze hinweg setzte.

,, Aber ja... wenn man davon absieht, das ihr zu viel redet." Mhari machte einen letzten Schritt und erreichte das Ende der verrotteten Wegstelle, wo das Holz wieder in besseren Zustand war.

,, In dem Fall wird es euch sicher nicht stören wenn ich noch eine Frage stelle. Wie genau funktioniert das eigentlich? Ich meine das Unsterblich sein?"

Mhari runzelte die Stirn, als müsste sie eine Weile über diese Frage nachdenken. ,, Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Nicht wirklich jedenfalls." , antwortete die Gejarn schließlich.

,, Bitte ?" Nun war es an Cyrus die Stirn zu runzeln. ,,Ich meine... ihr seid eine Unsterbliche, wie könnt ihr das nicht wissen?"

,, Ich bin keine der ursprünglichen zwölf mehr, Cyrus. Um genau zu sein, glaube ich nicht das noch einer von ihnen übrig ist. Mit Ausnahme von..." Sie stockte. ,, Nun sie sind jedenfalls alle für uns verloren." Aber nicht fort, dachte Erik. Das hatte sie nicht gesagt.

,, Das meiste Wissen, darüber, wie wir... entstanden ging uns über die Jahrhunderte verloren." , fuhr Mhari derweil fort. ,, Ich habe noch... Erinnerungen daran. An Feuer und wie ich zum ersten Mal die Augen aufschlug. Davor scheint es einfach nichts zu geben. Danach... nur verschwommene Eindrücke und das Wissen darum, das etwas schreckliches Geschehen ist. Aber das sind nicht meine Erinnerungen und alles ist verschwommen... dunkel, obwohl ich mir sicher bin, das Tag war. Es ist so lange her und es war nicht einmal ich, der diese Dinge erlebte. Nur eine längst vergangene Inkarnation der Herrin der Nebel."

Erik - Die UnsterblichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt