dos

5.9K 348 69
                                    

Am nächsten Morgen wurde ich durch meinen Wecker aus dem Schlaf gerissen.
Das alte weiße Ding, mit den römischen Ziffern, landete auf dem Boden.
Vorsichtig rieb ich einmal über meine geschlossenen Augen. Leise seufzte ich, da mein Wecker immer noch piepte.
Ich verstand nicht, wie dieses Ding immer noch am Leben war. Ich schmiss meinen, heiß geliebten, Wecker jeden Tag, nachdem er mich geweckt hatte, auf den Boden. Und das seit 2 Jahren...
Normalerweise würde ich mich jetzt mit diesmal Mysterium beschäftigen, doch dann stand plötzlich meine Mutter im Türrahmen und musterte mich. Auch ich studierte kurz ihr Gesicht. Sie hatte Augenringe, die nicht zu übersehen waren, die Überreste ihrer Wimperntusche hinten unter ihrer Wasserlinie und ein unordentlicher Dutt hing auf ihren Kopf.
,,Schatz, wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst den Wecker nicht auf den Boden schmeißen?!"
,,Oft..."
Meine Eomma seufzte bloß leise und machte mir mit einer Handbewegung klar, dass ich das Klappergestell von Wecker aufheben sollte.
Nachdem ich diese Heldentat verbracht hatte, verschwand meine Eomma. Wahrscheinlich in die Küche, um mir Frühstück zu machen.
Als ich aufstand, spürte ich sofort, wie schlapp ich mich fühlte. Es kam mir so vor, als würde ich 1t auf meinen Beinen tragen müssen.
Während ich mich halb geschlossenen Augen, und mit Hilfe der Wand, den Weg ins Badezimmer gefunden hatten, dachte ich darüber nach, welche idiotisch nervenden Lehrer ich heute aushalten musste. Im Bad angekommen, ließ ich mich erstmal auf den Toilettendeckel fallen. Ich fühlte mich so, als hätte ich einen Marathon gelaufen. Dabei waren es vielleicht 6 oder 7 Meter...
Nach einer kurzen Verschnaufpause stellte ich mich vor das Waschbecken und putzte meine Zähne. Dabei hielt mich die ganze Zeit über am Waschbeckenrand fest, da ich angst hatte, sonst auf die weißen Fliesen zu fallen.
Danach betrachtete ich mein Spiegelbild.
Wie oft, fiel mir auf, dass ich dem Schönheitsideal nicht mal ansatzweise entsprach...
Meine Haut war leicht gebräunt, statt blass. Meine Augen so schmal, das wenn ich lachen würde, sie mehr oder weniger verschwinden würden.
Allgemein fand ich, dass ich dick war. Vielleicht nicht übergewichtig, aber dick.
War das vielleicht der Grund, warum Zelo und Zico mich mobbten?
Mit einem leisen Seufzen drehte ich meinen hässlichen Spiegelbild den Rücken zu und zog mich aus.
Meinen Schlafanzug, der, an dem Tag, aus einem lockerem Basicshirt und einer schwarzen Calvin Klein Boxershorts bestand, schmiss ich in den mattschwarzen Wäschekorb, neben der Dusche.
Plötzlich war ein leises Surren zu hören.
Erst hatte ich mich erschrocken, so wie jedes mal, doch dann wurde mir, wie, ebenfalls, jedes mal, klar, dass dies nur die Dusche aus dem Bad nebenan war. Das Bad war um einiges größer als das, in dem ich mich befand.
Eigentlich konnte ich ja froh darüber sein, das ich ein eigenes Bad hatte, da die Menschen, die in Südkorea wohnten, eher kleinere Wohnungen hatte, in der alle Familienmitglieder sich ein Bad teilen mussten, dennoch fand ich mein Badezimmer zu klein. Ich wollte mich nicht beschweren. Im Gegenteil. Ich war dankbar. Auch wenn ich wirklich mehr Platz brauchen würde...
Aber dann dachte ich daran, wie schön, stressig und anstrengend es wäre, sich mit meinen Eltern und meinen Bruder ein Bad zu teilen. Es wäre schön, da ich wissen würde, dass meine Eltern jeden morgen, sprich, jeden Tag, da waren. Stressig und anstrengend, da meine Eomma und ich sehr lange im Badezimmer brauchten.
Ein Blick auf die kleine Uhr, die in einer Regal stand, verriet mir, das es schon 7 Uhr war, ich also schon seit ungefähr 20 Minuten wach war.
Wieder entfloh mir ein seufzen.
Schnell zog ich mir meine Schuluniform an, die ich schon aus Prinzip immer im Bad aufbewahrte, an.
Diese Uniform bestand aus einer schwarzen Hose, welche man auch durch jeden beliebige andere schwarze Hose austauschen konnte, und ein weißes Hemd, mit dem Schullogo, zu welchem man eine weinrote Krawatte kombinieren konnte. Dazu sollte man, eine weinrote Jacke anziehen. Wenn man keine kaufen wollte, konnte man sich eine von der schule besorgen. Jedoch hatte ich mir eine Bomberjacke in vorgegeber Farbe gekauft. Auch die original Hose, welche zur uniform gehörte, trug ich nicht, sondern eine schlichte, natürlich schwarze, skinny Jeans.
Nachdem ich mich also umgezogen hatte, drehte ich mich wieder zum Spiegel und nahm mir mein pinkes Haarband aus der schwarzen Schublade, die unter dem Waschbecken war.
Dieses brauchte ich dafür, damit mir die Haare, beim schminken, nicht im Gesicht hingen.
Ich öffnete eine Schublade des Regals, holte mein, zu helles, make up heraus und verteilte davon etwas auf meinen Handrücken.
Mein pinker beautyblender fand seinen Platz in meiner Hand, mit dem ich das make up auf meinen Gesicht und Hals verteilte.
Danach klatschte ich mir noch etwas von dem transparenten Puder aufs Gesicht und schon war ich fertig.
Ich verstaute wieder die Sachen in dem Regel, stopfte mein Haarband in die Schublade, in der auch mein Föhn, mein Glätteisen und meine zwei bürsten aufbewahrt wurden, und verließ dann das Badezimmer.
Wieder lief ich zurück in mein Schlafzimmer.
Ich ging zu meinen Schreibtisch, setzt mich auf den dazugehörigen Stuhl und packte meine Schulsachen ein.
,,Hangul, Mathe, Englisch und Sport..."
Ich verschloss den schwarzen Adidas Rucksack und schulterte diesen.
Dann ging ich zu meinem großen Bett, setzte mich darauf und nahm mein Handy von meinen Nachtschrank.
Eine Zeit lang blieb ich so dort sitzen und starrte auf die zwei großen Regale, die gegenüber von mir standen.
,,Jimin, kommst du?! Pablo ist gleich da und du musst noch essen!"
Ich antwortete zwar nicht, aber meine Eomma wusste, dass ich sie gehört hatte.
Pablo kam immer um halb acht. Das heißt, wir mussten jetzt ungefähr 7:20 Uhr haben.
Also hatte ich noch ganze 10 Minuten, bis der Spanier vor unserer Tür stand.
Mit einem lauten ausatmen erhob ich mich und ging Richtung Treppe.
Unsere Treppe war aus hellem Marmor und sah, in meinen Augen, viel zu hochwertig aus.
Bis vor einen Jahr hatten wir eine schwarz geflieste Treppe, die nicht mal ansatzweise hochwertig aussah.
Stufe für Stufe setzte ich einen Fuß vor dem anderen, bis ich endlich im Erdgeschoss ankam.
Ich hörte schon das leise Summen meiner Mutter, aus der Küche. Es war die Melodie einer Kinderserie, die ich geguckt hatte, bis ich 11 war.

close neighbours* [m.yg p.jm]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt