,,Jimin, willst du heute mitkommen?"
Verwirrt blickte ich meine Mutter an.
Im Vergleich zu dem Zeitpunkt vor 40 Minuten, sah sie wieder besser aus. Ihre Haare waren zwar nass, aber dennoch war sie nun geschminkt und sah wieder nahezu perfekt aus. Auch wenn sie noch ihren pink-weiß gepunkteten Schlafanzug trug.
Etwas von meinem Müsli tropft von meinen Löffel zurück in die Schüssel, da ich den Gegenstand in meinen Händen wie immer etwas schräg hielt.
,,Jihyun kommt doch heute von seinem Austausch wieder. Hast du das etwa vergessen?"
Erstaunt schluckte ich das Schokomüsli herunter.
Waren echt schon 2 Monate vergangen?
,,W-Wann kommt er denn wieder? Also um wie viel Uhr?"
Meine Mum schaute auf einen kleinen weißen Zettel, der an unserem Kühlschrank hing.
,,Um 16:40. Das heißt wir müssen um halb fünf los."
Schnell schüttelte ich meinen Kopf.
,,Das geht nicht, Eomma. Tut mir leid...Ich komme doch erst um zwanzig nach 4 nach Hause und muss noch meine Hausaufgaben erledigten...", murmelte ich bloß und stopfte mir wieder etwas von meinem Lieblingsmüsli in den Mund.
Meine Mutter nickte bloß und stützte sich auf einer freien Fläche der Kochinsel ab.
Gerade als ich sie fragen wollte, wie es am vorherigen Tag bei der Arbeit war, klingelte es.
,,Das muss Pablo sein...Gehst du an die Tür?"
Schnell nickte ich und drückte meiner Eomma noch eben Kuss auf die Wange, ehe ich in unserem riesigen Flur verschwand, mir meine schwarzen Adidas flux anzog und die Tür öffnete.
,,Annyeonghaseo", wurde ich von dem gebräunten Spanier begrüßt.
Ich lächelte gefaket und verbeugte mich leicht, bevor ich mir meinen Rucksack schnappte, ihn erneut schulterte und dann Pablo, bis zu dem schwarzen Porsche, folgte.
Die Fahrt dauerte bloß 15 Minuten und verlief schweigend.
Mir war nicht nach reden zumute.
Vor allem, wollte ich nicht mit Pablo reden.
Warum? Wenn man erstmal damit angefangen hatte, wollte er nicht mehr aufhören und so wie ich ihn kannte, würde ich dann bis fünf vor acht, statt bis viertel vor acht, in dem Auto sitzen.
Noch vor ein paar Jahren, hatte ich es geliebt mit ihm zu reden, aber seit Zelo angefangen hatte, mich runter zu machen, hasste ich es mit Leuten zu reden.
Meiner Eomma war das natürlich auch aufgefallen. Sie hatte immer versucht mit mir zu rede, um herauszufinden, warum ich so war, wie ich war. Doch ich hatte nicht dem geringsten Gefallen daran, weshalb ich immer schwieg, oder sagte, dass ich bloß einen schlechten Tag gehabt hätte.
Irgendwann, ich schätze das war nach ein paar Monaten, hatte sich aufgehört mich zu fragen...Ich denke, dass ich sagen könnte, zum Glück.
Durch ein leichtes rütteln an meiner Schulter wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
,,Wir sind da, Jimin."
Pablo lächelte mir entgegen und deutete eine Verbeugung an.
,,Ich hole dich dann, wie immer, ab"
Ich nickte schwach und verließ das Auto.
Mein Blick lag auf meinen Füßen, welche ich nur langsam fortbewegte.
Nun musste ich ungefähr 2 Minuten laufen, bis ich vor dem großen, silbernen Tor stand, welches mit goldenen Mustern verziert war.
Während ich bis zum Grundstück der Schule lief, galt mein Blick, dem unebenden Bürgersteig.,,Na sieh mal einer an, da ist ja der Park Zwerg."
Ich ignorierte die Worte, die von einem Typen kamen, den ich nicht mal kannte, ging schnell durch das Schultor und lief zu meinen Spind.
Eigentlich wollte ich die Bücher, die ich für den heutigen Tag brauchen würde, herausholen, jedoch wurde ich, bevor ich ihn überhaupt öffnen konnte, gegen den kalten und farblosen Metallschrank gedrückt.
Zelo schaute mich grinsend an und kam mir gefährlich nah.
Schüchtern versuchte ich seinen Blick auszuweichen, womit ich ihn aber anscheinend sauer machte...
,,Na na, sieh mich sofort an!"
Sofort richtete sich mein Kopf wieder so, dass ich ihm direkt in die Augen sah.
,,Eigentlich wollte ich ja erst in der 1. Pause mit dir reden, aber da du jetzt schon mal hier bist, dachte ich mir, warum nicht jetzt?! Alsoo...
Kannst du dir vorstellen, was ich heraus gefunden habe?"
Zelo grinste mich breit an und strahlte gleichzeitig vorgetäuschte Ahnungslosigkeit aus.
Hat er herausgefunden, dass ich schwul bin?
Weiß er, dass ich den namenlosen Hübschling mehr mag, als ich sollte?
Oder wei-
,,Ich will eine Antwort!!"
Die rechte Faust meinen "Feindes" knallte gegen die Spindtür und ließ mich somit zusammenzucken.
,,I-Ich weiß n-nicht", flüsterte ich mit zitternder Stimme.
,,Echt nicht?!"
Langsam schüttelte ich meinen Kopf, worauf er kurz auflachte.
,,Du weißt echt nicht, was du Zico und mir schon immer verschwiegen hast?!"
Meine Hände wurden leicht schwitzig und mein Blick senkte sich.
Wieder schüttelte ich meinen Kopf.
,,Na dann muss ich es dir wohl erzählen.
Ich hatte gestern mach der Schule nichts zu tun, also dachte ich, dass ich dich ja noch ein bisschen schikanieren könnte. Ich bin dir also gefolgt.
Ehrlich gesagt dachte ich das du mit deiner Familie in einer Bruchbude lebst, aber das war falsch.
Du bist in ein ziemlich teures Auto eingestiegen und ich bin neugierig geworden...
Ich bin dann in das nächstbeste Taxi gesprungen und dir gefolgt.
Als ich die riesige Villa gesehen habe, dachte ich, dass du dort vielleicht arbeitest. Aber was steht auf dem Klingelschild?! -Familie Park.Und dann kam mir die glorreiche Idee, dass du uns ja Geld geben könntest, damit wir aufhören dich zu schlagen.
Was denkst du?!"
Meine Augen wurden größer. Er will mein Geld...
Unsicher blickte ich auf.
,,W-Wie viel denn?"
,,247822 Won im Monat. So viel wirst du ja wohl kriegen. Oder nicht?!"
Ich überlegte...Wenn meine Eomma das merken würde, bräuchte ich eine plausible ausrede...,,W-Wann soll ich euch das Geld geben?"
,,Ich hab mir schon gedacht, dass du das Angebot annimmt.
Morgen. 1. Pause. Auf dem Dach."
Und dann verschwand er einfach.
Mein beschleunigter Herzschlag normalisierte sich langsam wieder.
Mit leichten zitternden Händen öffnete ich meinem Spind.Pünktlich um 16:00 Uhr leutete die, meiner Meinung nach, viel zu laute, Schulglocke. Sofort packte ich meine Englischsachen ein und rannte, förmlich, aus dem Unterrichtsraum.
Mein Weg führte mich eine Treppe herunter, zwei ungeschmückte Flure entlang und einmal quer durch die Eingangshalle. Ich drückte die schwere Glastür auf und atmete erleichtert die frische Luft ein.
Ich werde ihn wieder sehen...
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein, sonst von Trauer geprägtes, Gesicht.
Mit schnellen Schritten verließ ich das Schulgelände.
Das dabei mein Puls höher ging, interessierte mich recht wenig.
An Pablos Auto angekommen, stieg ich sofort, durch die Beifahrertür, ein.
Er lächelte mich kurz an, blickte dann aber wieder konzentriert auf die Straße und startete den Motor.
Zum Glück war dieser leise.
Ich könnte jedesmal ausrasten, wenn ich einen, für mich zu lauten, Motor hörte...Aber ich schweife von Thema ab...
Die Fahrt verlief schweigend. Bis auf das 'Danke und Tschüss' am Ende von mir, wechselten wir kein Wort mit einander.
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close neighbours* [m.yg p.jm]
Fanfiction*A person who lives beside you and wants to get to know you