Entführt

9. Februar 2017

Er hatt es getan. Mir war schon lange klar dass er es bald nicht mehr aushält, doch ich habe seine Blicke immer verdrängt.

Grade stand ich am Eingangstor der Schule. Er hatte mich abgesetzt und fuhr jetzt zur Arbeit.
Jetzt stand ich hier. Mit zitternden Knien, Gänsehaut weil ich jeder seiner Berührungen von gestern Abend noch spürte. Seine dreckigen Worten Geistern mir immernoch im Kopf herrum.
Sein dreckiges Grinsen.

Nach der zene die William gestern gemacht hat. Nach seinem Kuss, mitten auf dem Parkplatz, vor allen , vor ihm.

"Du Schlampe, ich werde dir zeigen dass du mit mir gehörst" mit den Worten hatte er mich daheim angeschrien. Die ganze Fahrt war er still, sah stur auf die Fahrbahn und zeigte keine Emotionen.
"Du wirst mir gehören ,dagegen kannst du gar nichts machen."
Sein dreckiges grinsen. Seine schwitzigen Hände die mich packten und hoch ins Schlafzimmer tragen.

Und dann...
Ich möchte mich am liebsten zusammen kauern und anfangen zu weinen.
Einfach nur weinen.
Aber dass ging hier nicht. Vor der Schule wo mich alle sehen. Wo ich meine Maske trage.
Ich könnte rein gehen aber ich sollte am Schultor auf die anderen Mädels warten.

William und Moritz gingen an mir vorbei in die Schule. Keiner von beiden sah mich. Dabei war William doch schuld an der Sache. Er war schuld. Hätte er mich nicht geküsst. Hätte er mich einfach in Ruhe gelassen.

Und jetzt bemerkt er mich nicht einmal. Dieser Arsch.

"Hay" Kathe war aufgetaucht und grinste mich an.
Sie wusste nicht das es mir so verdammt schlecht geht. Und überhaupt. Dabei könnte sie es sogar wissen. Ich mein sie wusste von den blauen Flecken und von ihm. Und trotzdem grinste sie mich an als ob sie im Lotto gewonnen hätte.

Hör auf damit.
Ich will ihr das grinsen aus dem Gesicht schlagen. Doch anstatt Wut stieg Traurigkeit in mir auf. Eigentlich will ich weinen. Einfach verschwinden und weinen.

Hanna und der Rest tauchten auf und fingen an sich zu unterhalten.  Irgendwas von der schule. Ich hörte halb zu. Ich bekam alles nur schwach mit. In meinen Gedanken war ich bei ihm, William  und überhaupt.

Meine Laune blieb, und so auch der Wunsch abzuhauen und dem fröhlichen Gerede zu entkommen.

Dann liefen alle in die Schule und durch die Fluren die  voller Menschen sind. Ich trottete mit leichtem Abstand hinter her. Schaute auf den Boden und versuchte den Gedanken zu unterdrücken das sie sich nicht für mich interessieren.

Doch es gelang nicht. Nicht Mal Kathe drehte sich zu mir um.
Keiner schaute mich auch nur länger an. Warum. Bin ich es keinen Wert?

Als ich das nächste mal aufschaute saß ich im Chemie Raum. Alle saßen im Chemie Raum.
Der Lehrer redete Irgendwas wegen Elektrochemie. Kinetik. Keine Ahnung. Ich hörte schon nicht mehr  zu.
Was brachte es mir. Ich werde einen Abschluss bekommen und für immer bei ihm leben und... .
Ich will das nicht. Ich will weg. Nur weg. Egal wo hin.

Dann  standen plötzlich  alle auf und gingen zum Pult vor. Dass hieß, der Lehrer machte ein Experiment. Gegen meinen Willen stand ich auf und folgte ihnen.  Am Pult sah ich den Versuchsaufbau, die vielen Reagenzgläser, und sonstige Dinge.
Es interessierte mich nicht. Bis
Bis der Lehrer  eine  kleine Flasche auf den Tisch stellte. Irgendeine Chemikalie. Eine auf der fett ein Totenkopf zu sehen ist.

Egal wo hin.

Mein Leben wurde eh nicht besser.
Warum sollte ich nicht...

Ich wartete bis er anfing, bis jemand etwas dummes sagte. Bis keiner mehr auf die Flasche achtete.
Und dann nahm ich sie und steckte sie ein. Die Flasche war Hand groß und passte locker in meine Jackentasche.