Langsam ging ich von der Bühne und schaute mich nach William um, meinem Held in glänzender Rüstung.
Ich musste lächeln wenn ich an den ersten Tag dachte, an dem ich frei war. Damals wachte ich in einem Krankenhaus auf und war noch ganz verwirrt von der ganzen Situation. Eine Krankenschwester kam sofort und erklärte mir das ich glück hatte zu leben. Anscheinend hatte ich viel zu viele Schlaftabletten intus gehabt, und sie mussten sogar meinen Magen auspumpen. Er wollte mich damals also wirklich umbringen.
Danach kam Kathe ins Zimmer und erklärte mir dass ich frei war, mein Entführer saß hinter Gitter, meine Familie hatten Begleitschutz. William hatte sich mit ihm angelegt, wegen einer Prügelei an einer Tankstelle wurde die Polizei verständigt. Als diese mich erkannten sperrten sie mein Entführer gleich ein. Lebenslänglich.
Jetzt war ich 22 Jahre alt und das ganze lag schon 4 Jahre zurück. Mein Leben hatte sich bis jetzt trotzdem nicht beruhigt, anscheinend war mein Fall sehr berühmt, und die ersten paar Wochen wurde ich nur so von Reportern belagert. Doch bis heute hatte ich noch nie eine richtige Aussage zu meiner Entführung gegeben. Vorhin stand ich fast 3 Stunden auf dieser kleinen Bühne und gab den Leuten was sie wollten. Ich hatte alles mit einem lächeln erzählt, alle Wunden waren verschwunden, nur die Narben blieben. Doch an die habe ich mich gewöhnt. Ich wollte meine Entführung nicht vergessen und verdrängen, ich wollte damit ummgehen können, und dazu zählte halt auch die Narben.
Ich schluckte die poetischen Gedanken runter und kam wieder in das jetzt. Endlich war ich bei William angekommen, er grinste mich stolz an und nahm mich erstmal in den Arm. Als ich mich von ihm löste wurde ich sofort von meiner 3 Jährigen Nathalie in beschlag genommen. Ja sie war seine Tochter, doch auch meine, ich konnte sie nicht abtreiben. Doch für mich war das Blut eh nicht wichtig. Und William wohl auch nicht, wie sich rausstellte war er selber adoptiert.
Nathalie war ein zartes kleines Mädchen, mit meinen blonden Haaren und meinen brauen Augen. Sie hatte nichts von ihrem Vater.
Als auch sie mich los ließ, zog mich meine Eltern in eine Umarmung. Drei Tage nachdem ich im Krankenhaus aufgewacht war, habe ich sie endlich wieder gesehen. Und meine zwei Brüder. Und Melissa. Meine Mutter wollte mich damals gar nicht mehr loslassen,alle haben sich so viele Sorgen gemacht.
Ich grinste nur so vor mich hin als ich endlich die Halle verließ, William und Nathalie rechts von mir, Meine Familie links. Hinter mir Kathe und Melissa, welche selbst bis heute meine betsen Freundinnen sind.
"Mama, " Nathalie zog an meiner Hand und schaute mich fragend an. "Ja?"
"Warum lächselst du die ganz zeit?" ihre kindliche Stimme brachte mich nur noch mehr zum lächeln. Ich lieb stehen und beugte mich zur ihr runter.
"Weil jetzt alles Perfekt ist..." meinte ich, doch darauf scheute sie mich noch verwirrter an als vorher,"... und weil immer wen wir lachen, irgendwo ein Problem gelöst wird"
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Entführt
Teen Fiction"Samuel Harber, so hieß er." Die Stimmen im Saal wurden leiser. Verstummten jedoch nicht ganz. "Sein Namen hatte ich erst danach erfahren. Nachdem ich wieder frei war. Ja Samuel Harber hat mich ...." Jetzt hatte ich doch die ganze Aufmerksamkeit...