Kapitel 4- Wahrscheinlich sehe ich dich nie wieder, oder etwa doch?

2K 101 53
                                    

Normalerweise hätten wir jetzt Mathe gehabt, aber da unser Lehrer heute fehlte, hatte uns der Vertretungslehrer erlaubt, unsere Hausaufgaben zu erledigen. Aber nur manche machten sie auch, denn die Meisten unterhielten sich miteinander. Natürlich hatte ich nichts zu machen, da ich alles schon gestern erledigt hatte. //Gestern...// Meine Gedanken fielen wieder auf den silberhaarigen Jungen. Seit meinem Zusammenstoß mit ihm musste ich immer, wenn ich nichts zu tun hatte, willkürlich an ihn denken. Er hatte irgendetwas an sich gehabt, was mich faszinierte. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich, als ich daran dachte, dass ich ihn wahrscheinlich nicht wieder sehen würde. Aus dem nichts traf mich etwas am Kopf und riss mich so aus meinen Gedanken. ,,Hey, was grinst du so dreckig, du Idiot.'' Vor mir blickten ein paar graue Augen in mein Gesicht. Sie gehörten niemanden anderes als einem der an unserer Schule ''angesagtesten'' Schüler: Jean-Jaques Leroy, oder kurz genannt J.J. Ich bin ehrlich, ich konnte ihn nicht ausstehen, und das, obwohl ich sonst die Anderen nie beachtete. Aber das hatte auch seine Gründe. Er war ein Idiot der nichts weiter machte außer seinen Spaß zu haben ohne auf andere Leute zu achten und er liebte es auf denen herum zu hacken, die weniger Selbstvertrauen hatten als er. Genau wie damals. Wir waren in der gleichen Grundschule in der gleichen Klasse gewesen und schon dort hatte er es geliebt gerade mich zu ärgern, aber anscheinend hatte er aus seinen Fehlern nicht gelernt und ärgerte mich auch jetzt noch von Zeit zu Zeit. Dafür war ich aber schon fast dankbar, dass es längst nicht so schlimm war wie in der Grundschule. ,,Heeeey, sag doch was. Du hast mich am Dienstag doch bestimmt vermisst, oder? Aber keine Angst, dafür hol ich das heute nach. '' Dreckig grinste er mich an. Vorgestern hatte ich gar nicht erst bemerkt gehabt, dass er nicht da gewesen war. Obwohl, in einer Pause war sein selbsternannter Fanclub in unsere Klasse gekommen und hatte nach ihm gefragt. Auf einmal bemerkte ich, wie sich etwas blaues auf meinem Tisch ausbreitete, es war Tinte. ,,Und, sauer?'' lächelte er mich höhnisch an. Von seinem Tisch aus hörte ich Gekicher, dass von den zwei Mädchen kam, die sich an J.Js Tisch gesetzt hatten. Jedoch hatte ich mit der Zeit gelernt, wie man mit solchen Leuten umging. Ich holte tief Luft und blickte ihn desinteressiert an. ,,Wenn du dann fertig bist, kannst du dich dann wieder umdrehen und dich an deine eigenen Aufgaben machen?'' Für eine Weile starrte er mich intensiv an, so als ob er prüfen wolle, ob ich blöffe oder nicht, doch dann schnalzte er mit der Zunge. ,,Wie langweilig, mir hat der Yuuri aus der Grundschule besser gefallen.'' Auf seine Worte zuckte ich zusammen, so als ob eine schlechte Erinnerung wieder hoch gekommen wäre. Zum Glückte ermahnte der Lehrer ihn in genau diesem Moment, sich wieder an seine Arbeit zu machen, sodass er davon nichts mitbekommen.

Phichit hatte mir am Vortag geschrieben, dass er nicht kommen würde, da er sich erkältet hatte, und so verbrachte ich meine Pause seit langem mal wieder alleine. Nachher müsste ich noch seine Hausaufgaben und weiteres von dem Klassensprecher seiner Klasse abholen um es ihm zu bringen. Als erstes saß ich wie üblich an meinem Platz, aber da die Temperaturen in letzter Zeit ziemlich gesunken waren, hatte sich so ziemlich die ganze Klasse entschieden im Klassenraum zu bleiben, anstatt raus zu gehen. Und weil mir das zu viel Trubel gewesen wäre, entschied ich mich, meine Pause in der Schulbibliothek zu verbringen. Unsere Klasse befand sich im ersten Stock und die Bibliothek im zweiten. Links von unserer war Phichits Klasse, die 10-B, und zur anderen Seite waren die Treppen. Nicht nur unsere Klasse war voll, auf meinem Weg in den zweiten Stock bemerkte ich, das eigentlich die Hälfte unseres Schulgebäudes sich entschieden hatte oben zu bleiben.

Anscheinend hatte sich das Wissen, das ich mir für eine Präsentation über Bibliotheken in der Mittelschule angeeignet hatte, Wurzeln geschlagen. Zwar war ich noch nicht oft in dieser Bibliothek gewesen, trotzdem konnte ich mich recht schnell orientieren und wusste, welche Bücher wo standen. Ich musste erst ein bisschen suchen, bevor ich ein Buch fand, das mich interessierte. Letztendlich entschied ich mich spontan für ein Buch über die griechische Mythologie und begab mich auf die Suche nach einem Sitzplatz, der an dem ich ungestört lesen könnte. Gerade als ich auf einen Platz ansteuerte,stellte sich um diesen Tisch eine ungewöhnlich große Menge an Mädchen. In der Mitte saß jemand, ich konnte aber nicht erkennen, wer. Kurz dachte ich es wäre J.J, aber dieser Gedanke war auch genauso schnell wieder verflogen. //Was ist in letzter Zeit eigentlich los? Ist es in Mode gekommen, seine eigene Horde an Leuten um sich herum zu haben die einem immer nachlaufen?// Also sah ich mich nach einem anderen Platz um, der auch schnell gefunden war. Schließlich war es nicht so, als ob die Bibliothek der beliebteste Ort in der Schule war. Der Tisch, an den ich mich saß, lag in einer kleinen, abgelegenen Ecke neben den Regalen über Weltgeschichte und der Fabelwelt. Hier kamen nicht wirklich viele vorbei und es war stiller als im Hauptteil des Raumes, irgendwie war diese Ecke schon jetzt so eine Art Ruheort für mich. Ich blätterte ein bisschen in dem Buch herum und lass die Textstellen, an denen sich meiner Meinung nach nicht zu viel Text befand, diese aber trotzdem noch umfangreich waren. Zum Beispiel erfuhr ich, dass Medusa ursprünglich hübsch war und nur durch einen Fluch so unausstehlich wurde, oder das nach der griechischen Mythologie der erste Herrscher der Welt Uranos hieß. So ging es weiter bis die Glocke das Ende der Pause einläutete und ich das Buch wieder an seinen Platz stellte.

Endlich war die Schule für heute beendet. J.J hatte mich für den Rest des Tages in Ruhe gelassen, wofür ich echt dankbar war. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und ging in die Klasse nebenan. Auch hier waren nur noch ein paar Schüler da und dementsprechend zurückhaltend betrat ich den Raum. ,,Ähm, Entschuldigung. Ich bin hier um die Hausaufgaben für Phichit abzuholen.'' Sprach ich, nicht sicher an wen ich mich wenden sollte, in den Raum hinein, bis ich bemerkte wie jemand im hinteren Teil das Raumes anfing im Lehrerpult herumzukramen. Er hatte schwarzes Haar und hatte einen eher breiten Rücken, der ihn gleichzeitig muskulös und riesig aussehen ließ. Mit ein paar Blättern in der Hand kam er auf mich zu und reichte sie mir. ,,Hier, das sind die Biohausaufgaben. Sag ihm bitte, dass sie bis zu nächster Woche Montag fertig sein müssen und das ich ihm gute Besserung wünsche.'' Ich nickte nur. So wie er jetzt vor mir stand, erkannte ich, dass er eigentlich kleiner war als ich dachte. Sogar kleiner als ich. Ich packte die Blätter in meinen Rucksack und ging. Bevor mein Weg mich nachhause führte, brachte ich Phichit die Blätter und richtete ihm aus was mir gesagt wurde.

,,Ich bin wieder Zuhause.'' kündigte ich an als ich die Tür betrat. ,,Oh, willkommen zurück Yuuri. Ich hoffe alles lief gut in der Schule.'' Anstatt meiner Eltern, begrüßte mich ein farbenfrohes Bündel Energie. Es war unsere Aushilfe, Minami. Er war ein lebensfroher Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich. Seine Haare waren rot und gelb gefärbt und jedes Mal, wenn er hier war, brachte er Stimmung ins Yutopia. Meine Eltern waren ihm echt dankbar, genauso wie ich. ,,Ah, hallo Minami. Wie geht es dir so?'' Seine Augen füllten sich mit Bewunderung. ,,Das Sie mich fragen wie es mir geht, rührt mich zutiefst. Okay jetzt bin ich wieder auf Hochtouren. Nun den Yuuri, ich mache mich mal wieder an die Arbeit.''. Ohne eine wirkliche Antwort zu erhalten, war er auch schon wieder weg und arbeitete weiter. Oben in unserem Wohnbereich legte ich meine Sachen ab, dann klopfte meine Mutter an. ,,Hallo Mama, ich bin wieder da.'' ,, Willkommen zurück Schatz. Ich will dich nicht stören, aber vorhin kam ein netter und wirklich bildhübscher junger Mann her und gab mir das.'' Sie reichte mir eine kleine Hülle in der sich mein Schülerausweis befand. //Warte, meinte sie gerade ''bildhübscher junger Mann?''//  Sofort schoss mir wieder der Junge von gestern in den Kopf. Ich muss meinen Ausweis wohl verloren haben, als ich mit ihm zusammen gestoßen bin. //Warte, heißt das, er war hier bei mir zu Hause?!//  Wieder schoss eine leichte, unerklärliche Wärme in meine Wangen. ,,Aber Yuuri, sag mal. Warum hast du denn nicht gesagt, dass es so hübsche Jungs an deiner Schule gibt? Und das du dann noch mit einem von ihnen befreundet bist.'' ,,Was ähh, also... Mama ich bin doch gar nicht mit ihm befreundet. Es war nur so das gestern, da... Hm, warte mal, was meinst du eigentlich mit an meiner Schule?'' ,,Was ich damit meine? Naja, er hatte die gleiche Schuluniform an wie du. Aber ich dachte, das wüsstest du. Er hatte sich doch immerhin die Mühe gemacht hierher zukommen, um ihn dir zurückzubringen.'' Wenn auch nur für einen kurzen Moment, verschwand das komische Gefühl von heute morgen. Wenn auch nur kurz, freute ich mich, dass ich ihn vielleicht bald schon wieder sehen könnte. Vielleicht sogar schon morgen.

--------------------------------------------

A/N: J.J. musste jetzt unbedingt diese Rolle bekommen. Denn wer kann das leicht (oder auch große) narzisstische Arschloch spielen, wenn nicht unser lieber J.J. (auch wenn ich den eigentlichen Animecharakter mag xD)

Jup und ab dem nächsten Chapter nimmt Yuuris Drama seinen lauf. Ich werde mich schonmal im vorraus dafür entschuldigen, dafür, das ich ihn durch all die kommenden Sachen gehen lasse. (jedenfalls hoffe ich das es so wird wie ich es mir erhoffe).

Und bevor ich es vergesse, irgendwie sorry das ich jetzt fasst ne ganze Woche für das nächste Chapter gebraucht habe. Dafür streng ich mich ab jetzt noch mehr an. Na denn, bis zum nächsten Kapi, Eure FujoshiTrash❤

Yūri! in SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt