Weder Schuhe noch Socken tragend, stand ich in einem Haufen von buntem Laub der langsam von weißem Schnee bedeckt wurde. Er häufte und häufte und häufte sich immer mehr, bis ich irgendwann knöcheltief drinnen stand, meine beiden Füße sich praktisch wie angefroren anfühlten und sich die Kälte sich immer weiter an meinem Körper hoch kroch. Vor mir erstreckte sich eine rein weiße Landschaft ohne jegliche Makel oder auch nur eine Unebenheit. Mir war kalt. Doch dann ich spürte eine Veränderung. In dem makellosen Schnee tauchten Fußstapfen auf, doch nicht meine, denn ich hatte mich nicht bewegt.
Irgendwo hinter der Landschaft fing die Sonne an aufzugehen, ließ den Schnee wegschmelzen und mich wieder wärmer werden. Etwas berührte mich und auch mein Körper taute wieder auf, meine Zehen gruben sich in die warme Erde. Ich spürte einen warmen Atem, der von von meinem Hals hin zu meinem Kiefer, höher über die Wangen und von dort zu mein Ohr entlang fuhr.
Dieser Atem trug Worte. Worte, die ich nicht verstand, doch trotz dessem mein Herz in Wärme und das ganze Bild vor mir in gleißendes Licht hüllten.Ich musste ein paar mal blinzeln, bevor ich meine Augen ganz öffnen konnte und sie sich ans Licht gewöhnt hatten. Es dauerte auch nicht lange, bis ich vor mir eine Silhouette erkannte.
,,Hmh, Yuuri?'' Noch etwas verschlafen rieb ich mir die Augen und blickte mich um. Anscheinend war ich in der Schulbibliothek eingeschlafen. Ich erinnerte mich an meinen Traum und auch daran, dass ich eine Stimme gehört hatte. Yuuris Stimme. Doch als ich ihn fragte, meinte er, dass er nichts gesagt hätte und setzte sich gegenüber von mir hin. Aber ich konnte nicht aufhören nachzudenken, denn ich war mir sicher, dass ich ihn gehört hatte. Dabei konnte ich mich noch nicht einmal dran erinnern, was er gesagt hatte. Egal wie sehr ich darüber nachdachte, es wollte und wollte mir einfach nicht einfallen und wahrscheinlich hätte ich noch für eine Weile so weiter in meinen Erinnerungen herumgekramt, wenn Yuuri nicht wie aus dem Himmel angefangen hätte zu lachen. Ich sah ihn an und fragte, was los war. Seine runden Wangen waren in ein zartes rosa getaucht.
,,Dein Gesicht hat mich gerade nur an dieses eine Bild erinnert, dass du mir letztens gezeigt hast.'' Mit "diesem einem Bild" meinte er wahrscheinlich das, von einem ziemlich faltigem Hund, dass ich ihm gezeigt hatte. Erst schmollte ich und zog ihn dann ein bisschen auf. Das leichte rosa auf seinen Wangen wurde zu einem dunklen Rosé und ließ mich schmunzeln. Immer wenn ich Yuuri so verlegen sah, wurde mir war ums Herz.
,,Ach ja, Yuuri, bevor ich es vergesse, hast du diesen Samstag Zeit?'' Emil hatte mich in eine Gruppe eingeladen, die am Wochenende in einen Freizeitpark gehen wollte.
Anfangs war ich daran nicht sonderlich interessiert gewesen, aber als er meinte, dass ich ruhig auch noch andere Leute einladen könnte, musste ich sofort an Yuuri denken. Natürlich wusste ich, dass er nicht gerade die Art von Person war, die gerne etwas in einer großen Gruppe unternimmt, doch ich könnte mich in einem gelegenen Moment einfach mit ihm von der Gruppe trennen damit nur wir zwei etwas zusammen unternehmen könnten. Ich legte noch einmal einen taktischen Hundeblick hinter meine Bitte hinterher um Yuuri zu überzeugen, mir zuzusagen. Und siehe da, genau das tat er schließlich auch.Am nächsten Tag lief ich zum ersten Mal seit langen alleine Nachhause. Yuuri hatte sich anscheinend mit einem anderen Freund verabredet. Normalerweise würde ich in so einer Situation ein bisschen schmollen, da ich aber am Tag davor mit ihm zum Bubbletea gegangen war, kam es mir nur halb so schlimm vor. So war ich meinem Plan, ihm jeden Tag etwas näher zu kommen schon näher gekommen.
Und so waren wir jetzt am Mittwoch angelangt. In den letzten zwei Schulstunden, um genauer zu sein. Am Tag davor hatten wir erfahren, dass wir heute in den letzten beiden Stunden Sport hätten, und zwar mit zwei anderen Klassen aus verschiedenen Klassenstufen.
Sobald wir uns umgezogen hatten spielten ich und ein paar andere Leute aus meiner Klasse Basketball und es dauerte auch nicht lange, bis eine Gruppe von Leuten um uns herum stand und uns anfeuerte. Bis der Unterricht dann losging und jeder sich auf seine Seite begab. Während der Kreis sich auflöste, meinte ich, eine mir vertraute Person zu sehen. Unsere Blicke streiften sich und tatsächlich! Es war Yuuri.Wie sich heraus gestellt hatte, hatten wir gemischt Unterricht, da die Lehrer wollten, dass die Klassenstufen sich näher kommen. Natürlich hatte ich mich total gefreut, weil ich mit Yuuri zusammen spielen konnte und ich hatte auch vor ihn als erstes in mein Team zu wählen. Wäre da nicht dieser Jean-Jacques aus seiner Klasse gewesen, der mir zuvor kam.
Am Anfang wusste ich nicht was er damit bezwecken wollte, aber mittlerweile war es mir klar. Ich hatte ihn die ganze Zeit lang nicht abwerfen können, da er Yuuri als Schutzschild missbrauchte. Doch als auf beiden Seiten nur noch zwei Personen standen, wies mir gerade dieser zu werfen. Ich hesitierte zuerst, doch er hatte diesen Blick in den Auge, der mich darauf hinwies, ihm zu vertrauen. Also holte ich so gut wie möglich aus und warf.Am Ende waren wir Beide zurück geblieben, um die Sportgeräte wieder zurück zu stellen. Dann passierte es. Yuuri war dabei, den letzten Turnkasten abzustellen. Gerade noch hatte ich mit ihm über seine Idee beim Völkerball geredet, da fiel es mir wieder ein.
Der Traum von vorgestern.
Yuuris Stimme.
Diese warmen Worte.
//Viktor, ich liebe dich.//
Erst ganze zwei Tage, nachdem ich diesen Traum gehabt hatte, konnte ich mich wieder erinnern. Und ich war mir sicher, so sicher, dass ich mich nicht verhört hatte.
,,Yuuri." Ich trat näher an ihn heran. Die Tür fiel zu, aber das kümmerte mich nicht. Ich musste es bestätigen. Für mich. Und so fiel ich meinem Gegenüber ins Wort.
,,Sag mal, Yuuri, liebst du mich?" Die Stimmung um ihn herum veränderte sich schlagartig. Er wendete sein Gesicht von mir ab, sagte, dass ich nichts leicht missverständliches sagen sollte und versuchte offensichtlich vom Thema abzulenken.
Ich wollte ihn nicht verschrecken, aber gleichzeitig auch meine Bestätigung kriegen. Es sei denn, konnte es sein, dass ich mich verhört hatte? Es doch nur im Traum gehört hatte? Letztendlich wurde keine meiner beiden Fragen beantwortet. Yuuri ging und ich blieb alleine in dieser schummrigen Kammer zurück.
Jetzt, wo ich so darüber nachdachte, war ich mir nie darüber im klaren gewesen. Nie hatte ich mich gefragt, was er für mich war. Es hatte mir gereicht bei ihm zu sein und mit ihm Spaß zu haben, doch dabei dieses Gefühl nie wirklich in Worte gefasst. Doch ja, wenn ich meine Empfindungen ihm gegenüber mit einem Wort betiteln müsste, dann wäre es "Liebe". Ich hatte Yuuri von Anfang an geliebt.
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Yūri! in School
FanfictionYūri ist ein ganz normaler Schüler der internationalen xSchule und lebt Tag für Tag ein und aus. Als aber eines Tages der neue und schon äußerst beliebte Schüler Viktor Nikiforov in seine Schule kommt, erwachen in Yuuri für ihn anfangs noch unbekann...