Kapitel 13- Mein Alltag mit dir

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Der 22. November war ein kalter Herbsttag. Diese Art von Tag, an dem man sich am Liebsten in eine Decke kuschelt und mit seiner Familie Fernsehen schaut. Trotzdem war ich dazu verpflichtet einen Fuß in die Kälte zu setzten und meinen zehn Minuten Marsch zur Schule anzutreten. Trotz der Kälte fing der Tag für mich ganz gewöhnlich an. Aufwachen, gucken ob Viktor mir geschrieben hatte (denn er wünschte mir meistens einen guten Morgen per SMS), anziehen, Zähne putzen, Frühstück essen, und zur Schule gehen. Aus dem Keller hatten wir mittlerweile meine Wintersachen rausgesucht. Das Meiste bestand aber aus von Motten zerfledderten Pullovern und Schals, was dazu beigetragen hatte, dass mehr als die Hälfte im Müll gelandet war. Übrig geblieben war mir als Auswahl nur ein hässlich Kaki-grüner Rollkragenpullover, ein blau karierter Pullover, der kratze als ob jemand Juckpulver rein geschüttet hätte, und ein gelb-weiß gestreifter Pullover der unten am Rand mit lauter kleinen, so gut wie nicht sichtbaren, Löchern versetzt war vom letzten Jahr. Notgedrungen hatte ich mich in den Kaki-grünen hinein gezwängt, mir einen beliebigen Schal umgebunden, denn hier war das vorhanden sein oder nicht vorhanden sein von Löchern nicht wirklich auffällig, und schlüpfte in einen alten Mantel meines Vaters hinein, der mir, mehr oder weniger, stand.

Auf meinem Weg stapfte ich durch hunderte und unzähligen von bunten Herbstblättern der Farbe grün, rot, braun, gelb... Hin und wieder geriet auch eine Kastanie unter meinen Schuh und zwischendurch wäre ich fast auf einer ausgerutscht, da ich meine Augen eher auf die fallenden Blätter als auf den Boden gerichtet hatte.

In der Schule angekommen, zog ich am Eingang zuerst meine Schuhe aus, stellte sie nebeneinander sie in mein Fach, zog meine Schulschuhe an und machte mich auf den Weg zur Treppe, um in meine Klasse zu kommen. Gerade als ich mich zur Treppe wandte, knallte eine Hand mit einem lauten "WRUMS" auf dem Schuhfach neben meinem und blockierte mir den Weg. Mein Blick folgte den Fingern hinauf zur Hand, über den Arm zu den Schultern, nur um in das spöttische Gesicht meines Sitznachbars und von mir nicht gerade gemochten Klassenkameraden namens J.J zu blicken, der wie immer mit einer enormen Überzeugung von sich selbst auf mich herunter blickte. ,,Was für ein Zu~fall das wir uns hier treffen, Schweinchen." Sagte er höhnisch. Flink versuchte ich von der anderen Seite aus um ihn herum zu gehen aber mit seiner anderen Hand packte er mich an der Schulter und drückte mich zurück an die Fächer. ,,Nicht so eilig, jetzt warte doch mal. Lass uns uns doch ein bisschen unterhalten." Etwas bedrängt gefühlt sagte ich: ,,Warum sollte ich mich mit dir unterhalten?" ,,Hey, jetzt werd nicht so frech, Nichtsnutz, ich-" Mit einem unerwarteten Ruck wurde ich nach hinten gezogen. ,,Gibt es irgendein Problem, Yūri?" Ich drehte meinen Kopf nach hinten und staunte nicht schlecht, als Viktor hinter mir stand. ,,Ts, der Schulschwarm.", murmelte J.J mehr zu sich selbst als zu uns. ,,Na dann Yuuri, bis na~chhe~r." Und schon verschwand er auf den Treppen, während er in einem Schwarm von Schülern versank. ,,Yuuri, alles in Ordnung, wer war der Typ? Ich habe gesehen, wie du um ihn rum gehen wolltest aber er dich nicht gelassen hat. Hat er dir was getan?" ,,Nein nein alles in Ordnung, mir geht es gut. Das war nur ein, ähm... Klassenkamerad." Versuchte ich Viktor zu beruhigen, was auch klappte. Er stutzte zwar kurz und guckte mich prüfend an, hellte dann aber schnell auf. ,,Wenn du meinst. Achso ja, ich wollte dir noch etwas Wichtiges sagen. Treffen wir uns in der ersten Pause am üblichen Platz?" Seine Augen funkelten. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Wangen, wahrscheinlich von der Kälte, leicht gerötet waren und seine Haare vom Wind ein bisschen durcheinander gebracht worden waren. Ich antwortete ihm knapp: ,,Klar." ,,Gut, dann bis gleich." Er drehte sich um und bog hinter den Fächern ab. Einen Moment sah ich ihm noch hinterher, bis ich mich wieder daran machte, in meine Klasse zu gelangen.

In der ersten Pause machte ich mich wie immer und wie vorher versprochen auf den Weg zur Bibliothek. Als ich an unserem Treffpunkt ankam, saß Viktor schon da; ein Buch auf dem Tisch, einer Lesebrille auf der Nase und seine Haare locker nach hinten gebunden. Es war ziemlich selten ihn mit einer Brille zu sehen und wahrscheinlich war ich auch der Einzige, der diesen Anblick öfters zu sehen bekam. Von der Seite gleißte das Herbstlicht auf ihn und hüllte ihn in ein warmes Orange, das seine silbernen Haare und Augen schimmern ließ. ,, Yuuri, ist etwas?" Ich wandte schnell meinen Blick ab um nicht komisch rüber zu kommen und setzte mich. Um davon abzulenken fragte  ich: ,,Also, über was wolltest du mit mir sprechen." Viktor schloss sein Buch und legte seine Lesebrille ab. ,,Sag mal, Yūri, weißt du was nächste Woche ist?" ,,Nächste Woche? Soll da was sein?" ,,Komm schon, du kannst mir unmöglich sagen, dass du nicht weißt was für ein Tag in sieben Tagen ist." //In sieben Tagen?// Heute war der 22. November und 22 + 7, denn soweit reichten meine Mathekentnisse noch, war 29, also der 29. Novemb-. ,,Kann es sein, meinst du meinen Geburtstag?!" Viktor machte einen Gesichtsausdruck, als ob ich gerade den Jackpot bei einer Quizsendung geknackt hätte. ,,Mensch du bist manchmal echt langsam. Deinen eigenen Geburtstag zu vergessen, echt." ,,Aber woher weißt du überhaupt wann ich Geburtstag habe? Ich denke nicht, dass ich dir irgendwann mal davon erzählt habe?" Fragte ich und erhielt von meinem Gegenüber nur ein ,,Dein Schülerausweis." als Antwort. ,,Auf jedenfall hast du an diesem Tag nichts vor, oder?" Ich nickte. ,,Nun ja, am Morgen werde ich wahrscheinlich mit meiner Familie Kuchen essen und Geschenke auspacken. Aber für danach habe ich eigentlich noch nichts geplant." Wieder griff Viktor nach meinen Händen und schüttelte sie wild. Mit der Zeit hatte ich bemerkt, dass er das meistens tat, wenn er sich über etwas freute. ,,Gut, dann halte dir den Tag frei. Ich habe eine Überraschung für dich."

Nach der Schule legte ich schnell meine Sachen zuhause ab, schnappte mir meine Eiskunstlaufschuhe und flitzte zum Training. Nachdem meine Sachen im Schließfach gesichert waren, begab ich mich zum Ring. Nach einigem umblicken bemerkte ich, dass Georgi, Leo und Guang-Hong heute nicht da waren. Dafür aber zwei andere Mitglieder, mit denen ich mich ungefähr gleich gut verstand. ,,Hey Katsudon, komm her." Der Kleinere von beiden rief mich zu ihnen hinüber. Er hieß Yuri Plisetsky, aber die Meisten hier nannten ihn Yurio, damit sie mit unseren Namen nicht durcheinander gerieten. Yurio war eher klein und schmal gebaut. Seine Kurzen blonden Haare fielen ihm halb ins Gesicht und unterstrichen seine Augen, die übrigens fast genau die gleiche Farbe hatten wie Viktors. Meistens war er ziemlich frech und kein bisschen auf den Mund gefallen, aber im Großen und Ganzen war er ziemlich nett. Der im Vergleich zu ihm große Junge daneben hieß Otabek Altin. Er war praktisch das genaue Gegenteil von Yurio. Groß und robust gebaut. Ein kantiges Gesicht, kurze, schwarze Haare und ziemlich höflich. Ich denke, gerade weil er so anders war als Yurio passten sie gut zusammen, denn er war auch derjenige, der ihn in Schach hielt. Und ich denke auch, dass das der Grund war warum sie, anders als Leo und Guang-Hong, sich getraut hatten den entscheidenden Schritt zu machen. ,,Du bist heute ziemlich spät dran. Bist du auf dem Weg hingefallen, oder was?" Sofort kläffte mich Yurio auf seine eigene, freundliche Art an. ,,Hey Yuri, jetzt sei doch nicht so." Meinte Otabek zu ihm und strubbelte ihm den Kopf. ,,Haha, ihr beiden versteht euch so gut wie immer." Yurio errötete ein bisschen und warf Otabek einen von ihm unerwartet weichen Blick zu den dieser erwiderte. Für einen Augenblick dachte ich: //Wie schön.// Für einen Augenblick dachte ich: //Irgendwie bin ich neidisch.// Für einen kurzen Augenblick, so kurz, dass ich es selbst gar nicht bemerkte, dachte ich an Viktor.

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A/N: * Konfetti werf* Halli hallo, hier wieder eure FujoshiTrash am Start. Eins vorweg, ich habe KEINERLEI Ahnung wie warm/ kalt es wirklich ist in den japanischen Herbsten, aber meine FF also auch meine Wettervorstellungen xD. Hach ja, endlich hatten Otabek und Yurio ihren Auftritt, wie schön. Ich hatte irgendwie Angst, dass ich den richtigen Augenblick versemmel, aber als ich noch Luft zum schreiben hatte und nicht wusste was sonst schien mir das jetzt perfekt so, oder? Bis dannl, Eure FujoshiTrash🗑💕

Yūri! in SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt