Kapitel 17.5- Die Warheit über uns

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,,Gut, das wars dann für heute, Herr Nikiforov. Es freut mich ihnen ausrichten zu können, dass es ihrem Körper gut getan hat,hierher zu ziehen. Sie können sich vorne an der Rezeption dann ihren nächsten Termin abholen.'' Ich bedankte mich beim Arzt, schloss die Tür hinter mir und holte mir anschließend meinen neuen Termin und meine Schulbescheinigung an der Rezeption ab. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich mittlerweile schon vier Schulstunden verpasst hatte. Anders gesagt, hieß das, dass gleich die zweite große Pause anfangen würde. Und das war wiederum meine einzige Gelegenheit Yuuri noch vor Schulschluss zu sehen. Dementsprechend in Eile machte ich mich also von der Arztpraxis auf in die Schule. Zum Glück lag diese von meinem jetzigen Standort aus nicht allzu weit weg entfernt, was bedeutete, dass ich gerade so während den letzten zehn Pausenminuten ankommen würde.

Wie es aussah, würde ich Yuuri doch erst nach Schulschluss sehen. Tja, das nannte man dann wohl Pech. Ich hatte nicht nur als erstes meinen Bus verpasst, sondern war der nächste, den ich nahm, auch noch in einer Art Stau stecken geblieben. Das führte schließlich dazu, dass ich erst zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn wieder in der Schule ankam. //Dabei hatte ich Yuuri extra Bescheid gesagt, dass ich zur zweiten Pause wieder da sein würde.// Ein bisschen enttäuscht davon, Yuuri nicht sehen zu können, entschloss ich mich dann spontan, während der letzten zwei Minuten meine Blase zu leeren und begab mich auf die nächst gelegene Toilette. ,,NEIN!'' Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Jungsklo, was an sich nicht wirklich seltsam war, aber für einen Moment hatte ich das Gefühl gehabt, dass es Yuuris war. Noch bevor ich auch noch einen anderen Gedankenfassen konnte, kam jemand um die Ecke gedüst und rempelte mich an. Und ohne stehen zu bleiben, oder sich zu entschuldigen rannte sie einfach an mir vorbei. Und genau an dieser Stelle sah ich es, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Derjenige, der mich angerempelt hatte, war in der Tat wirklich Yuuri. Doch etwas stimmte nicht, denn auch wenn ich ihn nur für einen kurzen Moment ins Gesicht sehen konnte, kam es mir so vor, als hätte ich Tränen in seinem Gesicht gesehen, als hätte er den gleichen Gesichtsausdruck gehabt wie damals, als ich ihn zum ersten Mal traf. Während er den Gang runter rannte, stand ich für ein paar Sekunden geschockt da und wusste nicht, wohin mit mir. Eine Seite in mir schrie danach zu erfahren, warum er gerade so davon gerannt war, was genau passiert war und als Antwort auf meine Fragen bewegte sich mein Körper, fasst wie automatisch, in die Richtung, aus der Yuuri zuvor gekommen war. Und was, oder besser gesagt, wen ich da sah, überraschte mich nicht allzu sehr. Da stand die Person, die ich schon öfters um Yuuri herum gesehen hatte und jedes mal, wenn er a war, sah Yuuri nicht gerade erfreut darüber aus. Ich trat ein Paar Schritte in den Raum und lehnte die Tür hinter mir an. ,,J.J., nehme ich mal an?'' Nun drehte er sich zu mir um und ich blickte ihn von unten bis oben ab. Er hatte einen schwarzen Undercut und war ungefähr gleich gebaut wie ich. Der Einzige Unterschied war, dass er ein bis zwei Zentimeter kleiner war als ich und zudem auch etwas robuster gebaut. Aber die Sache, die mich an ihm am Meisten nervte, war sein gehässiges Lächeln und die Art, wie der er mich anschaute. ,,Hmm, wenn das mal nicht unser neuer Schulschwarm ist, wie passend. Wenn du nach deiner kleinen Prinzessin suchst, die ist gerade abgehauen. Na, was ist, willst du ihm nicht folgen?'' Mein Verdacht bestätigte sich. Also war es wirklich J.J.s Schuld gewesen, dass Yuuri gerade so aufgelöst ausgesehen hatte. Ich tat noch einen Schritt näher an ihn ran und er tat das Gleiche. Zwischen unseren Gesichtern lagen vielleicht gerade mal ein paar Zentimeter. ,,Glaub mir, dass werde ich gleich noch machen.'' Gab ich ihm eiskalt zurück. Selbst wenn wir beide die Einzigen in diesem Raum waren, konnte ich die Spannung zwischen uns spüren und ich glaube, dass sich keiner getraut hätte, sich uns jetzt in dieser Situation in den Weg zu stellen. Und ich persönlich konnte es auch nicht gerade empfehlen, denn obwohl ich versuchte ihm meinen kältesten Gesichtsausdruck zu geben, kochte ich innerlich. ,,Und wenn man fragen dürfte, was hast du mit Yuuri angestellt?'' Fragte ich ihn, versucht möglichst ruhig zu klingen, doch er zuckte nur mit den Schultern. ,,Tja, wer weiß. Ich habe nur versucht, ihm ein kleines Geschenk zu machen, aber anscheinend hat er es nicht zu würdigen gewusst.'' Mit einem offensichtlich gespieltem unschuldigen Grinsen im Gesicht deutete er mit dem Kopf auf eines der Pissoirs und entdeckte darin schwimmend den Schal, den ich Yuuri geschenkt hatte. Jetzt wurde mir auch klar, was Yuuri so aufgeregt hatte. ,,Ah, stimmt ja, jetzt, wo ich so drüber nachdenke, war es nicht so, dass du ihm den Schal geschenkt hattest? Wer weiß, vielleicht wollte er einfach, dass du ihm den Stofffetzen um dekorierst und nicht ich.'' Seine fiese Lache brach mit einen Schlag aus ihm raus und ich hatte das Gefühl, als würde sie im ganzen Raum rum hüpfen, wie ein Flummi, den man nicht zu fassen kriegt. Aber genau an diesem Punkt brach der Faden bei mir ab. Wegen diesem Kerl litt Yuuri so sehr, dass es mir das Herz zerbrach und er hatte währenddessen nichts besseres zu tun, als darüber zu lachen. Also tat ich noch einen Schritt, und zwar einen etwas größeren, auf ihn zu, so, dass er sein Lachen abrupt stoppte und sich so fast an seiner Spucke verschluckte, er hastig einen Schritt rückwärts machte und fast stolperte. ,,Hör mal,'', ich versuchte einigermaßen auf ihn hinunterzublicken, was, angesichts der Tatsache, dass wir fast gleichgroß waren, nicht einfach war. ,,normalerweise mag ich es echt nicht, auf solche Mittel zuzugreifen, aber wenn du Yuuri noch mehr belästigst, dann werde ich dich nicht mehr so leicht damit davonkommen lassen.'' Die Anstrengung, die er brauchte, um mir trotz seiner ungünstigen Position ebenbürtig in die Augen zu sehen, konnte ich deutlich sehen. ,,Na das ist doch mal was interessantes. Der softe Schulprinz droht mir. Was willst du tun, mich etwa schlagen, oder was?'' Trotz seines großen Mundwerks konnte ich sehen, dass er leicht nervös wurde. ,,Nun, da hast du recht. Mit den Fäusten zu kämpfen ist nicht so mein Ding, aber...'' Nun kam ich ihm mit meinem Gesicht ein bisschen näher. ,,Ich habe gehört, dass dir dein Image immens wichtig ist.'' ,,Ja und?'' Diesmal hörte man ganz klar die Aufregung in seiner Stimme. Ich beugte mich so, dass ich ihm praktisch ins Ohr flüstern konnte. ,,Ich mein ja nur. Zwar mag ich diese Vorgehensweisen nicht sehr, aber was wäre wohl, wenn ich Christina erzählen würde, dass du dich gerade nicht so toll benimmst.'' In diesem Moment stockte ihm der Atem und ich trat wieder ein paar Schritte von ihm weg. ,,D-Das wagst du nicht.'' Brachte er stotternd heraus und genau in diesem Moment drehte ich mich von ihm weg und ließ ihn mit einem einzigen Satz alleine. ,,Falls du es probieren solltest, findest du es schon heraus.''

Yūri! in SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt