1 Woche später:
Rosies Sicht:
Es war 9 Uhr morgens und ich lag noch in meinem kuscheligen Bett. Gott sei dank waren gerade Ferien... Ja, ich ging noch zur Schule, in die 12.Klasse eines Gymnasiums. Diesen Sommer würde ich Abiturprüfungen haben. Meine Eltern reisten viel beruflich und hatten mir deshalb dieses Haus gekauft. Das war ziemlich cool und in meiner derzeitigen Situation äußerst nützlich...
Eine Woche war vergangen seit dem Vorfall mit Nick. Ich hatte immer noch blaue Flecken aber die starken Schmerzen waren endlich weg.
Ich hatte fast die ganze Woche im Bett verbracht und heute wollte ich unbedingt mal wieder das Haus verlassen...
Ich habe Loki gezeigt, wie man Tee macht, was ich inzwischen bereue. Ich muss fast stündlich pinkeln, weil er jetzt gar nicht mehr damit aufhört, mir Tee zu bringen.
Naja ihm ist bestimmt total langweilig. Er weiß ja gar nicht was er hier alles machen könnte.
Es war an der Zeit, das zu ändern.
Ich überwand mich, meine geliebte Decke zurückzuschlagen und stand langsam auf. Ich streckte mich erstmal ausgiebig und gähnte herzhaft. Dann schloss ich meine Balkontür auf um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Ich tapste nach draußen, lehnte mich auf das Geländer und schaute auf den naheliegenden Wald. Von den Wiesen und Feldern stieg Nebel auf und die blasse Morgensonne war verschleiert. Der Laubwald war noch kahl, nur vereinzelte Bäume hatten schon angefangen, ihre Knospen zu öffnen und sich mit dem zarten Grün zu schmücken, das ich so liebte.
Gedankenverloren folgte ich einem kleinen Spatz mit den Augen, der direkt an mir vorbeiflog.
Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme links von mir und ich musste mich nicht erst umdrehen, um zu wissen wer das war. ,,Wunderschön, nicht war?" sagte Loki leise, der sich von mir unbemerkt, ebenfalls auf den Balkon seines Zimmers geschlichen haben musste, während ich von diesem jungen Morgen gefesselt war.
Ich nickte nur, ohne ihn anzusehen. Meine Haare wehten mir ins Gesicht und mit einer kurzen Handbewegung, veruchte ich sie zu bändigen, was mir nicht so ganz gelang.
,,Heißer Schlafanzug" kam es auf einmal vom Balkon neben mir und ich konnte sein amüsiertes Grinsen förmlich auf mir Spüren.
Ich sah an mir runter...
Oh shit, ich hatte einen total kitschigen, altrosafarbenen Einteiler an, den mir meine Oma genäht hatte.
,,Wenigstens hab ich überhaupt einen" erwiederte ich mit einem siegessicheren Lächeln und einem musternden Blick nach links.
Loki trug nur eine Hose...
Das schien ihn aber nicht wirklich zu stören und mit einem schelmischen Grinsen ging er wieder zurück in sein Zimmer.Verzweifelt versuchte ich, meine Gesichtsfarbe zu regulieren...
Man hatte der ein Sixpack... hatte dieser Typ überhaupt irgendwelche Fehler?!
Die Antwort wusste ich selber.Ich atmete noch einmal tief durch, dann wandte ich mich ab und ging zurück in mein Zimmer um mir etwas weniger peinliches anzuziehen.
Meine Füße hatten sich in Eiszapfen verwandelt, die grauen Fliesen auf dem Balkon waren wohl tiefgefroren, wenn Steine überhaupt gefrieren konnten....Ich schlüpfte schnell in eine schwarze Jeans und eine hellblau gestreifte Bluse, die mir mein Vater mal aus London mitgebracht hatte. Ich hatte einen kleinen England-Tick, seit wir mal eine Woche mit der Schule in London verbracht hatten, weshalb das meine absolute Lieblingsbluse war. Ich legte noch meine Uhr an, ansonsten blieb ich wie ich war. Ich hielt nicht viel von make-up und war selbstbewusst genug, um mich so zu zeigen, wie ich wirklich war. Meine kurzen, gewellten Haare lies ich offen und begab mich in die Küche, um ein Frühstück vorzubereiten.
Lokis Sicht
Mit einem breiten Grinsen ging ich in mein Zimmer zurück.
Mir war es nicht bewusst gewesen, dass Menschen so rot werden konnten. Gott sei dank hatte ich mich da besser im Griff als Rosie, denn um ehrlich zu sein hatte sie in dem Schlafanzug ziemlich süß ausgesehen...
Als mir bewusst wurde, was ich da dachte, schüttelte ich schnell meinen Kopf als könnte ich so diesen Gedanken abschütteln.
Ich zog mir etwas an, dann ging ich runter zum Frühstück.Als ich ins Esszimmer kam, war dort niemand. Verwirrt schaute ich mich um und lief in die Küche um dort nachzusehen, als ich auf einmal Rosie rufen hörte:,, Ich hab hier draußen gedeckt. Komm auch raus aber zieh dir lieber ne Jacke an!"
Ohne auf ihren letzten Ratschlag zu hören trat ich auf die Terasse und setzte mich an den weißen, antik aussehenden Holztisch, den eine geblümte Tischdecke schmückte.
,,Warum essen wir heute draußen?" fragte ich während ich mir einen Apfel aus der Schale nahm.
,,Naja ich kann den Frühling eben einfach nicht abwarten, schätze ich. Außerdem sieht heute morgen alles irgendwie so schön aus."'Genau wie du' flüsterte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Verwirrt schüttelte ich ihn heute zum zweiten Mal und versuchte mich auf meinen Apfel zu konzentrieren.
,,Alles in Ordnung?" fragte Rosie, die bemerkt zu haben schien, dass mich irgendetwas oder besser gesagt irgendjemand aus dem Konzept gebracht hatte.
Um meine Unsicherheit zu überspielen, setzte ich schnell zu einer Antwort an. Keine gute Idee. Ich hätte mir vielleicht erst kurz Gedanken machen sollen, was ich überhaupt sagen wollte...
,,Jaja alles in Ordnung. Ich äh musste-nein- wollte nur kurz ähm... diese Sache...."
Weiter kam ich nicht, denn Gott sei Dank rettete sie mich aus dieser peinlichen Situation.
,,Noch nich so ganz ausgeschlafen, was?" neckte sie aber im Moment war ich für jede Ausrede dankbar.
,,Ja genau, das muss es sein." antwortete ich mit einem Lächeln, aber es war nicht echt.
Ich könnte mich innerlich ohrfeigen. Ich hasste es mich nicht unter Kontrolle zu haben.,,Sag mal willst du dir nicht ne Jacke anziehen? Es ist doch noch so kalt und du trägst nur ein t-shirt."
bemerkte sie mit einem kritischen Blick auf meine Arme. ,,Ist dir denn gar nicht kalt?"Sie hatte meinen wunden Punkt getroffen. Mit einem Giftpfeil und zwar genau ins Schwarze. ,,Nein ich bin ähm sozusagen von Geburt an an Kälte gewöhnt worden." erwiederte ich und versuchte krampfhaft meine Erinnerungen zu unterdrücken und gleichgültig zu wirken. Das war zugegeben wirklich nicht leicht. Ich konnte Odins Gesicht vor meinem inneren Auge sehen, wie er diese Worte aussprach... Immer wieder. Ich steigerte mich in die Sache hinein, was ich vergeblich zu verhindern suchte. Die Worte wurden lauter. Der Mund bewegte sich wie in Zeitlupe und verdoppelte sich, verdreifachte sich, bis schließlich tausende Münder auf mich einredeten. Sie sagten alle dasselbe aber insgesamt war es nur ein Geräusch. Ein schreckliches und grausames Geräusch, das in meinen Ohren schmerzte und in meiner Seele.
Im letzten Moment erschuf ich eine Illusion. Es schien so als würde ich ruhig am Tisch sitzen und essen doch die Realität sah anders aus.
Ich konnte dem Lärm in meinem Kopf nicht mehr standhalten. Ich sprang von meinem Stuhl auf, der dabei nach hinten flog und raufte mir die Haare. Immer und immer wieder schüttelte ich den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, doch was mir sonst immer gelang, funktionierte diesmal nicht.
Stattdessen erhob sich eine Stimme über alle anderen bis nur noch ein Mund sprach. Die Stimme klang jedoch nicht nach Odin, auch wenn ich genau wusste, dass er diese Worte ausgesprochen hatte. Sie war klar und tief, schien von weit her zu kommen, doch gleichzeitig war sie unerträglich laut, so als ob sie mir direkt ins Ohr brüllen würde. Die Worte wurden deutlicher bis ich sie schließlich vollständig realisierte:
Laufeys Sohn
Mit einem Aufschrei fiel ich zu Boden.
Meine Gefühle, die ich solange zu verbergen gewusst hatte, zwangen mich in die Knie.
Als ich langsam wieder zu mir kam, bildete sich eine Träne in meinem Augenwinkel. Doch immernoch wiederholte ein Echo unaufhörlich die Worte meines Vaters.
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BEHIND BLUE EYES (loki ff)
FanfictionRosie führt ein ganz normales Leben. Zumindest war es das, bis in einer regnerischen Nacht ein Mann in ihrem Pool landet.