Roadtrip part 1

155 15 5
                                    

Lokis Sicht

Panisch suchte sie mit ihren Augen die Wände, die Decke und die Ecken ab und seufzte verzweifelt. ,,Wahrscheinlich werden wir genau jetzt gerade beobachtet." flüsterte sie mit zitternder Stimme und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust,  ich legte mein Kinn auf ihren Scheitel. Sie wimmerte leise und ich versuchte vergeblich sie irgendwie zu beruhigen. ,,Ich will einfach weg von hier." schluchzte sie. ,,Irgendwohin wo uns niemand verfolgt. Wo uns niemand sehen kann!"

Plötzlich kam mir eine Idee und ich drückte Rosie wieder etwas von mir weg, sodass ich ihr in die Augen sehen konnte. ,,Warum gehen wir dann nicht einfach weg?" Ungläubig schaute sie mich an. ,,Wohin denn?" fragte sie schwach und wischte sich über die Augen. ,,Wohin du willst." wisperte ich und lächelte sanft. Sie hielt einen Augenblick inne, als würde sie in Gedanken etwas abwägen, dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, sie hörte auf zu weinen und schritt entschlossen die Treppe nach oben. Ich folgte ihr überrascht und als ich ebenfalls das Zimmer betrat, war sie schon damit beschäftigt das Nötigste in einen kleinen Koffer zu schmeißen, der offen auf dem Bett lag. ,,Okey Rosie ganz langsam, wir müssen es ja nicht überstürzen!" ermahnte ich sie mit ruhiger Stimme aber sie machte trotzdem weiter. Sie wollte das wohl gerade nicht hören. Ich wusste inzwischen wie stur sie war, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und deshalb wusste ich auch, dass es jetzt absolut sinnlos gewesen wäre zu versuchen sie zu irgendetwas zu überreden. Also seufzte ich und holte wortlos eine Tasche aus dem Schrank, in die ich hastig ein paar Klamotten packte. ,,Und du willst das wirklich durchziehen?" fragte ich, als ich schließlich ihren Koffer nach unten brachte. ,, Es war doch deine Idee." erwiderte sie grimmig und murmelte fast unhörbar:,, außerdem halte ich es hier nicht mehr aus." Dann schnappte sie sich ihren Koffer aus meiner Hand und ohne sich noch einmal umzudrehen lief sie zum Wagen und stieg wortlos ein. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf, dann schloss ich die Haustür ab, verstaute das Gepäck im Kofferraum und stieg ein.


Rosies Sicht

Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so etwas spontanes und unüberlegtes getan und in jeder anderen Situation hätte ich mich es wahrscheinlich niemals getraut aber jetzt wollte ich einfach nur noch weg von zu Hause. Weg von Nick und weg von Emily. Die Einzige, die ich vermissen würde war Danny aber ich konnte mich jetzt erstmal nicht von ihr verabschieden. Das musste warten.  Ohne mir noch weiter den Kopf zu zerbrechen drehte ich den Schlüssel im Schloss und der Motor heulte auf, als ob er es gar nicht erwarten könnte, Arbeit zu bekommen. Verbittert richtete ich meine Augen auf die Straße. Das weinende, verzweifelte Mädchen in mir war verschwunden und zurück blieb nur noch mein starkes und wild entschlossenes Ich. Wenn es uns hier nicht erlaubt war glücklich zu sein, dann eben woanders... Mit diesem Gedanken gab ich Gas und mein Haus wurde im Rückspielgel immer kleiner und kleiner, bis es schließlich verschwand.

Wir fuhren einfach weiter Richtung Süden, ohne dass ich irgendein bestimmtes Ziel hatte. Je weiter ich mich von zuhause entfernte, desto besser wurde meine Laune und ich fühle mich mit jedem Kilometer leichter. Es war als würde ein riesiges Gewicht nach und nach von mir abfallen. Wir waren schon einige Stunden gefahren, als ich plötzlich realisierte, wo wir uns befanden. Vor uns teilte sich die Autobahn in mindestens acht Spuren und wir waren auf dem Weg zu einer der Schranken, die den Grenzübergang versperrten. Wir mussten kurz vor Italien sein. Wow, die Strecke war mir gar nicht so lang vorgekommen... Ich schaute zur Seite, und wollte eigentlich Loki fragen, was wir jetzt machen sollten, aber er war eingeschlafen und sah so süß aus, dass ich ihn nicht wecken wollte. Also überlegte ich kurz, dann zuckte ich mit den Schultern und murmelte ,,Was soll's?..." Dann fuhr ich an einen der Schalter. Die Dame in der Kabine nannte mir den Preis und ich kramte in meiner Jackentasche nach meinem Geld. Ich zog meine Hand aus der Tasche und öffnete sie. Zwischen den Münzen war immer noch das Foto, das ich aus dem Schließfach mitgenommen hatte. Nachdenklich starrte ich auf das Bild,  bis mich ein Hupen hinter uns unsanft aus meinen Gedanken holte. Hektisch steckte ich das Foto wieder ein, das Geld reichte ich der Frau, die uns mit einer lässigen Handbewegung durchwinkte, als sich die Schranke öffnete. Ich atmete tief durch, als wir wieder schneller fuhren und die Grenze hinter uns ließen. ,,Was war denn eben los?" fragte Loki verschlafen neben mir. Er musste von dem Hupen aufgewacht sein. ,,Ach nichts, nur so ein ungeduldiger Typ hinter uns." meinte ich beiläufig und stellte das Radio an. Es kamen gerade Nachrichten und die monotone Stimme des Sprechers las das Wetter vor. Gelangweilt starrte ich auf die Straße. Erst am Schluss wurde ich hellhörig, als ein Polizeisprecher die Warnung aussprach, man solle heute Nacht auf keinen Fall Anhalter mitnehmen, Genaueres aber verschwieg. Was das wohl für einen Grund hatte? Ich fand das äußerst beunruhigend, doch nach den nächsten drei Songs, hatte ich es schon wieder vergessen.

BEHIND BLUE EYES (loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt