Wer bist du?

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Lokis Sicht
Thor ignorierte mein Zeichen gekonnt und fuhr noch lauter fort:
,,Ich glaub es einfach nicht! Das zweite Mal! Das verdammte zweite Mal Loki! Wird das jetzt etwa zu deiner Gewohnheit?! Weißt du, seinen Tod vorzuteuschen ist eine der unehrenhaftesten Arten, seinen Problemen davonzulaufen und-"
,,Aber du musst zugeben, es hat schon Stil..." unterbrach ich den Redeschwall meines inzwischen rot angelaufenen Bruders und grinste.
,,Was glaubst du eigentlich, wer du bist! Du- "
,,Loki, soweit ich mich erinnern kann. Ich war zwar eine Weile weg, aber dass du nicht einmal mehr meinen Namen weißt, enttäuscht mich schon ein wenig, Bruder." unterbrach ich ihn erneut und beobachtete genüsslich sein immer röter werdendes Gesicht.
Er war kurz davor zu explodieren.
Doch plötzlich schien er sich wieder im Griff zu haben, zog scharf die Luft ein und versuchte ruhig weiterzureden, wobei er einen erbärmlichen Versuch unternahm, seinen Zorn zu unterdrücken, was seine Stimme unnatürlich hoch klingen ließ.
,,Und- und was zur Hölle ist das da?" presste er hervor und deutete auf Rosie, die langsam blinzelnd erwachte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
,,Das da-" ich legte meinen Arm um Rosie ,,-ist meine Freundin."
Amüsiert studierte ich den Ausdruck meines Bruders. Man konnte förmlich sehen, wie die sonst so trägen Zahnräder in seinem Gegirn auf Hochtouren liefen.
Mittlerweile war Rosie gänzlich aufgewacht, starrte verwirrt in Richtung Tür und Zog sich erschreckt die Decke höher über ihre bloßen Schultern.
,,Ah du bist wach, gut." bemerkte ich in ihre Richtung. ,,Rosie, das ist Thor. Thor, das ist Rosie. Da wir uns jetzt alle so rührend vorgestellt haben, würdest du uns einen Augenblick entschuldigen? Wir würden uns gerne anziehen, bevor du uns weiter deine unendliche Weisheit vermittelst." Mit meiner Hand winkte ich in Richtung Tür, doch mein Bruder stand nur ungläubig im Türrahmen und versuchte herauszufinden, ob das gerade alles wirklich passierte oder ob er immer noch träumte.
,,Gut, wie du willst, dann darfst du eben meinen Adonis-Körper bewundern.. Sieh und staune!" Seufzte ich und schlug gleichgültig die Decke zurück. Rosie neben mir konnte sich nur knapp einen Lachanfall verdrücken und Thor kehrte wieder in die Realität zurück.
,,Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Ist ja gut, ich geh ja schon!" sagte er schließlich hektisch und beeilte sich, aus dem Zimmer zu kommen. ,,Na toll, dieses Bild werde ich nie wieder los..." brummte er noch, bevor er die Tür schloss.
,,So beeindruckt?" rief ich ihm mit einem breiten Grinsen hinterher aber es kam keine Antwort.

,,So, den sind wir erstmal los. Wenn auch sicher nicht für lange.." seufzte ich und stand vollends auf, um unsere Klamotten aufzusammeln.
,,Das ist also dein Bruder." stellte Rosie nachdenklich fest. ,,Der muss ja ziemlich wütend auf dich sein."
Ich seufzte erneut. ,,Ich kann zwar nicht gerade behaupten, dass ich ihm keinen Grund dafür gegeben hätte, aber das ist nur fair. Ich mache was ich will."
,,Ja, das weiß ich inzwischen." lächelte Rosie und stieg ebenfalls aus dem Bett. Sie schnappte sich ihre Unterwäsche und das Kleid, das ich für sie ausgesucht hatte und verschwand im Bad.

,,Weißt du was?" rief es nach einer Weile aus dem Badezimmer.
,,Ich weiß alles." rief ich zurück und grinste.
Von drinnen kam nur ein stöhnen.
,,Nein ernsthaft, was ich sagen wollte:
Ich sollte eigentlich ziemlich überwältigt sein oder nicht? Ich meine ich bin hier auf eimem anderen Planeten, mit einem Gott, der zufällig auch noch mein Freund ist und mit dem ich gestern Abend geschlafen habe. Ich habe gerade den Gott des Donners, seinem Bruder kennengelernt und nicht zu vergessen: Ich wurde entführt und habe ungefähr eine Woche in einem unterkühlten Kellergewölbe in Venedig verbracht."
,,Stimmt, klingt so als könnte man durchaus erwas verwirrt sein nach diesen Umständen." grinste ich und lehnte mich an die Wand neben die Badezimmertür, die sich genau in diesem Augenblick öffnete.
,,Aber ich bin es nicht." flüsterte Rosie und zuckte mit den Schultern. ,,Nicht im geringsten. Und ich frage mich wieso."
,,Naja ich schätze du warst gestern ziemlich abgelenkt, nicht wahr?" erwiederte ich und rang mir ein Lächeln ab um meine Gedanken zu überspielen. Ich wusste genau wieso.

Rosies Sicht:
Ich grinste und drückte ihm schnell einen Kuss auf, dann lief ich an ihm vorbei auf den vergoldeten Balkon.
Ich spürte seine Haut kühl an meinem Arm, als er sich neben mich stellte.
,,Und wie geht es jetzt weiter?" wollte ich wissen und schaute Loki fragend von der Seite an.
Er zuckte mit den Schultern.
,,Wir bleiben wohl erstmal eine Weile in Asgard. Hier ist es sicherer als auf der Erde." erwiederte er gedankenverloren. ,,Sicherer vor was?" fragte ich und holte ihn damit wieder aus seinen Gedanken.
,,Ach ähm vor diesen Entführern natürlich und- und Nick!" beeilte er sich zu sagen und der Versuch, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, scheiterte.
Ich nickte und hakte nicht weiter nach, auch wenn mir sein Verhalten etwas seltsam vorkam...
Da kam mir eine Frage in den Kopf, die ich schon unzählige Male gestellt hatte, und die er mir nie beantwortet hatte:,,Loki, wer bist du eigentlich?- Ich meine, ich weiß so wenig über dich, deine Familie, deine Heimat, deine Geschichte und ich...."
,,Du willst wissen, wieso alles so geschah, wie es geschah... Ich verstehe." Er nickte nachdenklich.

Einige Augenblicke starrte er noch gedankenverloren in die Ferne und sein Gesicht nahm ungewöhnlich ernste Züge an, die ich bis jetzt nur selten bei ihm gesehen hatte. Dann atmete er tief ein und seufzte. ,,Eigentlich rede ich nicht gerne über vergangene Dinge. Sie lenken einen von der Gegenwart ab und lassen einen das wirklich Bedeutende vergessen...
Aber ich will dir alles erzählen, was du verdienst zu wissen. Doch sei dir gewahr: Du wirst vielleicht so manches von dem, was du hörst, nicht gutheißen, bevor ich dir also erzähle, was du zu wissen begehrst, beantworte mir eine Frage:"
Es folgten wieder einige Augenblicke der Stille.
,,Wenn ich dir sage, was ich wirklich bin, würdest du mir den Rücken kehren?
Und wenn ich dir gefährlich erschiene, würdest du dich fürchten?"
Wenn er auch die ganze Zeit bis jetzt nur streng geradeaus geschaut hatte, so wandte er nun seinen Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Ich wollte erst etwas dumnes erwiedern, weil das zwei Fragen waren, nicht eine, aber als er mich ansah, trafen mich seine tiefblauen Augen mit solcher Kraft und Ernsthaftigkeit, dass das kleine Schmunzeln augeblicklich aus meinem Gesicht verschwand. Ich konnte beinahe die Spannung spüren, die in der Luft lag und ich konnte seinem durchdringenden Blick nicht länger als einen kurzen Augenblick standhalten. Betreten schaute ich auf seine Brust.
,,Würdest du?" Flüsterte Loki kaum hörbar und ich spürte, dass sein Blick immer noch auf mir ruhte.
Ich zwang mich, meinen Blick wieder zu heben, auch wenn es mir innerliche Schmerzen bereitete, diesen bestimmten Blick auf seinem Gesicht zu sehen. Für einen Moment sah er so aus, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern ruhen und ich glaubte, soetwas wie Trauer in seinen Augen lesen zu können, auch wenn ich mir bis jetzt ziemlich sicher war, dass solche Gefühle bei ihm gar nicht möglich waren.
Zum einen weil mich dieser Blick zu sehr durcheinanderbrachte um eine klare Antwort zu geben und zum Andern weil ich genau diesen Blick nicht mehr ertragen konnte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte Loki kurzerhand einen sanften Kuss auf die Lippen. Wie wenn diese kurze Berührung meine Gedanken wieder klar gemacht hätte, flüsterte ich ohne darüber nachdenken zu müssen ein bestimmtes ,,niemals" und nun war mein Blick es, dem er nich lange standhalten konnte. Dennoch glaubte ich einen Hauch von Erleichterung aus seinem Gesicht lesen zu können.
Er wandte sich wieder dem Garten zu.
,,Also gut. Dann will ich dir erzählen, was ich bin."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 12, 2019 ⏰

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BEHIND BLUE EYES (loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt